"Die Polizei kommt erst nach 1½ Stunden!"
RÖSSING. Herausgerissene Begrenzungspfähle, zerstörte Hecken und Zäune, beschmierte Buswartehäuschen und demolierte Blumenkästen sind nur einige Ereignisse, die den Rössingern seit längerer Zeit auf der Seele brennen. Bereits im Februar hatten Ortsrat, Gemeinde Nordstemmen, Polizei und Presse eine Diskussionsrunde veranstaltet und allen Einwohnern die Möglichkeit gegeben, sich zu diesem Thema zu äußern.
Ortsbürgermeisterin Carlota Freifrau von Rössing und die Bürgerstiftung Rössing luden nun zum Bürgerstammtisch mit dem Thema "Vandalismus in Rössing" ein, um die Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Situation im Dorf zu informieren und gemeinsame Lösungen zu finden. Unterstützt wurden sie dabei von Silke Krämer vom Gemeinde-Jugendring Nordstemmen, die über ihre Arbeit mit auffälligen Jugendlichen berichtete. Ein Vertreter der Polizeistation Nordstemmen war leider nicht erschienen.
"Ausprobieren, Grenzen austesten, Zeit totschlagen, ist ja alles nicht so schlimm, keine Alternativange-
bote", das sind die Hauptargumente der Jugendlichen, so Silke Krämer, die sie in ihren Gesprächen immer wieder hört. "Gehen sie auf die Jugendlichen zu, suchen sie das Gespräch und weisen sie auf das Fehlverhalten hin" appellierte sie an die Besucher. "Teilen Sie mir Beobachtungen mit, melden Sie mir Vorfälle, ich spreche mit den Jugendlichen und den Eltern oder informiere die Polizei. Und ich garantiere Ihnen absolute Anonymität". Mit diesen Worten wandte sich Ortsbürgermeisterin Carlota Freifrau von Rössing an die Anwesenden. "Ohne Hinweise aus der Bevölkerung sind uns die Hände gebunden".
Neben ausufernden Feiern in Vereinsheimen nannten die meisten Stammtisch-Besucher alkoholisierte Gäste eines Rössinger Veranstaltungszentrums als Hauptursache für die nächtliche Randale. Besonders an Wochenenden und nach Veranstaltungen seien neben der Lärmbelästigung auch verstärkt Sachbe-
schädigungen zu verzeichnen. "Die Polizei kommt gar nicht oder erst nach 1½ Stunden", so die einhellige Meinung der Anwohner benachbarter Straßen. "Und die Gemeinde fühlt sich nicht zuständig". Einige Bürger hatten ihre komplette Korrespondenz der letzten Jahre mit Polizei, Gemeindeverwaltung und Veranstaltungszentrum dabei, um auf ihre bisher vergeblichen Bemühungen hinzuweisen.
Besonders kontrovers wurden in diesem Zusammenhang einzelne Fälle von Selbstjustiz und der Ruf nach einer Bürgerwehr diskutiert - anscheinend für einige Rössinger der letzte Ausweg! Auch ist man nicht mehr bereit, örtliche Vereine, die sich mit der Verschönerung des Dorfes beschäftigen, durch Spenden zu unterstützen, da nach kurzer Zeit alles wieder zerstört wird.
Zu guter Letzt wurde dann aber doch ein Konsens erreicht: Gemeinsam mit Vertretern des Veranstal-
tungszentrums, der Polizei und der Gemeinde wollen sich die Betroffenen an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Lösung finden. Auf das Ergebnis dürfen alle gespannt sein!
Kontroverse Diskussion: Teilnehmer am 6. Bürgerstammtisch der Bürgerstiftung Rössing.
Kompetente Moderatorinnen: Ortsbürgermeisterin Carlota Freifrau von Rössing (links) und Silke Krämer vom Gemeinde-Jugendring Nordstemmen.
Aktuelles über die Bürgerstiftung Rössing erfahren Sie unter www.buergerstiftung-roessing.de.