Netzwerk des Sozial- und Caritaswissenschaftlers Heinrich Weber, II. Teil
Das Netzwerk Heinrich Webers (1888-1946) umfasst zahlreiche Persönlichkeiten des wissenschaftlichen, politisch-öffentlichen, caritativen und kirchlichen Lebens. Es verdeutlicht die Spannweite der Wirksamkeit des Sozial- und Caritaswissenschaftlers Heinrich Weber. Es soll aber auch darlegen, in welchen Funktionen die Persönlichkeiten miteinander in Verbindung standen und miteinander kooperierten.
Die Persönlichkeiten des Netzwerks sind in alphabetischer Reihenfolge der Familiennamen aufgeführt:
Albert Lenné
(* 31.01.1878 in Straßburg, † 04.05.1958 in Köln) – Domkapitular, Caritasdirektor (1921-1930) und Vorsitzender (1922-1944) des Diözesan-Caritasverbandes der Erzdiözese Köln, Vorsitzender des Verbandes katholischer Kinderhorte und Kleinkinderanstalten Deutschlands. Albert Lenné war Mitglied des Zentralrats und Zentralvorstands, der Finanzkommission und des von Heinrich Weber geleiteten Fachausschusses Caritaswissenschaft des DCV. Weber musste mit Lenné u.a. über Fragen der Finanzierung des Krankenhauses in Köln-Hohenlind verhandeln. (Näheres zu Albert Lenné bei Manfred Berger: Lenné, Albert, In: Hugo Maier (Hrsg.), Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg i.Br. 1998, S.354-355).
Hugo Graf von und zu Lerchenfeld-Köfering
(* 21.081871 in Köfering b. Regensburg, † 13.04.1944 in München) – 1921-1922 bayerischer Ministerpräsident, MdR, 1926 - 1933 Gesandter in Wien und Brüssel. Hugo von und zu Lerchenfeld-Köfering war Mitglied im Zentralvorstand und in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV. 1924 wurde er Präsident der neugegründeten "Deutschen Liga der freien Wohlfahrtspflege".
Wilhelm Liese
(* 27.04.1876 in Würdinghausen/ Kreis Olpe, † 19.03.1956 in Bad Lippspringe) – Caritashistoriker. Wilhelm Liese gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV an. Liese arbeitete mit an den von den Professoren Keller, Löhr und Weber erstellten Denkschriften an die Bischöfe, für die Theologiestudenten eine einheitliche Regelung im Studium der Caritaswissenschaft zu bewirken. 1926 regte Liese bei der Sitzung dieses Ausschusses in Trier den Aufbau eines Caritasarchivs an. Weber hat mit Auer und Keller Lieses Werk “Lorenz Werthmann und der Deutsche Caritasverband” als Bd. 5 der “Schriften zur Caritaswissenschaft” 1929 herausgegeben. Ferner erstellte Liese 1930 ein Gesamtregister aller bis dahin erschienenen 33 Jahrgänge der verbandseigenen Zeitschrift “Caritas”, deren Schriftleiter er von 1903-1928 war.
Joseph Löhr
(* 1878 in Cornelimünster, † 19.04.1956) – Professor für Kirchen- und Caritasgeschichte an der Univ. Breslau, ab 1926 Professor für Kirchenrecht an der Univ. Tübingen. Joseph Löhr arbeitete mit in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV. Die Professoren Keller, Liese, Löhr und Weber arbeiteten bei dem Caritastag im November 1922 Denkschriften, die sie den Bischöfen mit dem Ziel zuleiteten, ab Ostern 1924 eine in Grundzügen einheitliche Regelung des Studiums der Caritaswissenschaft durchzuführen. Nach langer Vakanz von fast 10 Jahren wurde Heinrich Weber 1935 die Professur für Caritaswissenschaft in Breslau übertragen; Weber war insofern Nachfolger von Löhr (Vgl. Elli Reichert: a.a.O., S. 206-213). In seinem Buch “Wesen der Caritas” berücksichtigt Weber den von Josef Löhr in der Zeitschrift "Caritas" geschriebenen Aufsatz “Geist und Wesen der Caritas” (1922, S. 18-27 und S. 55-72).
Hans Lukaschek
(* 22.05.1885 in Breslau, † 26.01.1960 in Freiburg i. Br.) – Rechtsanwalt, 1927 Oberbürgermeister der Stadt Hindenburg, 1929-1933 Oberpräsident von Oberschlesien, Mitglied des Kreisauer Kreises, 1949 Bundesvertriebenenminister. Hans Lukaschek war zeitweilig ehrenamtlicher Mitarbeiter und Dozent an dem von Heinrich Weber geleiteten Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft. Hans Lukaschek, Heinrich Weber und Rechtsanwalt Robert Tauche berieten Kardinal Bertram in Fragen der Warthegau-Katholiken. Lukaschek war seit Jahrzehnten bestens vertraut mit der sozialen und politischen Problematik der polnischen Minderheit.
