Der Erzbischof von Köln Joachim Kardinal Meisner feiert am 25. Dezember seinen 75. Geburtstag
Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner begeht am 1. Weihnachtsfeiertag seinen 75. Geburtstag. Weil ich ihn als geraden, aufrichtigen Christen sehr schätze möchte ich auf diesen Geburtstag hinweisen. Mir ist sehr wohl bewußt, dass Meisner polarisiert und dass ihm manch einer kritisch gegenüber steht. Deswegen habe ich nachfolgend auch den Text des Geburtstagsbriefes beigefügt, den Papst Benedikt der XVI. an Meisner gerichtet hat. Ich glaube, besser kann man den Erzbischof nicht charakterisieren.
Das Foto wurde anläßlich einesTreffens mit Joachim Kardinal Meisner am 17. Juni 2007 in Hundeshagen im Eichsfeld gemacht. Neben Meisner ist der Marburger Theologie Professor Hermann-Josef Röhrig zu sehen. Er leitet das Katholisch Theologische Seminar an der Philipps Universität.
Hier der Text des Briefe von Papst Benedikt an Kardinal Meisner:
Lieber Mitbruder!
Wenn ich daran denke, wie lebendig und dynamisch Du im Leben der Kirche und der Welt von heute stehst, dann fällt mir schwer zu glauben, dass Du an diesem Weihnachtsfest Deinen 75. Geburtstag begehst. Aber die innere und die äußere Zeit, das innere und das äußere Alter eines Menschen sind nun einmal zwei verschiedene Größen. Dabei hast Du wahrhaft nicht in einem windstillen Winkel der Geschichte leben können, sondern bist von frühester Jugend an und all die Jahre Deines Lebens hindurch in eine Zeit voller Drangsal und Mühen hineingeworfen worden.
Da stehen am Anfang die Jahre der Nazi-Diktatur, der Krieg, der Verlust der Heimat und das Einleben-Müssen in einer fremden Welt. Fremd und neu war sie für Dich zunächst als Diaspora, in der die Katholiken eine kleine Minderheit bildeten, fremd aber vor allem auch, weil sie von einer atheistischen Diktatur beherrscht wurde, deren Absicht es war, den christlichen Glauben in der Welt zum Verschwinden zu bringen - den Glauben, der Deine wirkliche Heimat war und der nun keine Zukunft mehr haben sollte.
Du hast mir erzählt, dass Du in dieser Zeit die Bilder der Kardinäle Mindszenty und Stepinac über Deinem Bett befestigt hast, weil Du einer wie sie werden wolltest. Das war nicht einfach Lust zum Widerspruch, wie sie jungen Menschen zu eigen ist. Es war Ausdruck einer tiefen und freudigen Verwurzelung im Glauben als der innersten Heimat Deiner ganzen Existenz. Es war Ausdruck dafür, dass Du im Glauben das wahre Leben gefunden hast, wie es der Herr sagt: «Ich lebe und auch ihr werdet leben» (Joh 14, 19).
Im Widerspruch gegen das Pseudo-Leben der Machthaber, die aus der Lüge lebten und gegen das Pseudo-Leben der Mitläufer, die sich der Lüge unterwarfen, hast Du das wirkliche Leben entdeckt, das auch des Leidens wert ist; das den Mut gibt, sich der Macht zu widersetzen, wenn sie gegen die Wahrheit und gegen das Gute steht. So hast Du dir gegen viele Widerstände den Weg zum Priestertum freigekämpft und aus innerster Zustimmung ja sagen können, als der Herr Dich rief.
Es war für Dich ein Geschenk, dass Du am Anfang Deiner priesterlichen Wege in Bischof Aufderbeck einem guten Hirten im Geist Jesu Christi begegnen und von ihm lernen durftest. Schon 1975 bist Du ins Bischofsamt berufen worden; fünf Jahre danach wurdest Du als Nachfolger von Kardinal Bengsch zum Bischof von Berlin ernannt und hattest nun für die ganze katholische Kirche im damaligen sozialistischen Deutschland einzustehen. Du kanntest keine Anbiederungen, keine falschen Kompromisse; von Deinem eigenen Glaubensweg her konntest Du den Menschen helfen, zu Christus in seiner Kirche zu stehen und im Glauben die wirkliche Hoffnung des Menschen zu finden, auch wenn die äußeren Umstände diesen Glauben endgültig in die Vergangenheit abzudrängen schienen.
Dann kam der Ruf nach Köln. Papst Johannes Paul II. war mit seinem visionären Blick für das Kommende davon überzeugt, dass nun gerade ein Bischof aus dem Osten ins westliche Deutschland gehen müsse, so wie er selbst von Krakau nach Rom gerufen worden war. Er war überzeugt, dass die Türen zwischen beiden Welten sich öffnen mussten und dass es der Glaube war, der allein sie wirklich öffnen konnte. Über die Vorgänge bei der Wahl und danach wollen wir hier nicht sprechen. Ich habe Dich bewundert, wie Du in den Anfechtungen jener Tage fest geblieben bist und nichts anderes tun wolltest, als dem Willen des Herrn und ganz praktisch dem Ruf des Heiligen Vaters Folge zu leisten. So waren die Anfänge in Köln nicht leicht. Aber weil Du nie für Dich selbst, sondern stets aus der Demut des Glaubens, aus der Liebe zu Christus gehandelt hast, darum haben immer mehr Menschen begriffen, dass Du wirklich der Hirte warst und bist, wie wir ihn in dieser Zeit brauchen. Den Vorbildern Deiner Kindheit treu, scheust Du Dich nicht zu widersprechen, wenn widersprochen werden muss, ohne auf Parteien oder auf taktische Vorteile Rücksicht zu nehmen. Du bist einfach Zeuge des Glaubens.
Das bringt Dir immer wieder schmerzliche Angriffe ein, aber doch auch den Respekt vor Deiner Furchtlosigkeit und vor Deiner Demut, mit der Du die unvermeidlichen Schläge erträgst. Vor allem aber bist Du ein Hirte, der den Menschen nachgeht, ihre Sprache spricht, ihr Leben teilt und so glauben hilft. Nun darfst Du in aller Mühsal auch die Früchte sehen, die aus solchem Wirken wachsen: dass es wieder mehr Bereitschaft gibt, den Ruf des Herrn zum Priestertum anzunehmen; dass Menschen das Sakrament der Buße entdecken und die innere Befreiung, die es schenkt; dass Anbetung viele ins Mitsein mit Gott hineinführt; dass junge Menschen den Weg Jesu Christi suchen und ihm folgen möchten. Der Weltjugendtag in Köln steht nicht nur mir, sondern Menschen aller Kontinente als Lichtzeichen Gottes im Gedächtnis. Dich selber hat der Glaube jung gehalten, und das wünsche ich Dir an diesem Tag: dass die Freude Gottes auch weiterhin Dein Leben bestimmt und dass Du auch weiterhin vielen ein Wegweiser zum wahren Leben sein darfst.
Dein
Benedictus PP XVI
Quelle des Textes:Permalink: http://www.zenit.org/article-16644?l=german
Wunderbare Rede des Papstes.
"Du bist einfach Zeuge des Glaubens. Das bringt Dir immer wieder schmerzliche Angriffe ein, aber doch auch den Respekt vor Deiner Furchtlosigkeit und vor Deiner Demut, mit der Du die unvermeidlichen Schläge erträgst." Ein solcher Angriff der linken Presse war das dritte Unwort des Jahres 2007, das Austrianer gerade wieder aufgewärmt hat.