35. Stadtallendorfer Adventskonzerte - vierter Advent
Am vierten Advents gab es bisher in der Stadtkirche von Stadtallendorf bisher immer das Quempas-Singen. Das war auch für den 18.12.2016 so angekündigt. Das gespielte Programm passte allerdings nicht ganz dazu.
Schon vor Konzertbeginn fiel eine wesentliche Änderung zum früheren Quempas-Singen auf: Der Platz vor dem Altar war mit einem Orchester belegt. Dort befand sich das Collegium Musicum, welches zwar immer im Mittelpunkt des Konzerts zum ersten Advent steht, aber noch nie beim Quempas-Singen dabei war.
Kurz vor Beginn probte Musikschulleiter Philip Schütz kurz mit den Besuchern das Lied "Mache dich auf und werde Licht".
Das Konzert begann mit dem schon in früheren Jahren gesungenen "Stimmet Hosianna an". Durch das Zusammenspiel von allen beteiligten Musikern einschließlich Orchester ergab sich ein beeindruckender Klang. Das Lied hatte durch die Orchesterbegleitung deutlich gegenüber früheren Aufführungen gewonnen.
Nach diesem großartigen Beginn gab es die Begrüßung durch Philip Schütz, der die beteiligten Gruppen aufzählte, aber auch eine traurige Nachricht für die Besucher hatte: Cantamus fehlte beim Quempas-Singen wegen eines Trauerfalls in der Gruppe: Pfarrer Matthias Krieg war am 15. Dezember gestorben. Svenja Neumann zündete für ihn eine Kerze an.
Anschließend wurden die Kerzen der Besucher beim Singen von "Mache dich auf und werde Licht" angezündet. Pfarrerin Svenja Neumann und Pfarrer Diethelm Vogel teilten die Kerzenflamme aus - bisher hatten das die Kinder aus dem Kinderchor gemacht. Für die Besucher auf der seitlichen Empore gab es aus Brandschutzgründen kein Kerzenlicht.
Nach einem Instrumentalstück der Flötengruppe Klangvoll, einem Lied des Frauenchors von St. Katharina und einem Gemeindelied gab es die erste Darbietung, die nicht zum typischen Angebot beim Quempas-Singen gehörte: Alena Weitzel sang bei Klavierbegleitung "Hallelujah" von Leonard Cohen. Normalerweise singen beim Quempas-Singen Chöre und keine Solisten. Die Besucher spendeten der Sängerin Applaus, wobei es schöner gewesen wäre, darauf wie bei den vorangegangenen Stücken zu verzichten und bis zum Ende des Quempas-Singen zu warten.
Nach zwei Liedern vom gemischten Chor St. Michael und dem Männergesangverein wurde "Hoch, tut euch auf" von allen Musikern zusammen präsentiert. Am Ende des Konzerts gab es eine weiteres Stück für alle Musiker.
Neu im Programm war in diesem Jahr der Kinderchor von der freikirchlichen Gemeinde "Kreuz der Liebe", welcher zunächst das Lied "So groß ist der Herr" unter musikalischer Begleitung aus der Tonkonserve vortrug. Beim "Kreuz der Liebe" gibt es einen relativ hohen Anteil von russischspraching Mitgliedern, was auch beim Kinderchor herauszuhören war. Die vorgetragenen Stücke gehörten zu den längsten Liedern.
Überhaupt nicht ins Quempas-Singen passte das Konzert für Oboe in d-moll mit Peter Sanders als Solist. Das fast eine Viertelstunde dauernde Instrumentalstück hat weder einen Bezug zum Singen noch eine geeignete Länge, wobei die anderen Lieder oder Instrumentalstücke meist eine Länge von zwei bis drei Minuten haben.
Für Darbietungen wie das Obonkonzert gibt es schließlich das Konzert am ersten Advent, welches immer vom Collegium Musicum gestaltet wird. Das Instrumentalstück war bereits am ersten Advent 2016 zu hören.
Auch wenn das Collegium Musicum bei einigen Liedern eine schöne Bereicherung war, hat der Verzicht auf das Orchester den Vorteil, dass man den Chören mehr Raum geben kann, zumal bereits drei Adventskonzerte mit Orchestermusikern im Angebot waren. Außerdem bleibt immer noch die Möglichkeit, einzelne Streicher als Begleitung einzuladen.
Das Oboenkonzert war außerdem nicht die einzige Wiederholung aus den vorangegangenen Adventskonzerten: Die beiden Stücke vom Musikschulchor waren bereits eine Woche vorher zu hören gewesen, wobei das zweite (Schau auf die Welt) sogar zweimal gespielt wurde, nämlich am Schluss des Konzerts noch einmal als Zugabe.
Das namesgebende Lied "Den die Hirten lobeten sehre" (Quempas) klang 2016 etwas eintönig, da es komplett mit Orgelbegleitung gespielt wurde. Früher war ein Wechsel in der Instrumentalbegleitung üblich: Der Kinderchor wurde auf dem Klavier begleitet, und in den Zeiten, als noch ein Posaunenchor mitmachte, spielte dieser auch einige Strophen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist zudem die harte Aussprache der jungen Sänger.
Übrigens hätte der Quempas auch Möglichkeitn für ein Orchestr geboten, indem man ihn um ein die Melodie aufgreifendes Vor- oder Nachspiel erweitert.
Das Adventskonzert dauerte über 110 Minuten und war damit nach der Beurteilung verschiedener Besucher zu lang. Für eine optimale Länge von etwa 90 Minuten hätte man nur das Oboenkonzert und das Gesangssolo streichen müssen. Bei mir stellte sich der Eindruck ein, dass das bewährte Konzepts des Quempas-Singen zugunsten einer Art Leistungsschau des kirchlichen Musikangebots aufgegeben wurde. Manchmal gilt jedoch, dass weniger mehr ist. Eine stimmige Auswahl ist wichtiger als möglichst aufwändige Musikdarbietungen.
Es bleibt abzuwarten, ob es noch einmal ein richtiges Quempas-Singen geben wird. 2017 wäre ein gutes Jahr, sich von diesem Angebot zu trennen. Der vierte Advent fällt nämlich auf den 24. Dezember, so dass an diesem Tage kein Konzert angeboten werden kann. Neben Ausweichen auf den Samstagabend wäre auch das Streichen des vierten Adventskonzerts eine valide Möglichkeit.
Falls man das Quempas-Singen nicht aufgeben möchte, lohnt sich ein Blick auf die vergangenen Konzerte. Ein einheitlich gekleideter Chor, der mit Kerzen in der Hand vor dem Publikum steht, ist ein stimmungsvoller Anblick. Zudem sollte es möglich sein, einige Posaunenspieler zu finden, die beim Quempas mitwirken.