Buchplauderei vom September 2014
Ein Buch ist wie ein Blumenbeet, das keinen Herbst kennt. Bücher kann man zu jeder Jahreszeit genießen, das ist das Schöne daran.
Meine September-Buchlektüre wurde diesmal von Kriminalromanen bestimmt.
Jörg Maurer, der Autor meines ersten vorgestellten Alpenkrimis ist nicht nur Krimiautor, sondern auch Musikkabarettist. Sein Schreibstil ist wohl deshalb sehr gewitzt, aber wohlformuliert. In seinem ersten Roman „Föhnlage“ lernt man den Kommissar Jennerwein kennen, der für seinen scharfen Verstand und seinen Zynismus bekannt ist. Er wurde gegen seinen Willen zurück an seinen Heimatort versetzt. Bei seinem ersten Fall dort stürzt ein Mann mitten in einem Konzert von der Decke und erschlägt einen Besucher. Anfangs geht man von einem Unglücksfall aus, aber bald gibt es weitere Leichen …Jörg Maurer hat es geschafft, wirklich nette Charaktere zu entwickeln und ein spannendes Buch mit einem Hauch von Sarkasmus zu schreiben, das einen gut unterhält.
Bekannter als Kommissar Jennerwein ist inzwischen der vom Autoren-Duo Kobr und Klüpfel geschaffene Kommissar Kluftinger, der ebenfalls in seinem ersten Roman „Milchgeld“ vor alpenländischer Kulisse ermittelt. Ein Mord im beschaulichen Altusried reißt den Kommissar jäh aus seinem gemütlichen Kässpatzen-Essen. Ein Lebensmittelchemiker der örtlichen Milchfabik wurde mit einer Vorhangschnur stranguliert und zunächst fehlen jegliche Verdächtige und das Motiv. Dieser Allgäukrimi besticht weniger durch einen spannenden Kriminalfall mit unvorhersehbaren Wendungen, als durch Lokalkolorit, Humor und Situationskomik.
In die alpenländische Geschichte kann man in dem packenden Sachbuch „Wilderer und Wildschützen in Bayern“ von Alfons Schweiggert eintauchen. Der Autor beleuchtet die geschichtlichen Hintergründe des Wilderns, ohne dieses Phänomen zu verklären oder zu romantisieren. Untermalt wird das Buch von wunderbaren Heimatbildern und Mundartgeschichten. Ein lesenswerter Beitrag zu einem äußerst wichtigen Kapitel bayerisch-alpenländischer Sozialgeschichte.
Fast ein Klassiker, auf jeden Fall aber Schulpflichtlektüre ist inzwischen Dürrenmatts erster und sogleich international erfolgreicher Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“. Hauptkommissar Bärlach ist kein selbstbewusster und knallharter Schnüffler, sondern ein alter und kranker Mann, der vor vierzig Jahren mit seinem Kontrahenten gewettet hat, ob sich ein Verbrechen so perfekt ausführen ließe, dass es niemals entdeckt und gesühnt werden könne. Der Roman ähnelt vom Spannungsaufbau einem klassischen Krimi, behandelt am Ende aber auch tiefergehende Fragen. Marcel Reich-Ranicki hat einmal geschrieben: "Dürrenmatt ist beinahe ein Genie." Der Roman „Der Richter und sein Henker" beweist die literarische Meisterschaft des weltberühmten Schweizers.
Spannende Herbstabende wünscht Euch Sabine
Oha, Sabine, Du bist ja auf Krimis gekommen. Dürrenmatt und Kobr habe ich auch gelsen.