Therese Massing
(* 07.08.1890 in Lauschied b. Stromberg, † 09.04.1964 in Göttingen) – Leiterin der Kreisfürsorgerinnenschule, ab 1918 der Wohlfahrtsschule in Münster, 1927 Gründungsdirektorin der Oberschlesischen Fachschule für soziale Berufe in Beuthen. Sie leitete diese bis 1942. Heinrich Weber arbeitete mit Therese Massing zusammen als Dozent für Volkswirtschaft und Wohlfahrtskunde und ab 1923 zusätzlich als Vorsitzender des Trägervereins der Wohlfahrtsschule in Münster. (Näheres zu Therese Massing bei Th[eresia] Schaefer-Hagenmaier: Von der Kreisfürsorgerinnenschule zur Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster. In: Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster (Hrsg.), Theorie und Praxis sozialer und pädagogischer Lehre im Blickpunkt. 75 Jahre Ausbildungsstätte für soziale Arbeit in Münster. Münster 1992, S. 11-62)
Joseph Mausbach
(* 07.02.1861 in Wipperfeld b. Wipperfürth, † 31.01.1931 in Ahrweiler) – Professor für Moraltheologie und Apologetik an der Univ. Münster, Mitglied der Deutschen Nationalversammlung in Weimar. Joseph Mausbach war Kollege von Heinrich Weber in der Kath.-Theol. Fak. Sie arbeiteten zusammen bei der Begutachtung der theol. Dissertation von Oswald von Nell-Breuning. In der Festschrift zum 70. Geburtstag von Mausbach hat Weber den Beitrag “Josephs Mausbach gestaltende Mitarbeit an der Deutschen Reichsverfassung” geschrieben. Dabei würdigt er Mausbachs Beiträge zu den Grundrechten und Grundpflichten und zur Frage der Stellung der Kirchen im neuen Staat, der Gestaltung des Bildungs- und Schulwesens, der Regelung des Religionsunterrichts und der weiteren Integration der theologischen Fakultäten in die Universitäten. (Vgl. Heinrich Weber: Joseph Mausbachs gestaltende Mitarbeit an der neuen Deutschen Reichsverfassung. In: Max Meinertz/Adolf Donders (Hrsg.), Aus Ethik u. Leben. Münster: Aschendorff 1931, S. 232-250).
Joseph Mausbach wird in der “Wirtschaftsethik” von Heinrich Weber und Peter Tischleder besonders häufig zitiert, und zwar zu zentralen Fragen der Person und seiner Handlungen, zu Ehe und Familie und zum Staat als Wohlfahrts-, Kultur und Rechtsstaat. Auch in seinem Buch "Das Wesen der Caritas" zitiert Weber die "Katholische Moraltheologie" (1934) von Mausbach und Tischleder. Dort heißt es: "Für die Fundamentierung der Caritaswissenschaft liefert (das) Kapitel über die theologische Tugend der Liebe in dem bekannten, weitverbreiteten Lehrbuch der Moraltheologie wertvolle Bausteine (Weber, a..a.O. 1938, S. XX).
Joseph Mayer
(* 23.05.1886 in Egg a.d. Günz, heute: Babenhausen / Schwaben, † 30.10.1967 in München) – Professor für Moraltheologie in Paderborn. Joseph Mayer gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft an, trat dort aber nicht näher hervor. 1929 verfasste er eine Rezension zu Webers Buch “Die Katholische Anstaltsfürsorge im Bistum Münster” (1928). Darin schrieb er u.a.: ”Professor Heinr. Weber hat ein Standardwerk geschaffen: Eine vorbildliche Caritasschau für die große Diözese Münster, ein Buch, das durch Text und Illustration für Statistik, Erziehung und Werbung zur Caritasidee, aber auch für die Geschichte wie für die Praxis der Caritas gleich wertvoll ist. Das Buch ist so angelegt, daß man die katholische Fürsorge in allen Situationen miterleben kann.” (In: Caritas, 34. Jg, S. 376). Auch zu Webers "Einführung in die Sozialwissenschaften" (1930) hat er eine Rezension verfasst, in der er u.a. schreibt: "Der Verfasser bietet den Schülern klare Übersichten in leichtverständlicher und doch streng wissenschaftlicher Form, den Dozenten eine ungemein reiche Literaturüberschau und Anregungen zu weiterer Vertiefung (in: Caritas, 35 Jg., S. 267).
Mayer verfasste 1933 sehr umstrittene Thesen zur Sterilisation und Eugenik. (Näheres dazu Ingrid Richter: Der katholische Moraltheologe, Eugeniker und Caritasfunktionär Joseph Mayer und die rassenhygienische Wende des Jahres 1933. In: Michael Manderscheid/Hans-Josef Wollasch (Hrsg.), Die ersten hundert Jahre. Forschungsstand zur Caritas-Geschichte. Freiburg i.Br. 1998, S. 79-86).
Franz Meffert
(* 10.04.1868 in Heilbronn, † 25.04.1944 in Mönchengladbach) – Prälat. Franz Meffert gehörte mehrere Jahre dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV an. Heinrich Weber hat zusammen mit Heinrich Auer u. Franz Keller Mefferts caritasgeschichtliche Werke “Caritas und Volksepidemien” und “Caritas und Krankenwesen bis zum Ausgang des Mittelalters” als Bd. 1 u. 2 der “Schriften zur Caritaswiss.” 1925 u. 1927 herausgegeben.
Karl Meister
(* 09.03.1877 in Einsiedeln/Schweiz, † 13.03.1951 in Freiburg/ Br.) – Oberbürgermeister in Bruchsal, seit 1934 Justitiar des DCV. Karl Meister pflegte eine intensive Korrespondenz mit Heinrich Weber seit 1936 bis zum 03.11.1944 und auch wieder 1945 wegen des von Weber hrsg. Loseblatt-Lexikons “Die kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft”, für das Meister zahlreiche Artikel schrieb, u.a. zu folgenden Themen: Caritasanstalten, Versicherungspflicht, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Angestelltenversicherung, Invalidenversicherung, Unfallversicherung. Er plädierte im Januar 1946 dafür, das Loseblatt-Lexikon fortzusetzen, daran konnte Weber bei den Schwierigkeiten des Neuanfangs in Münster und des Verlustes all seines Besitzes in Breslau aber überhaupt nicht denken (Arch. DCV, Sign. R 959).
