Buchplauderei über meine im Oktober 2018 gelesenen Bücher
Lesen ist ernten, was andere gesät haben, diesen Spruch habe ich einmal gelesen.
Passend zur Erntezeit habe ich für Euch im Monat Oktober eine bunte Auslese getroffen.
Als erstes möchte ich Euch einen Regionalkrimi von Jörg Steinleitner vorstellen.
„Hirschkuss“ ist der vierte Band, in dem er seine Kommissarin Anne Loop ermitteln lässt.
Eine attraktive Bankerin verschwindet während ihres Wellnesswochenendes am Tegernsee beim Joggen. Als bei den Ermittlungen in ihrer Wohnung ein hoher Geldbetrag gefunden wird, entstehen wilde Spekulationen. War die junge Bankerin etwa in krumme Geschäfte verwickelt? Doch plötzlich gibt es die nächsten Todesfälle. Zwei Studenten sterben an einer mysteriösen Infektion. Dann explodiert im Wald eine Buche und begräbt einen Mann unter sich. Anne vermutet zwischen den Todesfällen einen Zusammenhang und gerät dabei selbst in Gefahr.
Jörg Steinleitner ist es in seinem Krimi gelungen, das rechte Maß an Spannung, Humor und Gefühl zu finden.
Gefühl wird auch in der Geschichte einer Täuschung, dem Roman „Du bist ich“ von Joan Aiken, groß geschrieben. Die Handlung ist Ende des 18.und Beginn des 19. Jahrhunderts in England angesiedelt und erinnert ein wenig an die Romane von Jane Austen.
Joan Aiken erzählt eine amüsante und spannende Geschichte in der zwei Doppelgängerinnen ihre Rollen tauschen. Louisa ist eine bigotte und egoistische Tochter aus gutem Hause, Alvey ist eine warmherzige Amerikanerin ohne Familie. Louisa möchte dem Elternhaus entkommen und Missionarin in Indien werden, da man ihren religiösen Ambitionen zu Hause keinerlei Verständnis entgegenbringt, und Alvey sehnt sich nach einem Ort der Geborgenheit an dem sie sorglos leben und ihren Roman in Ruhe schreiben kann. So einigen sich die nicht gerade freundschaftlich verbundenen Mädchen auf ein Spiel der Täuschung. Natürlich ist dieses Manöver nicht nur mit vielen Verwicklungen und haarsträubenden Schwindeleien verbunden, sondern es kommt alles anders als geplant und man darf bis zu letzten Seite mit Alvey um ihre Zukunft bangen.
Der etwas altmodische Schreibstil, verbunden mit einer Brise Humor und feinfühlig gezeichneten Charakteren garantieren unterhaltsamen Lesegenuss.
Der letzte von mir vorgestellte Roman „Die Brunnenmeisterin“ von Peter Dempf spielt zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Augsburg. Dort leitet die Brunnenmeisterin Julia Löscher nach dem Tod ihres Mannes die Geschäfte der Augsburger Wasserversorgung. Die Zunftoberen haben jedoch etwas dagegen, dass eine Frau diese wichtige Aufgabe erfüllt, und so wird sie vor ein Ultimatum gestellt: Heiraten oder Verlust ihres Standes, ihres Hauses und ihres Bleiberechts in der Stadt. Julia will sich dieser Anweisung nicht fügen, sie sucht nach einem Ausweg und stößt auf eine Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise Augsburgs hineinreicht.
„Die Brunnenmeisterin“ ist ein lesenswertes Buch, das gut unterhält und gelungen die damalige Atmosphäre vermittelt. Peter Dempf braucht keine historischen Schlachten oder Kriege, um eine interessante Geschichte zu erzählen, sondern er schafft es, im Aktionsradius einer einzelnen Frau und ihres Arbeitsplatzes eine ansprechende Handlung zu konstruieren.
Einen spannenden Leseherbst wünscht Euch Sabine