Die Heilsteinquelle zu Heilstein
Damit es nicht verloren geht!
Da, wo keine schriftlichen Dokumente mehr vorhanden sind, müssen mündliche Überlieferungen die fehlenden Puzzles ersetzen. Diese mündlichen Überlieferungen wurden als Geschichten von Generation zu Generation weitergegeben. Dabei runden Orts- und Flurnamen (in alter Volkssprache), Wegverläufe sowie Reste von alten Gebäuden und Gräber (Kulturdenkmale) das geschichtliche Erscheinungsbild ab. Geschichtliche Interpretationen werden nie ein endgültiges Erscheinungsbild präsentieren können, denn die Interpretationen sind immer subjektiv und erleben durch spätere Neuentdeckungen oftmals eine gewaltige Veränderung. Wenn die vorhandenen Puzzlesteine auch noch kein scharfes Bild ergeben, sollten sie trotzdem archiviert werden, damit spätere Erkenntnisse womöglich leichter einzuordnen sind.
Die neue Serie hat sich zum Ziel gesetzt, einen breiten Kreis von geschichtlich Interessierten anzusprechen, sich zu beteiligen um vergessene Geschichte wieder mit Leben zu erfüllen. Heute geht es um:
Die Heilsteinquelle zu Heilstein
Neue Erkenntnisse
von Klaus Wilhelm von Ameln, Einruhr
Bisher wurde davon ausgegangen, dass der Leiter der Rentei Montjoie, Franz Theodor Hubert Hons, die Heilsteinquelle, deren Entdecker aufgrund der Funde vor Ort die Römer gewesen sein sollen, am 23. Mai 1822 wieder gefunden hätte.
Gemäß meinen Nachforschungen kann diese Aussage nicht weiter bestehen bleiben!
Der erste Beweis dafür ist die Karte des „Grafen Ferraris von 1771“, in der - anstatt der Sauermühle - „Eau Minerale“ (Mineralwasser, Mineralbrunnen oder Mineralquelle) vermerkt ist.
Graf Ferraris-Karte von 1771
Die einzige Mühle, die in unmittelbarer Nähe dazu benannt wird, ist die „Alrei Muhlen(?)“ am Zusammenfluss des Heilingsbaches und Pletschbaches(?). Auf der „Caerte de Comte de Schleyden um 1760“ ist zwar die Heilsteinquelle nicht angegeben, jedoch verläuft ein Weg bis dort hin, führt dann aber nicht weiter talabwärts. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass Einruhr auf dieser Karte mit „Rour“ benannt ist.
Caerte de Comte de Schleyden um 1760
Ein weiterer Beweis ist die Aussage des seinerzeitigen Mühlenbesitzers namens „Mey“, demgemäß es die Sauermühle wohl schon vor dem 23. Mai 1822 gegeben hat, die Quelle sei unter dem Namen „Sauerbrunnen an der Sauermühle“ bekannt und vor mehr als 40 Jahren (also vor 1782) auf Veranlassung des Schöffens der Gemeinde Wollseifen, die alleinige Eigentümerin des Brunnens war, neu eingefasst worden, nachdem sie vorübergehend wegen „Ekelhaftigkeit“ geschlossen wurde. Die Kosten für die Herstellung und die Wartung wären aus dem Erlös des Wasserverkaufs an Auswärtige (hauptsächlich aus dem Jülicher Land) gedeckt worden. Weiter berichtete er, dass das Wasser bei schwachen und verdorbenen Magen genommen worden wäre und, dass die Nachbarn es zur Gärung des Buchweizenteigs gebrauchen würden. Ein alter Freund von Hons will das Wasser schon vor 1782 erfolglos gegen Blutspeien genommen haben.
Auf der „Tranchot-Karte von 1807“ ist der „Saurbach“ und die „Saur Muhl“ aufgeführt, der Heilbrunnen aber nicht; er wird wohl in dieser Zeit nicht mehr so interessant gewesen sein, denn dies ist auch nach „van Alpen`s Geschichte des Fr. Rheinufers“ (Seite 43) zu entnehmen. Dort hat der Brunnen schon vor dem Jahr 1822 bestanden, aber van Alpen beklagt den schlechten Zustand der Quelle. Außerdem scheint es so, als ob die Mühle – wie auch in anderen Karten des 19. Jahrhunderts - auf der rechten Bachseite gelegen war.
Tranchot-Karte von 1807
Was noch auffällt ist der Fischteich, der sich ja heute noch an dieser Stelle befindet und die Bezeichnung „Pletz Muhlen“ für die „Alrei Muhlen“.
Eymar-Karte von 1808
Die Karte von „Eymar von 1808“ benennt den Bach und die Mühle mit „Sauerbach“ und „Sauer M.“.
Preuss. Karte von 1846
Königl. Preuss. Landesaufnahme von 1893
Nebenbei bemerkt soll die Montjoier Rentei im Spätsommer des Jahres 1823 aufgelöst worden sein, was die Versetzung von Hons nach Aachen bewirkte.
Ein interessanter und gut dargestellter Bericht.