Antonius Mönch
(* 13.06.1870 in Niederholzweiler, Krs. Ahrweiler, † 14.02.1935 in Trier) – Weihbischof im Bistum Trier, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes (seit 1916). Weber und Mönch begegneten sich im Zentralrat und Zentralvorstand des DCV.
Paul Moldenhauer
(* 02.12.1876 in Köln, † 01.02.1947 ebd.) - Professor an der Handelshochschule Köln, seit 1919 für Versicherungswesen an der Univ. Köln, MdR (1920-1932), 1929 Reichswirtschaftsminister, 23.12.1929 - Juni 1930 Reichsfinanzminister. Moldenhauer hat in der von Otto Most, Bruno Kuske und Heinrich Weber hrsg. "Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen" den Beitrag "Das Versicherungsgewerbe" geschrieben (1931, S. 577-584).
Otto Most
(* 13.09.1881 in Markranstädt, † 18.12.1971 in Duisburg) – 1916-1919 Oberbürgermeister von Sterkrade, seit 1920 Syndikus der Niederrheinischen Industrie- u. Handelskammer, MdR, seit 1929 Honorarprofessor der Univ. Münster. Zusammen mit Heinrich Weber und dem Wirtschaftshistoriker Bruno Kuske veröffentlichte Otto Most 1931 die zweibändige “Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen”, die eine zusammenfassende Darstellung des damaligen Standes und der Entwicklung des rheinisch-westfälischen Wirtschaftslebens brachte. Es war ein wichtiges Nachschlagewerk über Wirtschaft, Verwaltung und Politik des Rheinlandes und Westfalens.
Im Literaturverzeichnis seines Buches "Betriebsführung in caritativen Anstalten" (1933, S. 67) verweist Heinrich Weber auf das Buch "Städtische Krankenanstalten im Lichte vergleichender Finanzstatistik" (1909) von Otto Most.
Franz Müller
(* 11.04.1900 in Würzburg; † 14.10.1989) – 1932 – 1938 Direktor des Caritas-verbandes in München, Domkapitular, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Erzdiözese Köln und ab 1938 Leiter des Caritas-Instituts für Gesundheitsfürsorge in Köln-Hohenlind als Nachfolger van Ackens, ab 1949 dritter Präsident des DCV, ab 1952 Direktor des Katholisch-Sozialen Instituts in Bad Honnef.
Weber hat Müller schon während des Krieges mehrmals in Köln-Hohenlind zu Besprechungen getroffen. Nach dem Krieg intensivierten sich die Kontakte. Am 11. und 12. August 1945 fanden in Köln-Hohenlind Gespräche zwischen dem Caritaspräsidenten Prälat Benedict Kreutz, Heinrich Weber, Generalsekretär Kuno Joerger und Prälat Dr. Franz Müller über die Weiterführung der Arbeit des DCV und des Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft statt. Auf Webers Anregung hin wurde 1946 die Hauptvertretung des DCV für die britische Zone ins Leben gerufen und zu ihrem vorläufigen Sitz Recklinghausen, d.h. der Nachkriegs-wohnsitz von Heinrich Weber bestimmt. Diese Neustrukturierung war erforderlich geworden, da mit dem Untergang des Deutschen Reichs dem Spitzenverband des DCV der Ansprechpartner verloren gegangen war. An die Stelle des Zentralstaates traten jetzt der Kontrollrat und die Militärregierungen der Besatzungsmächte. Geleitet wurde die Hauptvertretung gemeinsam von Heinrich Weber und Prälat Franz Müller. Auch wurde die Fortsetzung des Instituts für kirchliche Verwaltung u. Finanzwirtschaft beschlossen. Eine weitere Sitzung mit Franz Müller und Heinrich Weber über die Hauptvertretung und aktuelle Fragen der Caritas fand am 23./24.04.1946 in Köln-Hohenlind statt (Arch. DCV, Sign. R-035, Fasz. 06).
An der Trauerfeier Anfang September 1946 für Heinrich Weber nahm Prälat Franz Müller teil und brachte in seiner Ansprache den Dank des Deutschen Caritasverbandes zum Ausdruck.
Alfred Müller-Armack
(* 28.06.1901 in Essen; † 18.03.1978 in Köln) – Professor für Wirtschaftswissen-schaft in Münster, dann in Köln, ab 1952 Leiter der Grundsatzabteilung des Wirtschaftsministeriums unter Ludwig Erhard. Müller-Armack erfand für seine wirtschafts- und sozialpolitische Konzeption den Begriff ”Soziale Marktwirtschaft”. – Müller-Armack war Kollege von Heinrich Weber in der Rechts- und Staatswiss. Fak. der Univ. Münster. Weber verhandelte mit Müller-Armack u.a bei den Vorverhandlungen zur Gründung der “Sozialforschungsstelle Dortmund”. Webers Neffe Hans Herbert Weber promovierte bei Alfred Müller-Armack (vgl. Hermanns: a.a.O. 1998, S. 86/87 und S. 137).
