Der Burgwaldpfad – Eine Traumroute?
Das man Werbung nicht immer vertrauen kann, ist allgemein bekannt. Das dies auch auf Wanderwege zutrifft, habe ich leider auch schon schmerzlich erfahren müssen. Zum Glück, so dachte ich bisher, gibt es da das Deutsche Wanderinstitut, das mit der Vergabe des Wandersiegels für die Qualität eines Weges bürgt. Wie gesagt, so dachte ich bisher.
So nahm ich mir in diesem Winter die Traumroute Burgwaldpfad vor. Von der Elisabethkirche in Marburg führt dieser zur Liebfrauenkirche in Frankenberg. Zumindest sollte er das. Auch wenn die Macher des Weges der Meinung sind, es sei eine Tageswanderung (für die immerhin 51 km werden 14 Stunden angesetzt), so entschloss ich mich doch, den Weg in Etappen zu gehen.
Gleich zu Beginn wurde ich angenehm überrascht, bereits nach wenigen Metern, hinter dem Pilgerfriedhof ging es auf einem schmalen Pfad in den Wald. Die erste Kilometer gaben mir wirklich genau dass, was ich von einem mit dem Deutschen Wandersiegel zertifizierten Weg erwarte. Naturbelassene Pfade und Wege, wunderschöner Wald, einfach herrlich.
Doch ab Wehrda begann ich an meiner Entscheidung zu zweifeln. Immer mehr führte die Strecke über Schotter und Teer, die Orte an deren Rand man kam oder die durchwandert wurden, sind zahlreich, Goßfelden, Sarnau, Göttingen, Oberrosphe, Melnau, Münchhausen, Ernsthausen und Frankenberg. Sicher, in Oberroshe war gerade Weihnachtsmarkt am Dorfmuseum und der Glühwein war wirklich lecker, aber ansonsten nervte diese Aneinanderreihung von Dörfern wie Perlen an einer Perlenschnur schon gewaltig. Und wenn der Weg dann mal auf einem naturbelassenen Pfad entlang führte, wie kurz vor Sarnau, dann hatte auch noch ein Landwirt diesen mit einem Elektrozaun in Beschlag genommen und als Weide umfunktioniert.
Von den wirklichen Besonderheiten des Burgwaldes ist hierbei nicht viel zu sehen. Vielmehr handelt es sich um einen Wetschaft – Höhenweg. Hierdurch kommt man allerdings in den Genuss von zahlreichen wundervollen Aussichten. Wer jedoch stundenlange Waldeinsamkeit und die großartigen Moorlandschaften des Burgwaldes sucht, der sucht sie auf diesem Weg vergebens.
Verbleibt damit einzig, dass ein Verbindungsweg von Marburg nach Frankenberg geschaffen wurde. Allerdings gibt es diesen schon, in Form des mit X1 gekennzeichneten Sternwegs. Und auch der unbestrittene landschaftliche Höhepunkt, die Ederklippen, sind bereits durch den Ederhöhenweg erschlossen. Hier folgt der Burgwaldpfad dann dem vorhandenen Weg eins zu eins. Schade, denn dieser führt entweder oberhalb oder unterhalb der Klippen entlang. So muss man auf eigene Faust diese herrliche Landschaft erkunden, wo die Eder, am Rand des Burgwaldes, aus dem Sandstein einen herrliche Klippenlandschaft heraus gewaschen hat und noch wäscht. Pfade, diese genauer zu erkunden sind vorhanden, warum nicht auch der Weg hindurch geführt wurde bleibt im dunklen.
So ist es fast überall so, dass die meisten Pfade, gerade im Bereich des Christenbergs, bereits durch OHGV – Wege erschlossen sind. Wirklich Neues wurde mit diesem Weg kaum geschaffen.
So mutet dieser Weg auch wie einer der alten OHGV – Wege mit all seinen Schwächen an. Möglichst jede Gemeinde berühren, lange Strecken auf befestigten „Wanderautobahnen“, der Weg quasi als Wirtschaftsförderung für die Region bedacht und die Bedürfnisse der Wandere hinten an gestellt.
Wenn dann die Strecke noch in Frankenberg an den Toren der Stadt endet, es eine Ausschilderung nur noch bis zum Bahnhof gibt und diese durch ein Viertel der Stadt führt, dass an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist und wenn man sich dann vom Bahnhof aus den Weg in die Altstadt noch selber suchen muss, dann fragt man sich in der Tat, wie schlecht ein Weg sein muss, damit das Deutsche Wanderinstitut ihm das Wandersiegel versagt.
Zumindest die Ausschilderung ist erstklassig, auf der gesamten Strecke habe ich mich nur zweimal verlaufen, aufgrund der zahlreichen Markierungen fällt dies sofort auf, da man diese Markierungen unmittelbar vermisst und man kann wieder zurück zur Strecke. So gut ist die Ausschilderung, dass ich die Etappe von Melnau zum Christenberg sogar im dunklen laufen konnte, ohne Probleme zu haben.
Ob es aber sinnvoll ist, zwanghaft neue Wege in dem gut erschlossenen Wandergebiet einzurichten, oder ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, die vorhandenen Wege nach den modernen Bedürfnissen umzubauen, bleibt dahingestellt.
Ein wirklicher Pfad, durch die endlosen Wälder des Burgwaldes geführt, fehlt sicher. Diesen zu bauen, hatten die Macher anscheinend nicht im Sinn. Somit bleibt, zumindest für mich, der Burwaldpfad eine antiquierte Strecke, die es nicht wirklich gebraucht hätte.