Buchplauderei im November
Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie.
An diesen tristen Novembertagen gibt es doch nichts Schöneres als dem grauen Alltag zu entfliehen, deshalb möchte ich Euch einladen mit mir einen kleinen Ausflug zu unternehmen.
Unsere erste Reise geht in die Antarktis, zu den zauberhaften Helden im Eis, den Pinguinen.
Pinguine sind sympathische Tiere, immer gut gekleidet stolzieren sie übers Eis oder tauchen elegant in die Wogen.
Kein Wunder, dass sich zahlreichen Autoren dieser possierlichen Tiere angenommen haben. In der vorgestellten Taschenbuchausgabe von Piper hat die Herausgeberin Michaela Kenklies zwölf Texte über Pinguine veröffentlicht.
Die Auswahl reicht von Romanausschnitten, Erzählungen, Glossen und Gedichten bis hin zu Reportagen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen. Die meisten Kapitel sind durchaus lesenswert, dennoch wirkt die Auswahl wie ein beliebiges Sammelsurium, bei dem ein roter Faden nicht zu erkennen ist.
Besteigen wir wieder unseren Teppich und fliegen Richtung Norden ins novemberliche Paris.
Dort spielt der zauberhafte Roman „Das Lächeln der Frauen“ von Nicolas Barreau. Vieles an meinem Buch«, schreibt Nicolas Barreau in seinem Nachwort, »ist erfunden, manches ist wahr. Aber alle Cafes, Bars und Restaurants gibt es wirklich.« Und auch das Menu d’amour, von dem in der Geschichte die Rede ist, gibt es. Das Rezept ist beigefügt. Nur das Restaurant, in dem das Lächeln einer Frau einen Mann verzaubert, wird man vergeblich suchen. Es soll, so schreibt Nicolas Barreau, ein Ort der Fantasie bleiben, ein Ort, an dem Wünsche wahr werden und alles möglich ist.
Erneut ist es dem Autor gelungen, sich ins Herz seiner Leserinnen zu schreiben. Die Geschichte über die Restaurantbesitzerin Aurélie ist mit großen Gefühlen und feinsinnigem Humor dosiert. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz und so möchte man das Buch nicht aus der Hand legen, bis man weiß, ob es ein Happyend gibt.
Übrigens: Auch der Roman „Die Frau meines Lebens“ ist unbedingt lesenswert.
Unser nächster Trip führt uns nach Hardbourough, einem kleinen verschlafenem Dörfchen an der englischen Küste. Nichts scheint dort das Gleichmaß der Dinge zu stören, bis eines Tages Florence Green auf die Idee kommt, eine Buchhandlung zu eröffnen. Doch sie hat nicht mit dem Widerstand der Dorfbewohner gerechnet ….
In dem Roman der 1916 geborenen englischen Erzählerin Penelope Fitzgerald steht die Buchhandlung als Gleichnis, sich nicht mit Gegebenheiten abzufinden, sondern aus gleichförmigen Bahnen auszubrechen. Neben der genauen Beschreibung der bedrückenden Atmosphäre dieser öden Kleinstadt gelingt es der Autorin, unverwechselbare Charaktere zu schaffen und die großen und kleinen Schwächen der Personen aufzuzeigen.
Penelope Fitzgerald wird mit großartigen englischsprachigen Erzählern wie Jane Austen und Henry James verglichen, aber mich hat zumindest diese Erzählung nicht überzeugt.
Unser Flug führt uns nun zu heimatlichen (zumindest für mich) Gefielden und wir setzen in Niederkaltenkirchen zur Landung an. Dort lernen wir Franz Eberhofer, den Kommissar des Dörfchens und Held der Provinz-Krimis von Rita Falk kennen.
In „Winterkartoffelknödel“, Dampfnudelblues“ und „Saukopf al dente“ muss der
Franz mit Hilfe seiner Freunde mysteriöse Morde aufklären und sich mit den Eigenarten seiner lieben Verwandtschaft herumschlagen.
Der Reiz der Romane liegt allerdings nicht in der Aufklärung der Verbrechen. Rita Falk lässt den nicht besonders hellen Dorfgendarmen selbst in der Ich-Form erzählen und zwar in einem hochdeutsch frisierten Bayrisch und anderen Finessen des Dialekts. Der Franz sagt halt, was er denkt.
Die Bewertungen der Provinzkrimi-Serie gehen weit auseinander. Wer anspruchsvolle Lektüre sucht, der sollte nicht zu diesen Büchern greifen, wer allerdings gern leichte Unterhaltung mit humorvollen Untermalungen durch liebenswerte Charaktere bevorzugt, sollte ruhig einmal eines dieser Bücher lesen und sich selbst ein Urteil bilden.
Ich wünsche Euch allen eine besinnliche Adventszeit mit viel Muße zu Lesen!
Danke für die Buchtipps!