Johannes N. Nar
(* 12.07.1890 in Jachenau, † 01.12.1964 in Weilheim) – Caritasdirektor der Diözese Augsburg. Johannes Nar war Mitglied der Finanzkommission des DCV, der auch Heinrich Weber angehörte und die er seit 1929 leitete. Auch trafen sie sich regelmäßig auf den Zentralratssitzungen des DCV. Heinrich Weber hat in seinem Buch “Wesen der Caritas” (1938) zwei kleine Bücher zu Themen der Caritas von Johannes Nar berücksichtigt, und zwar “Caritas, der Engel der katholischen Aktion” (1934) und “Caritas in der Heiligen Schrift” (1934).
Josef Negwer
(* 1882, † 1864) – Offizial und Generalvikar des Erzbistums Breslau, Domkapitular. Josef Negwer hat in dem von Heinrich Weber gegründeten und geleiteten Breslauer Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft mehrere Jahre als Dozent mitgewirkt. (Maschinengeschriebene Lebenserinnerungen von Josef Negwer vom 19.03.1961 im Bistumsarch. Osnabrück; Bischöfliches Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft, Ausbildungslehrgänge).
Oswald von Nell-Breuning
(*08.03.1890 in Trier, † 21.08.1991 in Frankfurt a.M.) – Professor für Moraltheologie, Kirchenrecht und Gesellschaftswissenschaften an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt a.M. – Heinrich Weber hat zu Nell-Breunings theologischer Dissertation “Grundzüge der Börsenmoral” am 28. Juni 1927 das Zweitgutachten geschrieben. Er führte im Einzelnen aus: “Die volkswirtschaftlichen Ausführungen sind im allgemeinen zutreffend. (…) Die sozialökonomischen Kenntnisse des Verfassers sind recht gediegen und gleichzeitig ausserordentlich modern. Er zeigt sich mit den neuesten Ereignissen z.B. mit dem Eingreifen der Reichsbankleitung in das Börsengeschäft und dessen Folgen gründlich vertraut. Die konsequente Durchdenkung der betrachteten Wirtschaftserscheinungen ist äußerst anerkennenswert. Die Ausdrucksweise verrät große Belesenheit, die sich vor allem treffende Fachausdrücke zu eigen gemacht hat. Allerdings in der Erklärung solcher fachlichen Termini hat sich der Verfasser mit Rücksicht auf die zu erwartende nicht volkswirtschaftlich geschulte Leserschaft der Arbeit wohl etwas reichlich beschränkt. (…) Als Ganzes gesehen ist die Dissertation auch vom sozialökonomischen Standpunkt aus eine sehr wertvolle Leistung.” (Univ.arch. Münster, Bestand 22, Kath.-Theol. Fak., Sachakten V Bd. 10). Weber seinerseits hat 1931 in der mit Tischleder hrsg. “Wirtschaftsethik” bei den Überlegungen zu Begriff, Wesen und Bedeutung der Börse die Dissertation von Nell-Breuning mit herangezogen.
Nell-Breuning hat an der Diskussion der Arbeitsgruppe 5 “Wirtschaftliche und soziale Fragen der Erziehung” auf dem Vertretertag der 69. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Münster am 02.09.1930 teilgenommen. Diese Arbeitsgruppe wurde von Heinrich Weber geleitet (Vgl. Lokalkomitee (Hrsg.): 69. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands zu Münster i.W. vom 4.-8. Sept. 1930. Münster i.W., S. 19-21 und S. 243-253). 1931 verfasste Nell-Breuning in “Stimmen der Zeit” eine Rezension zu der von Heinrich Weber u. Peter Tischleder verfassten “Wirtschaftsethik”, die als Bd. 1 des “Handbuches der Sozialethik” erschien. Die Wirtschaftsethik war wegen der Probleme der Weltwirtschaftskrise vor der Gesellschaftsethik erschienen. Obwohl Nell-Breuning die praktischen Gründe sah, kritisierte er dennoch die Reihenfolge der geplanten Veröffentlichung, weil das Normensystem des Gesellschaftlichen die Grundlage und den Rahmen für die Sondernormen des Wirtschaftlichen bieten. Dennoch resümierte Nell-Breuning: “Wir haben allen Grund, den Verfassern zu danken und ihrer Gabe uns zu freuen. Eine Wirtschaftsethik vom katholischen Standpunkt war längst fällig und überfällig.” (Stimmen der Zeit, Jg. 120, 1931, S. 477-479). Nell-Breuning gehörte in dieser “Wirtschaftsethik” zu den meist zitierten Autoren, und zwar nicht allein zur Börsenmoral, sondern auch zum Eigentumsbegriff, zum Finanzkapitalismus, zu Kredit und Zins, zum Preis und zur Lohngerechtigkeit.
Nell-Breuning und Weber haben sich gegenseitig zu Vorträgen eingeladen. So hat z.B. Weber als Leiter des Sozialpolitischen Seminars Nell-Breuning zum Thema “Die berufsständische Gesellschaftsordnung und die Krise der Gegenwart (unter besonderer Berücksichtigung der Grundsätze der päpstlichen Enzyklika “Quadragesimo anno”)” zum 04.02.1932 ins Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeladen. (Staatsarch. Münster, Sign. Nr. 5585). Das Ausmaß ihrer Zusammenarbeit bedarf er noch der näheren Erforschung.
