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Von Neustadt nach Point Alpha - HR4-Tour angeradelt

Vom 21.8. bis 23.8. findet die HR4-Tour 2009 statt, welche von Bad Hersfeld aus an den östlichen Rand von Hessen führt. Das habe ich zwei Wochen vorher zum Anlass genommen, einen Teil der Strecke schon einmal probezuradeln.
Am ersten Tage soll die HR4-Tour von Bad Hersfeld nach Bebra führen. Auf direktem Wege sind das nur etwa 15km, aber die Tour führt erst einmal zur Landesgrenze bei Point Alpha und über Philippsthal an der Werra, wodurch sich eine Strecke von fast 80km ergibt. Ich bin nur den Streckenteil bis Point Alpha geradelt, dafür aber in Neustadt gestartet.

Von Neustadt nach Bad Hersfeld
Für meine Tour bin ich früh aufgestanden und von Stadtallendorf nach Neustadt mit dem um 5:37 abgehenden Zug gefahren. Da ich eine lange Tour vor mir hatte, war einerseits ein früher Start nötig, andererseits entschädigen die Morgenstimmung und die frische Morgenluft für den versäumten Schlaf. Nicht umsonst heißt es, dass morgens die Welt noch in Ordnung ist. Von Neustadt aus bin ich über Wasenberg, Ransbach und Loshausen nach Riebelsdorf geradelt. Ab dort gibt es einen tollen Radweg, welcher bis Wahlshausen auf der Trasse einer früheren Bahnstrecke führt. Zwischen Kleinroppershausen und Wahlshausen ist der Bau des Radweges noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Fahrbahn ist schon komplett. Noch in Arbeit sind Arbeiten an der Böschung und Sicherungsmaßnahmen für die Straßenkreuzungen sowie die Geländer für zwei Brücken. Leider wurde der Radweg etwas zu gut gepflegt: An einem Teil der Strecke standen einige Zeit vorher noch viele Königskerzen, die leider dem Mäher zum Opfer gefallen waren.
Der Knüllbahnweg führt nicht auf direktem Wege zum Ziel, sondern windet sich so durch die Landschaft, dass man den an der Strecke liegenden Bahnhof Ottrau einige Kilometer später noch einmal in der Ferne sehen kann. Dafür kann man bequem und steigungsarm fahren. Leider fährt man nur bis Wahlshausen auf der Bahntrasse - danach geht es auf gewöhnlichem Radwege weiter. In Wahlshausen stehen übrigens zwei Infomännchen mit Hinweisen zum 700-jährigen Bestehen von Wahlshausen. Sie sehen aus wie die Infomännchen, die die Deutsche Bahn in größeren Bahnhöfen stehen hat, weisen aber leichte Unterschiede in der Form auf.

Auf dem Radweg bin ich durch Kirchheim und unter einer imposanten Brücke der ICE-Strecke hindurch bis nach Niederaula gekommen. Ab Niederaula gibt es sogar noch eine Bahnstrecke nach Bad Hersfeld, die jedoch nur noch für Holztransporte benutzt wird. Von dem früheren Bahnhofsgebäude, welches im Jahr 2000 noch vorhanden war, ist aber nichts mehr übrig. Da Bahnstrecken aber nichts fürs Fahrrad sind, bin ich auf der B62 nach Bad Hersfeld gerollt. Wenn man diese Straße am Ortsrand verlässt, gelangt man direkt zum Kurpark. Dort sah ich etwas Ungewöhnliches: Auf der Wiese war etwas, was wie eine dampfende Quelle aussah. Heiße Quellen gibt es zwar in Wiesbaden, sind mir aber nicht aus Bad Hersfeld bekannt. Bei Betrachtung aus der Nähe zeigte sich, dass es sich um eine geschickte Täuschung handelte: Aus kleinen Düsen in der Einfassung wurde feiner Nebel gesprüht. Das erwies sich als nützlich, denn ich konnte mich durch den Aufenthalt im Nebel gut abkühlen.
In Bad Hersfeld habe ich neben einer kleinen Tour durch die Altstatt noch einen Abstecher zum Bahnhof gemacht. Der hat eine Unterführung mit LED-Beleuchtung, welche für wechselnde Farben sorgt. Im Bahnhof trifft man auf Cantus- oder ICE-Züge. Als ich nach dem Bahnhofsbesuch den Startpunkt der HR4-Tour erreichte, zeigte mein Kilometerzähler eine Strecke von 77km an.

