Deutsches Klingenmuseum Solingen
Im Jahre 1185 führte ein Marienwunder in Gräfrath zur Gründung eines Nonnenklosters, das im Jahre 1686 abbrante. 1704 und nach einem erneuten Brand 1717/1718 wurde das Museum wieder aufgebaut. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben. Die Gebäude wurden der unter französischer Herrschaft stehenden Regierung des Herzogtums Berg überlassen. Nach vielen Wirren wurde das seit 1930 bestehende Museum in dem seit 1987 umgebauten Kloster wiedereröffnet.
"Die Zeitreise im Museum beginnt in der Bronzezeit - vielleicht bei einem Luristan Ohrendolch - und geht über Antike, Mittelalter, Barock und Renaissance bis ins 20. und 21. Jahrhundert, wo dann schrilles Besteck-Design die Befreiung der Form verkündet. Der Besucher kann einen Blick in die fürstliche Wunderkammer oder auch auf eine handfeste Bauernmahlzeit werden - und kritisch die Instrumente eines `Medicus´ zum Aderlaß begutachten.
Seit über einem Jahrhundert wird gesammtelt. 1904 richtete die Solinger Fachschule für Metallgestaltung eine Vorbilder-Sammlung für ihre Schüler ein. Sehr bald wuchs dieser Fundus - durch systematische Ankäufe, Geschenke und Stiftungen. Schwerpunkte bildeten sich. Dazu gehören beispielsweise Klingen von Solinger Meistern, barocke Bestecke und Speiseutensilien für die Reise. Inzwischen besitzt das Museum die umfangreichste Bestecksammlung der Welt. Vor wenigen Jahren gelang der Erwerb einer der weltweit schönsten privaten Bestecksammlungen - der Sammlung Klaus Marquardt. Im Jahre 2006 erhielt das Museum als großzügige Schenkung das Archiv der rennomierten Solinger Besteck-Firma C. Hugo Pott. Aber auch auf anderen Sammlungsgebieten kamen wertvolle Erwerbungen hinzu. So besitzt das Museum jetzt die wohl größte öffentliche Sammlung an bronzezeitlichen persischen Dolchen und Schwertern.
Das Deutsche Klingenmuseum hütet neben seiner eigentlichen Sammlung weitere Schätze. So ist einer der bedeutendsten Kirchenschätze des Erzbistums Köln mit all seinen Pretiosen im Klingenmuseum zu besichtigen. Seit dem 13. Jahrhundert war Gräfrath ein bekannter Wallfahrtsort. Die Menschen pilgerten in Scharen zum Augustinerinnenkloster, wo eine Marien-Ikone Wunder bewirkt haben soll. Nicht viel später steigerte sich die Bedeutung des Wallfahrtsortes noch durch den Erwerb einer weiteren Reliquie: Es war ein Knochensplitter der Hl. Katharina, aus dem immer wieder wunertätiges Öl floß. Die Glasflasche mit der kostbaren Essenz ist heute noch zu bewundern.
DIe Zinngießerei der bergischen Familie Arrenberg schoß 1940 ihre Türen. Seit einigen Jahren ist sie nun im Untergeschoß des Museums mit den historischen Gußformen und dem gesamten Werkstattinventar wieder aufgebaut," stellt ein Faltblatt die Ausstellung vor.
Von einem klösterlichen Ambiente ist hier nichts mehr zu spüren. Das Gebäude ist - hinsichtlich seines Aussehens - ein typisches Museumsgebäude. Es gibt weißgestrichene Wände, Vitrinen und Lesetafeln zu sehen, wenn man als Besucher durch das Museum geht. Degen und Taschenmesser gibt es genauso zu sehen wie Rasiermesser oder Operationsbesteck. Die Vitrine "Festlich gedeckte Tafel" und die Vitrine mit der astronomischen Uhr sind - neben den vielen Schnitzereien (beispielsweise in Elfenbein oder Holz) - noch die sehenswertesten Exponate. Spektakulär ist die Vitrine "Schaufenster der Firma J. A. Henckels Zwillingswerk Solingen"; der Truthahn, der aus Scheren besteht, ist sicherlich dort die Attraktion.
Bei einem Besuch in dem im Solinger Stadtteil Gräfrath gelegenen Museum wird schnell deutlich, daß Besteck mehr als nur eine Funktion hat, beispielsweise die der Nahrungsaufnahme. Es bietet Spielraum für künstlerische Gestaltung. Es kann zu Repräsentationszwecken eingesetzt werden.
Hier liegt für mich aber auch der Knackpunkt. Es erscheint mir persönlich zu wenig, die Ausstellungsstücke nur in Vitrinen zu verstecken. Moderne Museumspädagogik bietet mehr. Warum hier keine Hör- und Videostationen eingerichtet oder Mitmachstellen angeboten werden, ist für mich ein Rätsel.