Agnes Neuhaus
(* 24.03.1854 in Dortmund, † 20.11.1944 in Soest /Westf.) – Gründerin des Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder, heute: Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), 1920 – 1930 MdR. Der Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder war an der Gründung der Westfälischen Wohlfahrtsschule Münster beteiligt. In der Aufgabe der Mitträgerschaft trafen sich Agnes Neuhaus und Elisabeth Zillken mit Heinrich Weber am 29.06.1934 in dessen Wohnung zur Lagebesprechung über die Westfälische Wohlfahrtsschule Münster. Der katholische Fürsorgeverein wurde 1934 in der politisch schwierigen Situation aus der Mitträgerschaft entlassen. (Näheres s. Elli Reichert, a.a.O., S. 154-159).
Agnes Neuhaus und Heinrich Weber kannten sich zudem vom Zentralvorstand und vom Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV, in denen Agnes Neuhaus Mitglied war.
Otto Neuloh
(* 15.11.1902 in Wanne-Eickel, † 07.04.1993 in Baden-Baden) – Professor für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule des Saarlandes in Saarbrücken. Otto Neuloh hat 1928 bei Weber mit dem Thema “Arbeiterbildung im neuen Deutschland” promoviert. In seinem Gutachten bezeichnete Weber diese Forschungsarbeit als “über dem Durchschnitt der sonstigen Dissertationen” (Univ.arch. Münster, Rechts- und Staatswiss. Fakultät, Prom.-Akte Nr. 898).
Neuloh schreibt selbst zu seiner Promotion in seinem Erinnerungsbuch “Ein Jahrhundert leben” (1992): “Mit Hilfe meines Professors Heinrich Weber konnte ich ein Stipendium bekommen, das mir eine Reise von sechs Monaten ermöglichte, um die für mein Thema wichtigen Stätten der Arbeiterbildung und die Volksbildungsheime Deutschlands zu besuchen, also zum erstenmal eine empirische Forschung zu betreiben, deren Ergebnisse dann die Grundlagen und das Material für meine Dissertation “Arbeiterbildung im neuen Deutschland” waren.” (S. 35)
Von seinem Schüler Neuloh gingen 1945 die ersten Initiativen zur Gründung der Sozialforschungsstelle Dortmund aus, die am 17.04.1946 gegründet wurde (s. dazu auch Neuloh 1992, S. 62). Weber stellte bei der Gründungsversammlung die wissenschaftlichen, beratenden und Fortbildungsaufgaben der Sozialforschungsstelle heraus. Weber wurde zum stellvertretenden Präsidenten und Direktor der Forschungsstelle gewählt und Otto Neuloh zum Geschäftsführer. Die “Sozialforschungsstelle Dortmund an der Univ. Münster” wurde in den folgenden Jahren zur größten Sozialforschungsstelle in Westeuropa.
Constantin Noppel
(* 02.08.1883 in Radolfzell, † 02.07.1945 in Stuttgart) – 1922-1932 Leiter des Landescaritasverbandes Bayern, 1932-1935 Rektor des Collegium Germanicum in Rom, 1936-1944 Hausgeistlicher im Kneipp-Sanatorium St. Urban in Freiburg. Noppel hat mehrere Rezensionen zu Werken von Heinrich Weber in “Stimmen der Zeit” geschrieben, deren Mitherausgeber er war. Zu “Lebensrecht der Wohlfahrtspflege” schrieb er 1922 u.a.: “Dr. Weber [ist] wie kaum ein zweiter berufen, unsere immer noch spärlich vertretene Karitaswissenschaft voranzuführen. Im vorliegenden Bande gibt er uns eine klar und tief angelegte, grundlegende Abhandlung. Eine derartig systematische Arbeit über das Lebensrecht der Wohlfahrtspflege hat bisher noch gefehlt.” (Constanin Noppel, in: Stimmen der Zeit, Bd. 102, 1922, S. 227-228). Noppel und Weber trafen sich im Zentralvorstand des DCV, dem Noppel 1922-1932 angehörte. Ferner arbeiteten beide zusammen in der 1931 gebildeten Zeitschriften-Kommission des DCV, die die Zusammenlegung caritativer Zeitschriften prüfen sollte. 1938 hat Weber in seinem Buch “Wesen der Caritas” die “Einführung in die Caritas” (1938) von Constantin Noppel zitiert. Weber hält das Büchlein eines “erfahrenen Caritasmannes” zur Vermittlung einer nicht in die Einzelheiten gehenden Überschau für geeignet (ebd. S. XXI).
Maria Offenberg
(* 04.08.1888 in Konitz/ Westpreußen, † 05.04.1972 in Aachen) – Leiterin der Katholischen Sozialen Frauenschule Aachen des KDF (1921-1933, 1946-1957), 1925 Vorstandsmitglied der “Union catholique internationale de Service social” (Internationaler Zusammenschluss der katholischen sozialen Schulen). Maria Offenberg war Mitglied in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV.
Bernhard Ordemann
(* 1887) - Präsident des Landesarbeitsamtes Westfalen-Lippe. Bernhard Ordemann war an dem Lehrgang für Arbeitsvermittlung in dem von Weber geleiteten Seminar für Arbeitsvermittlung u. Berufsberatung des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit Veranstaltungen über die Erwerbslosenfürsorge im Deutschen Reich und über praktische Aufgaben der Arbeitsnachweisämter in den 1920er Jahren beteiligt. Auch in der Westfälischen Verwaltungsakademie hielt Ordemann Vorträge, z.B. im Juni 1930 zum Thema “Das Problem der Gefahren-gemeinschaft in der Sozialversicherung unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitslosenversicherung”. Dieser Vortrag wurde 1931 in der von Weber hrsg. Schrift “Gegenwartsfragen der deutschen Sozialversicherung” unter dem Titel ”Gefahren-ausgleich in der Sozialversicherung, insbesondere in der Arbeitslosenversicherung” veröffentlicht (1931, S. 39-49). Ferner lieferte Ordemann einen Beitrag mit dem Thema “Der westdeutsche Arbeitsmarkt” zu dem von Otto Most/ Bruno Kuske und Heinrich Weber hrsg. “Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen” (1931, S. 206-226).