Von Bad Hersfeld nach Point Alpha
Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Bad Hersfeld ist die Stiftsruine, in welcher die Bad Hersfelder Festspiele stattfinden. Verlässt man die Anlage in Richtung Stadtmitte, so kommt man zum Linggplatz, wo die HR4-Tour von 2009 beginnt. Nach dem Verlassen von Bad Hersfeld folgt die Tour im wesentlichen dem Radweg R12 durchs Haunetal bis zur gleichnamigen Gemeinde. Das erste Dorf an der Strecke ist Unterhaun. Als Besonderheit gibt es dort noch einen Bahnübergang mit Schrankenwärterhäuschen. Ein Schrankenwärter kurbelt die Schranke bei Bedarf von Hand herunter. Während meiner Anwesenheit kam gerade der ICE mit Namen Marburg vorbei, welcher im Jahr 2003 in Marburg getauft wurde.

Leider ist der R12 nicht durchgehend geteert. Mit dem Rennrad war der ungeteerte Streckenabschnitt ziemlich holprig. Als ich dann wieder Teer unter den Reifen hatte, musste ich feststellen, dass mein Hinterreifen Luft verlor. Ich bin mit mehrmaligem Aufpumpen noch bis Neukirchen (nicht zu verwechseln mit dem Neukirchen am Knüllbahnweg) gefahren und habe mich dort dazu entschlossen, das Loch zu flicken. Bei relativ schmalen Felgen ist das Abziehen des Reifens leider etwas mühsam. Zum Glück war das Loch schnell gefunden, und mit einem Flicken ging es dann weiter. Leider kam kurz danach noch einmal ein holpriges Stück Radweg bis zum nächsten Dorf mit Namen Rhina. Dort musste ich feststellen, dass ich ein Schild verloren hatte, welches ich noch während der Pause bei Neukirchen im Fahrradkorb hatte. Also musste ich noch einmal ein Stück Schotterweg zurück fahren - zum Glück nicht ganz so viel wie erwartet. Als ich dann endlich Rhina hinter mir hatte und nach der Überquerung der vielbefahrenen B27 auf einen Abschiedsgruß der Gemeinde Haunetal stieß, stellte ich fest, dass ich übers Ziel hinaus geradelt war und zurück nach Neukirchen musste. Ich entschied mich dann zur Benutzung der B27. Als ich diese endlich an der einzigen Abfahrt im Ort verlassen konnte, stieß ich immerhin auf einen Friedhof. Im Sommer sind Friedhöfe für Radfahrer sehr praktisch, weil man dort meistens Trinkwasser zapfen kann - und davon braucht man an einem heißen Sommertag reichlich.

Nach Neukirchen verläuft die Tour-Strecke zum ersten Mal bergan: Drei Kilometer bis Oberstoppel geht es kräftig bergauf. Danach ist die Steigung überwunden, aber im nächsten Dorf gab es ein weiteres Hindernis: In Dittlofrod war gerade eine Totalerneuerung der Hauptstraße im Gange. Für mein Fahrrad war das viel zu holprig, also musste ich durch den Ort schieben. Hinter Dittlofrod geht es dann bergab über Arzell nach Eiterfeld. Danach geht es noch einmal bergauf bis Leibolz und dann wieder abwärts. Kurz vor Großentaft biegt die Strecke der HR4-Tour auf den Kegelspielradweg ab, welcher auf einer ehemaligen Bahntrasse verläuft, und folgt diesem bis zur Straßenkreuzung am Ortsausgang. Danach wird die Straße nach Rasdorf benutzt. Vor Rasdorf geht es auch wieder kräftig bergab - leider muss man danach wieder bergauf bis zur Museumsgrenze fahren. Und dabei stieß ich noch auf eine weitere Straßenbaustelle: Bei der Zufahrtsstraße war der Belag abgefräst worden. Man konnte aber noch gut mit dem Fahrrad drüber fahren. Die HR4-Tour wird diese Straßenbaustelle sicherlich auch noch vorfinden, denn laut Schild an der Bushaltestelle dauert die Straßensperrung bis zum 30.8.

