Schwierige Abschlepparbeiten in Stadtallendorf
Am 15.12.2009 wurde in Stadtallendorf eine E-Lok bei einem Rangierunfall so stark beschädigt, dass sie nicht mehr auf eigenen Rädern abtransportiert werden konnte. Erst Ende Januar konnte der Abtransport erfolgen.
Wer die beschädigte Lok mit der Nummer 155 093-8 in Stadtallendorf stehen sah, konnte außer etwas verbogenem und verbeultem Blech keine Schäden erkennen. Die Schäden am Fahrgestell waren jedoch so groß, dass die Lok nicht mehr auf eigenen Rädern auf der Schiene abtransportiert werden durfte. Am 29.12.2009 bekam die damals noch gegenüber vom Stellwerk am Busbahnhof abgestellte Lok Besuch von mehreren Männern, die die Lok einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Am 4. Januar schien die Lok verschwunden zu sein, war aber nur ans Ende des Abstellgleises gebracht worden, wo sie bis zum 30. Januar verblieb.
An jenem Samstag war eine Gruppe von Spezialisten mit der nötigen Ausrüstung nach Stadtallendorf gereist, um die beschädigte Lok transportfähig zu machen. Dazu waren sie mit dem für solche Aufgaben ausgerüsteten Hilfszug gekommen. Dieser ungewöhnliche Zug, welchen ich um 8:30 auf Gleis 3 im Stadtallendorfer Bahnhof entdeckte, wurde von der alten E-Lok 140 423-5, welche noch ihre aus der Bahn-Mode gekommenen blau-beige Lackierung hatte und übrigens auch am 29.12. in Stadtallendorf war, gezogen. Von den drei knallroten Wagen waren die ersten beiden als Energieversorgungswagen und Gerätewagen beschriftet und der letzte als Aufenthaltswagen.
Wenig später stiegen die mit dem Hilfszug gekommenen Männer aus, und und einige machten zunächst ein paar Fotos von diesem Zughalt. Kurz danach stellte sich das ganze Team vor dem Zug für ein Gruppenbild auf. Während mir einer eine dicke Spiegelreflex in die Hand drückte, damit ich ein Foto von der kompletten Truppe mache, witzelte ein anderer, das dies eine gute Gelegenheit wäre, schnell mit dem Ding davonzurennen.
Nach dieser Maßnahme zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls musste zunächst Gleis 4 geräumt werden, auf welchem noch ein Güterzug parkte. Anschließend wurde die abzuholende Lok auf dieses Gleis gebracht und neben dem Hilfszug abgestellt. Außerdem war eine Stromabschaltung auf Gleis 4 zum sicheren Arbeiten nötig.
Vor der Lok wurden die Teile für die Hilfsdrehgestelle auf die Schienen gelegt und zusammenmontiert. Später musste die Lok angehoben werden, um die vergleisweise zierlichen Konstruktionen unterzuschieben. Mit vier Hebevorrichtungen wurde die Lok von unten angehoben. Das lief nicht ganz reibungslos ab, da das Winterwetter die Arbeiten erschwerte: Ein kräftiger Schneeschauer am Morgen und eingefrorene Werkzeuge gehörten zu den witterungsbedingten Unnanehmlichkeiten, und so hörte ich nachmittags einige Flüche von den Arbeitern. Trotzdem konnten die Hilfsdrehgestelle erfolgreich installiert werden. Gegen 18:45 Uhr fuhren die Mitarbeiter mit ihrem Hilfszug aufs Abstellgleis hinter dem neuen Einkaufszentrum.
Für Sonntagmorgen war der Abtransport geplant. Gegen 7:30 kamen die Abschleppspezialisten von ihrem nächtlichen Quartier im Park-Hotel zum Hilfszug. Mit diesem fuhren sie zunächst bis zum Stellwerk bei der Südschule, um dann zurückzusetzen und an die defekte Lok anzukuppeln. Danach wurde die Zuglok abgekuppelt und vor die beschädigte Lok gesetzt. Nun erfolgte ein abschließender Check der Hilfsdrehgestelle, und ungefähr um 8:20 war der Zug fahrbereit, musste aber noch den Mittelhessen-Express abwarten. Normalerweise hätte auch noch der den Fahrweg kreuzende RegionalExpress nach Kassel Vorfahrt gehabt, aber da dieser Verspätung hatte, konnte der Hilfszug um 8:35 Uhr abfahren. Die Fahrt sollte zum einem Schrottplatz in Gremberg nahe Köln gehen. Da der Transport mit maximal 40km/h erfolgen konnte, wurde das sicherlich eine lange Fahrt.
Links
Bericht vom Rangierunfall im Bahnhof Stadtallendorf
Sichtung der Lok auf dem Schrottplatz (30.3.2011)