Heinrich Weber und Bernhard Ordemann gaben gemeinsam ab 1926 die Reihen “Der Arbeitsmarkt. Schriftenreihe des Seminars für Arbeitsvermittlung u. Berufsberatung an der Univ. Münster i.W.” (4 Bände) und “Fragen des Arbeitsmarktes. Dissertationsreihe des Seminars für Arbeitsvermittlung u. Berufsberatung an der Univ. Münster” (9 Hefte) heraus.
Hermann Heinrich Adolf Ostrop
(* 10. August 1888 in Buldern, jetzt Dülmen, † 9. August 1963 in Münster) – 1945 zunächst Oberbürgermeister, dann Oberstadtdirektor von Dortmund. Hermann Ostrop wurde am 17.04.1946 auf der Gründungsversammlung der Sozialforschungsstelle Dortmund, die Heinrich Weber leitete, zum Präsidenten der Forschungsstelle gewählt.
Else Peerenboom
(13.10.1893 in Brauna bei Camenz, † 31.08.1958 in Köln) – Referentin für Statistik beim DCV, ferner Dozentin für Wohlfahrtspflege an der Freiburger Sozialen Frauenschule des DCV, Ende 1925 bis September 1927 Leiterin dieser Frauenschule. Else Peerenboom gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV an. 1925 hat Weber eine gründliche und sehr anerkennende Rezension zu “Statistik der katholischen caritativen Einrichtungen Deutschlands” (1924) von Else Peerenboom in der “Theologischen Revue” geschrieben. Er gelangt zu dem Ergebnis: “Die nüchternen Zahlen reden laut von der praktischen Nächstenliebe, die im Katholizismus blüht und geübt wird. Insofern ist das Buch, das man allen, die sich mit der Wohlfahrtspflege befassen … nur empfehlen kann, auch ein apologetisches Buch von nicht zu unterschätzendem Werte.” (Theologische Revue, 1925, Nr. 9, Sp. 343).
Ferdinand Piontek
(* 05.11.1878 in Leobschütz, † 02.11.1963 in Görlitz) – 1936 Verwaltungsdirektor des Generalvikariats des Erzbistums Breslau, 1945 Kapitularvikar in Breslau, 1959 Bischof. Ferdinand Piontek war nebenamtlicher Dozent an dem von Heinrich Weber geleiteten Bischöflichen Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft. Der Vorsitzende des Instituts Franz Seppelt berichtete, dass er die Akten des Instituts Prälat Dr. Piontek als Mitglied des deutschen Episkopats übergeben habe. Diese Akten sind aber nicht auffindbar. Piontek hat am 09.07.1946 Breslau mit wenig Handgepäck verlassen müssen. (Vgl. Josef G. Stanzel, a.a.O. 1992, S. 193/194).
Johann Plenge
(* 07.07.1874 in Bremen, † 11.09.1963 in Münster i.W.) – Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaft in der Rechts- und Staatswiss. Fak. der Univ. Münster. Heinrich Weber promovierte 1919 bei dem Wirtschaftswissenschaftler Josef Schmöle (Referat) und dem Soziologen und Staatswissenschaftler Johann Plenge (Korreferat) zum Dr. rer.pol. mit einer Dissertation über “Das Lebensrecht der Wohlfahrtspflege”. Nach der erfolgreichen Promotion bot Plenge Weber an, ab dem SS 1920 im Rahmen des Staatswissenschaftlichen Instituts Vortragsreihen über Wohlfahrtspflege zu übernehmen. Auch wies er darauf hin, dass sämtliche Mitdirektoren einer späteren Habilitation wohlwollend gegenüberständen. 1921 habilitierte sich Weber in der Rechts- und Staatswiss. Fak. für soziales Fürsorgewesen mit dem Thema “Akademiker und Wohlfahrtspflege im deutschen Volksstaat”. Plenge befürwortete diese Habilitation. Bei der Berufung Webers zum Professor setzte sich Plenge sehr dafür ein, dass diese Professur in der rechts- und Staatswiss. Fak. angesiedelt wurde. Webers Übertritt in die Kath. Theol. Fak. hätte nach dem Urteil Plenges “seiner Lehrtätigkeit den besonderen fachmännischen Charakter für soziales Fürsorgewesen und Wohlfahrtspflege genommen und andererseits den Radius seiner Lehrtätigkeit verkürzt, weil er damit im wesentlichen für die Studierenden der katholischen Theologie und nicht für den Gesamtkreis der Studierenden aller Fakultäten unabhängig von konfessionellen Unterschieden gesprochen hätte. es kommt aber schließlich darauf an, gerade einer Lehrtätigkeit für soziales Fürsorgewesen einen Widerhall im ganzen Volke zu geben.” (Plenge an Staatsminister a.D. Stegerwald am 06.10.1922. Nachlass Plenge im Rara-Arch. der Univ.bibliothek Bielefeld) Plenges Bemühungen hatten Erfolg. Weber wurde schließlich zum Professor für soziales Fürsorgewesen und Gesellschaftslehre an der Rechts- und Staatswiss. Fakultät ernannt. Plenge setzte sich auch dafür ein, dass Weber Mitdirektor des Staatswiss. Instituts wurde.
