Ein hell leuchtender Stern - Chor- und Orchesterkonzert in Schwabmünchen
Noch vor etwa zwanzig Jahren war eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums „Der Stern von Bethlehem“ von Joseph Rheinberger (1839-1901) undenkbar. Zu lieblich, zu romantisch, zu stimmungsvoll, einfach zu Weihnachtlich. Die abgeklärte und kühle Feierlichkeit des Bach’schen Weihnachtsoratoriums beherrschte die Konzertprogramme in der Weihnachtszeit (und immer öfters auch leider schon in der Adventszeit). Das etwa 50-minütige Werk von Rheinberger ist neben seinem Oratorium „Christoforus“ (das auch auf eine Wiedereinführung in die Konzertprogramme wartet) die erfolgreichste Co-Produktion des Künstlerehepaares Rheinberger. Die Texte stammen von Rheinbergers Gattin Fanny von Hoffnaaß. Tragisch ist die Geschichte der Uraufführung: während in Dresden an Hl. Abend 1892 der „Stern“ uraufgeführt wurde, weilte Rheinberger bei seiner sterbenskranken Frau in München, und musste ihr auf eigenen Wunsch Teile des Oratoriums am Klavier vorspielen. Rheinbergers Frau verstarb in den folgenden Tagen, und Rheinberger selbst konnte sich nie dazu durchringen, eine Aufführung seines so wunderbar komponierten Oratoriums anzuhören. Mehr oder weniger durch Zufall ist der Schwabmünchner Kirchenmusiker Stefan Wagner vor zwei Jahren auf dieses wunderbare Werk für Chor- und Orchester gestoßen, und war gleich bezaubert von dem Werk. Es war klar, dass eine Aufführung nur in den Weihnachtstagen in Frage kommt.
Die Ausführenden bei dem Konzert in der Schwabmünchner Kirche St. Michael waren der Chor. St. Michael und das Orchester „Capella St. Michael“ unter der Leitung von Stefan Wagner. Hinzu kamen noch vier Gesangsolisten und zum Orchester eine Harfe. Marion Wildegger übernahm den Sopransolopart und glänzte vor allem im vorletzten Satz „Maria“, in dem die Szene im Stall nach der Geburt dargestellt wird. Überzeugend war das Orchester bei der Darstellung des Wüstensturmes bei dem Satz „Stern“, in dem dargestellt wird, wie die Weisen aus dem Morgenland dem Stern durch die Wüste folgen. Sehr innig musiziert war der Satz „Die Hirten“ mit der Darstellung der Hirtenidylle auf den Feldern. Das perfekte Zusammenspiel dort von Orchester, Chor und Sopransolisten führte dazu, dass dieser Satz als „Encore“ am Schluss des Konzertes auf Publikumswunsch als Zugabe gespielt wurde.
Das Baritonsolo übernahm Bernhard Biberacher, unterstützt durch zwei weitere Solostimmem (Tenor: Maxim Vinogradov, Bass: Martin Steidle).
Die Kirche St. Michael in Schwabmünchen war diesmal an dem Mittwoch nach Weihnachten wirklich bis auf den letzten Platz besetzt – die großartige Publikums-Resonanz führte zu einer spürbaren Erleichterung bei Musikern und Dirigenten. Es wurde hörbar mit Freude und Leichtigkeit musiziert.
Josef Gabriel Rheinbergers “Stern von Bethlehem“ ist romantische Weihnachtsmusik in Vollendung. In neun stimmungsvollen Bildern wird das Weihnachtsgeschehen von der Verkündigung des Engels, der Erscheinung des Sterns und der Anbetung der Hirten bis zur Huldigung der Weisen aus dem Morgenland lyrisch romantisch untermalt. Manches in Rheinbergers Oratorium klingt wie eine bekannte Weihnachtsmelodie. „Von Oben kommt's wie tauender Regen“ singt der Chor zu Beginn und man hört es rauschen in der Harfe: Schnee? Glanz der Sterne? Gottes Segen? In dem Oratorium leuchtet beinahe etwas bayrische Krippenromantik in der Marienszene auf: Das Cello singt ein Wiegenlied, in der Flöte flackert der Kerzenschein. Dann aber erkennt Maria „im Kinde Gott“ und plötzlich erhebt sich ein mächtiges Maestoso, lodernd „wie ein brennender Dornbusch“.