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Buchplauderei vom September 2017

Im September haben wir, die Familie Presnitz, eine Reise in die Vergangenheit unternommen.
Wir haben eine Fahrt mit der Preßnitztalbahn gemacht, die dieses Jahr 125-jähriges Jubiläum feiert, sind durchs Preßnitztal gewandert und haben die versunkene Stadt Preßnitz im gleichnamigen Stausee zu ergründen versucht.
Leider war es uns nicht möglich, bis nach Freiwaldau zu reisen. Dort sind die Spuren der Vorfahren meines Mannes zu finden und die Tatsache, dass der heutige Name Presnitz früher, wie es auch noch mit Urkunden belegt werden kann, Prießnitz lautete, gibt doch zu denken …

Deshalb liegt es mir am Herzen heute die Biografie „Heilendes Wasser“ von Hugo Scholz ausführlich vorzustellen:

Heilendes Wasser: Lebensroman des Wasserdoktors Vinzenz Priessnitz

Die Stadt Jeseník / Freiwaldau liegt in jenem Teil des Altvatergebirges, das schlesisch ist. Dort gründete Vincenz Prießnitz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das erste Wasserheilbad der Welt. Der Geist von Vincenz Prießnitz ist in und um Jeseník auf Schritt und Tritt zu spüren. Fast 100 Statuen und Denkmäler erinnern an den Gründer des dortigen Kurbads.

Die Jugendzeit von Prießnitz war durch harte und schwere Feld und Waldarbeit geprägt.
Mit zwölf Jahren erblindete sein Vater und nun musste sich der junge Vincenz um die ganze Familie kümmern und konnte auch die Schule nicht beenden. Das ganze Leben lang hatte er daher Probleme mit dem Lesen und Schreiben und war auf die Hilfe seiner Freunde angewiesen. Mit 16 Jahren erlitt er einen nächsten Schlag.

Bei der Arbeit im Wald überrollte ein Pferdewagen den jungen Mann. Ein Arzt soll damals gesagt haben, „Vincenz werde für immer gelähmt sein, falls er überhaupt überlebe.“
Der Verletzte überraschte jedoch alle. Wie er später selbst erzählte, besann er sich auf seine Erfahrungen aus der Natur. Mehrmals hatte er wilde Tiere im Wald beobachtet, die ihre verletzten Beine in Quellwasser getaucht hatten und dann wieder problemlos laufen konnten. Mit Tüchern, die er in kaltes Wasser getaucht hatte, fixierte er seine gebrochenen Beine und wegen seiner gebrochenen Rippen auch die Brust. Diese Tücher wechselte er regelmäßig aus. Nach einer gewissen Zeit verheilten seine Verletzungen komplett. Die Nachbarn von Vincent
Prießnitz waren erstaunt über dessen Genesung und baten ihn, seine Methode zunächst bei ihrem Vieh und später dann auch bei ihnen selbst zu probieren. Durch seine Anwendungen konnte er sowohl vielen Mensch als auch vielen Tieren helfen oder ihnen wenigstens Linderung verschaffen! Berühmt wurde seine Methode als „Prießnitz-Umschläge“.

Jaroslav Novotný, Chefarzt im Heilbad, zur Wirkung kalter Kompressen, den sogenannten Prießnitz-Umschlägen: Nicht die applizierte Kälte wirkt auf den menschlichen Organismus, sondern die nachfolgende Erwärmung. Dadurch wird die Durchblutung gefördert, Leukozyten werden weggeschwemmt, Entzündungen und Schmerzen gehen zurück. Wie die Kälte appliziert wird, ist eigentlich egal, frisches Quellwasser bietet sich jedoch an. Es hat eine optimale Temperatur zwischen sechs und zehn Grad Celsius und ist praktisch umsonst und in unbegrenzter Menge verfügbar. Eine langfristige Verwendung dieser Methode führt außerdem zur Stärkung des Immunsystems.

Vincenz Prießnitz, der ja über keinerlei medizinische Ausbildung verfügte, hatte natürlich viele Neider und musste sich einem Konflikt mit Ärzten und Heilpraktikern aus der Umgebung stellen. Diese wollten den unerwünschten Konkurrenten loswerden und klagten ihn sogar der Hexerei an. Der Streit kam erst 1837 zu einem Ende, nachdem ein Arzt am Wiener Kaiserhof den Wunderheiler aus Schlesien zu sich einlud. Die kaiserliche Kommission überprüfte die Methode vor Ort und erklärte sie für wirkungsvoll und empfehlenswert. Die öffentliche Anerkennung wurde schnell in der gesamten Habsburger Monarchie bekannt, und auch der höhere Adel begann, nach Freiwaldau zu fahren.
Die Patienten mussten vorgeschriebene Routen abgehen, von den Quellen an der Strecke trinken, turnen und vor allem auch körperlich arbeiten. Darauf legte Prießnitz großen Wert.

Aber nicht nur die Reichen wurden behandelt, auch viele einfache Menschen aus der Umgebung kamen zu Prießnitz, und der bescheidene Heilpraktiker bemühte sich, allen zu helfen.

Nach und nach ließen sich viele Ärzte in der Stadt nieder. Nach Prießnitz´ Tod im Jahr 1851 entwickelten sie die Hydrotherapie weiter. Bis in die 1930er Jahre kamen jährlich 1500 Gäste nach Freiwaldau, um dort ihre Gesundheit zurückzugewinnen.
Ärzte aus ganz Europa besuchten das Kurbad, um die Heilmethoden von Prießnitz zu lernen.

Es war sehr interessant diese Biografie zulesen!
Dieses Buch ist im Handel nicht mehr erhältlich und umso mehr freue ich mich, diesen Bücherschatz in unserer Secondhand-Buchhandlung gefunden zu haben!

Auch Euch wünsche ich, dass Ihr solche Bücherschätze Eurer eigen nennen dürft!

Sabine

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