Jedoch als Webers Professur auf Wunsch der Rechts- und Staatswiss. Fak. auf die wirtschaftlichen Staatswissenschaften ausgeweitet werden sollte, hat Plenge, der Weber Jahre hindurch sehr gefördert hat und wohl gehofft hatte, durch Weber Unterstützung in dem seit Jahren andauernden Fakultätskonflikt zu finden, sich vehement gegen die Ausweitung der Funktionsbestimmung der Professur Webers gewandt. Der Fakultät warf er in dieser Sache “blinde Torheit” vor. Bei Plenges Abwesenheit bei einer Fakultätssitzung im Februar 1923, bedingt durch seine Ruhrkampfpropaganda gegen die Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen, erkannte die Fakultät Weber das volle, gleichberechtigte Prüfungsrecht in den Wirtschaftswissenschaften zu. Plenge wollte diesen Fakultätsbeschluss nicht anerkennen und polemisierte von Anfang an in beleidigender und ehrverletzender Weise gegen das Prüfungsrecht von Professor Weber in der Wirtschaftswissenschaft. Diese diskriminierende Polemik richtete er auch gegen den Mitdirektor Werner Friedrich Bruck und andere Fakultätskollegen. Der Konflikt nahm solche Formen an, dass sich der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Otto Boelitz genötigt sah, einzugreifen und das Staatswiss. Inst. aufzugliedern, in ein Institut für Organisationslehre und allgemeine vergleichende Soziologie, dem Plenge vorstand, und dem Staatswissenschaftlichen Seminar, das von Weber und Bruck geleitet wurde und das am 19.02.1924 in “Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaft” umbenannt wurde. Dennoch hielten die Ehrverletzungen Plenges an, so dass der Minister das “hemmungslose Vorgehen” Plenges entschieden zurückwies und Plenge für zwei Semester beurlaubte und 1925 gegen Plenge eine “Verwarnung” als Disziplinarsprache aussprach. Wegen weiterer unkollegialer Provokationen verfügte der Minister den Umzug des Instituts von Plenge aus den Räumen der Universität. (Geheimes Staatsarch. Berlin, I, HA Rep. 76, Sekt. 13, Tit. IV, Nr. 2, Bd. 3; Univ.arch. Münster, Kurator, Pers.Akte Nr. 6956, Bd. 1; vgl. Manfred Hermanns, a.a.O. 2006, S. 132-133, 137-143).
Johannes Poggenburg
(* 12.05.1862 in Ostbevern, † 05.01.1933 in Münster/W.) – Bischof von Münster. Bischof Johannes Poggenburg hat Heinrich Weber am 17.09.1916 zum Diözesansekretär des neu gegründeten Diözesan-Caritasverbandes Münster ernannt und am 19.08.1920 zu dessen Direktor. 1923, als Weber bereits Professor an der Univ. Münster war, hat er ihn zum 1. Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes erwählt. Bischof Poggenburg war Ehrenvorsitzender dieses Verbandes. Im Beisein von Bischof Dr. Poggenburg, des Oberpräsidenten Dr. Würmeling und des Münsteraner Oberbürgermeisters Georg Sperlich erstattete Weber u.a. im Jahr 1920 den Bericht über die Tätigkeit des Diözesan-Caritasverbandes Münster, in dem er die Zusammenarbeit mit den Organisationen der staatlichen und kommunalen Wohlfahrtspflege hervorhob. Bei der Generalversammlung des Caritas-Verbandes der Diözese Münster im Dezember 1921 hat Bischof Johannes Poggenburg sowohl dem ersten Vorsitzenden Pfarrer Schütte als auch dem Caritasdirektor Weber seine “besondere Anerkennung” und seinen Dank ausgesprochen für alles, was sie im Dienste des Caritasverbandes getan haben (“Westfälicher Merkur” 16.12.1921).
1933 hat Heinrich Weber einen Nachruf zum Tod von Bischof Dr. Johannes Poggenburg verfasst (Caritas, Jg. 38, 1933, S. 21-22). In seiner Würdigung hob Weber hervor: “Die Caritasarbeit in der Diözese, insbesondere die Caritasorganisation, wurde unter Bischof Johannes erheblich ausgebaut. Während seiner Amtszeit wurden im Bistum 8 Krankenhäuser, 23 Erholungsheime und Kinderheilstätten, 4 Altersheime, 8 Internate und Hospize, 17 Erziehungsheime, Asyle und Wanderarbeitsstätten neu gegründet.” (Ebd. S. 21).
Heinrich Roleff
(* 24.04.1878 in Unna, † 05.11.1966 in Münster / W.) – Weihbischof in der Diözese Münster (seit 1936). Heinrich Roleff folgte Heinrich Weber 1937 als 1. Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Münster und blieb dies bis April 1961. Heinrich Roleff hob nach dem Tod Heinrich Webers in einem Brief an Präsident Kreutz vom 12.10.1946 “die herzliche Anteilnahme an dem Heimgang unseres lieben gemeinsamen Freundes (…) und die Worte der warmen Anerkennung, die Sie Ihm gewidmet haben” hervor und drückte “den schmerzlichen Verlust [aus], den auch Sie, Hochwürdigster Herr Präsident, erlitten haben, weil er ihr vertrauter Ratgeber und Mitarbeiter war” (Arch. DCV, Sign. 125,63.030, Fasz. 1).