An der Landesgrenze zu Thüringen finden sich ein Grenzmuseum, verschiedene Grenzzäune und Point Alpha. Ich habe meine Tour auf eine Besichtigung der Grenzanlagen beschränkt und mich gegen 17:45 Uhr auf den Rückweg begeben.

Von Point Alpha nach Stadtallendorf
Für die Heimreise bin ich zunächst zurück bis Großentaft gefahren, um von dort den Kegelspielradweg nach Hünfeld zu benutzen. Dabei ging mein Hinterrad noch einmal platt. Nach zweimaligem Aufpumpen hat es jedoch bis Hünfeld durchgehalten. Am Kegelspielradweg finden sich inzwischen diverse Tafeln mit Sprüchen in Mundart wie "Onn Lichtmess wonn de Herrn bei Dog ass!". Der englischsprachige Leser mag sich bei diesem Spruch etwas wundern, da für ihn die letzten Worte soviel wie "Hundearsch" bedeuten.
Nach einer entspannenden Abwärtsfahrt auf der ehemaligen Bahntrasse war ich um 19:15 Uhr in Hünfeld. Mein Kilometerstand war bei 155km. Für die Rückfahrt wollte ich die Bahn benutzen. Dabei gab es drei Fahrtmöglichkeiten im Nahverkehr: Eine Fahrt über Kassel mit Ankunft 23:23, eine noch längere Fahrt über Frankfurt mit Ankunft 0:09 und eine Fahrt über Alsfeld. Die Fahrt über Kassel ist mehr als doppelt so teuer wie die über Frankfurt, welche zum RMV-Tarif erfolgt. Die Fahrt über Alsfeld hat um diese Uhrzeit einen Nachteil: Der Zug endet dort und fährt nicht mehr weiter nach Gießen, so dass man aufs Rad umsteigen muss. Da mein Rad das letzte Stück noch gut durchgehalten hatte, entschied ich mich für Alsfeld.
Die Rückfahrt von Alsfeld beginnt mit drei ordentlichen Steigungen: Eine vom Bahnübergang bis zum Ortsrand, dann eine in Leusel und noch eine in Angenrod. Danach geht es dann aber abwärts bis kurz vor Niederklein. Als ich zu Hause ankam, hatte ich einen Kilometerstand von 181km. Dafür war es erst 22:39 Uhr - so schnell wäre es bei einer Bahnfahrt bis Stadtallendorf nicht gegangen. Wobei ich noch viel früher hätte da sein könnte, wenn ich nicht in Fulda fast eine Stunde auf den Anschlusszug hätte warten müssen.

Infos zur HR4-Tour
Die HR4-Tour geht durch folgende Orte:
21.08: Bad Hersfeld - Point Alpha - Schloss Philippsthal - Bebra (78 km)
22.08: Bebra - Herleshausen - Wanfried (Dokumentationszentrum) - Eschwege (75 km)
23.08: Eschwege - Witzenhausen - Kassel (65 km)
Karten mit der genauen Route und weitere Informationen sind im Internetangebot vom Hessischen Rundfunk zu finden.

Passend zur Tour gibt es noch ein Sonderangebot vom NVV mit Namen EntdeckerTicket: Für nur 3,80€ kann das NVV-Gebiet vom 21.8. 16 Uhr bis 22.8. Betriebsschluss oder am 23.8. befahren werden. Für Gruppen bis fünf Personen kostet es 8€. Das NVV-Gebiet erstreckt sich von Wiera bis Neukirchen an der Haune.
Wer aus Richtung Fulda kommt, kann gut Verbundfahrkarten vom RMV und NVV kombinieren, da es in den Cantus-Zügen zwischen Kassel und Fulda Fahrkartenautomaten gibt.

Links
Bilder von der HR4-Tour Bad Hersfeld - Bebra
HR4-Tour 2008
Anradeln HR4-Tour 2008

  • Bahnhof Ottrau - vom Knüllbahnweg hinter Weißenborn aus gesehen
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke
  • Bild 6 / 36
  • Potemkinsche Lok in Wahlshausen: Hier war seit über 30 Jahren kein Zug mehr
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke
  • Bild 8 / 36

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1 Kommentar

Vielen Dank, das ich mit Dir auf diese Radtour gehen konnte ... und es war auch gar nicht anstrengend. Toller Bericht und sehr schöne Bilder.

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