Ernst Heinrich Rosenfeld
(* 14.08.1869 in Gumbinen/ Ostpreußen, † 13.05.1952 in Münster / W.) – Professor für Strafrecht an der Univ. Münster. Seit Juni 1920 bestand ein “Ausschuss für Jugend- und Wohlfahrspflege” am Staatswiss. Inst., dem die Professoren Plenge, Ettlinger, Rosenfeld und Schmöle sowie Dr. Weber als Geschäftsführer angehörten. 1923 war Rosenfeld Vorsitzender dieses Ausschusses. Rosenfeld befasste sich außer mit Strafrecht und Strafprozessrecht auch mit Jugendfürsorge und Jugendpflege. Auf dem Gebiet der Jugend- und Wohlfahrtspflege kooperierten Rosenfeld und Weber mehrere Jahre miteinander. Sie organisierten Jahreslehrgänge zur Jugendwohlfahrtspflege mit einem eigenen Arbeits- u. Vorlesungsprogramm. Dieses akademische Programm zur Wohlfahrtspflege war vorbildlich für die akademische Ausbildung auf dem Gebiet der sozialen Arbeit. Rosenfeld verfasste den Artikel “Jugendfürsorge und Jugendpflege” in dem 1923 von Paul Herre hrsg. “Politischen Handwörterbuch”, in dem er auf Bücher von Heinrich Weber verwies (Vgl. Paul Herre: Politisches Handwörterbuch. Leipzig: Köhler, S. 893/894), ferner den Artikel “Der jugendliche Rechtsbrecher” in dem von Heinrich Weber hrsg. Band “Grundfragen der Jugendwohlfahrtspflege (= Beiträge zur sozialen Fürsorge, Bd. 18, S. 98-111) veröffentlicht.
Otto Ruer
(* 05.01.1879 in Münster, † 29.07.1933 in Berlin) – Oberbürgermeister von Bochum (1925-1933). Weber hat als Leiter des Seminars für Wirtschafts- und Sozialpädagogik des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften den Oberbürgermeister Dr. Dr. h.c. Ruer zum Vortrag am 22. 02. 1930 zu dem Thema “Die Bedeutung der kommunalen Neugliederung für die Industriewirtschaft” eingeladen (Staatsarch. Münster, Oberpräsidium Münster, Nr. 5585, Blatt 7).
Franz Seraph Schaub
(* 14.06.1870 in Deidesheim, † 24.12.1927 in Regensburg) – Professor für Kirchengeschichte und bayerisches Verfassungs- u. Verwaltungsrecht in Regensburg. Franz Schaub war bis 1924 Mitglied in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV. Der Geschäftsführer des Fachausschusses Auer hat 1928 einen Nekrolog zu Schaub veröffentlicht (in: Caritas, 33. Jg., 1928, S. 63-65).
Otto Schilling
(* 12.10.1874 in Stuttgart, † 01.09.1956 in Pullach b. München) – Professor für Moral- und Pastoraltheologie an der Univ. Tübingen. Heinrich Weber promovierte am 28. April 1922 mit dem Thema “Die religiös-ethischen Grundlagen der Fürsorgearbeit in Judentum u. Christentum” bei Otto Schilling zum Dr. theol. Schilling schrieb in seinem Gutachten: “Dem Verfasser ist es gelungen, ein ausserordentlich umfassendes und zum Teil schwieriges Material unter Benützung einer fast unübersehbaren Literatur in selbständiger Weise wissenschaftlich zu verarbeiten; besondere Anerkennung verdient die Sorgfalt in Anwendung der historischen und vergleichenden Methode (…) Aus dem reichen Inhalt seien namentlich hervorgehoben die Ausführungen über das Wesen der christlichen Fürsorgearbeit und über die Motivierung speziell der katholischen Fürsorgetätigkeit.” (Univ.arch. Tübingen, Sign. 184/547). Aus heutiger Sicht werden in dem Gutachten nähere Beurteilungen über die religiös – ethischen Grundlagen der Fürsorgearbeit im Judentum und über die evangelische Fürsorgearbeit, denen Weber jeweils gründliche und anerkennende Aufmerksamkeit in seiner Dissertation gewidmet hat, vermisst. Die wegweisende ökumenische Sicht Webers wäre in dem Zeitalter der interkonfessionellen Befangenheit und des Antisemitismus hilfreich für vorwärtsweisende öffentliche Perspektiven gewesen. Leider wurde aber die theologische Dissertation von Heinrich Weber bisher nicht veröffentlicht. Die Gründe dafür konnten bisher nicht ermittelt werden. War Weber für die in Tübingen gelehrte Theologie damals zu weit voraus?
1931 hat Schilling zu dem von Weber u. Tischleder verfassten Band “Wirtschaftsethik” in der “Theologischen Revue” eine z.T. kritische Rezension verfasst. Abschließend schreibt Schilling: “Zweifellos wird das neue Werk auch den Theologen von Nutzen sein, aber den vollen Nutzen werden sie nur haben, wenn sie mindestens eine Vorlesung über Allgemeine Volkswirtschaftslehre hören oder sonst mit dem Gegenstand sich vertraut machen, nur so wird das genügende Verständnis und die nötige Selbständigkeit des Urteils vorhanden sein.” (30. Jg., Sp. 221/222).
Josef Schlüter
(* 18.06.1901 in Münster, Todesdatum unbekannt) – Regierungsrat seit 1952 beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. 1925 promovierte Josef Schlüter bei Heinrich Weber mit dem Thema “Die katholisch-soziale Bewegung in Deutschland seit der Jahrhundertwende” zum Dr. rer.pol. Diese Arbeit erschien 1928 als Bd. 3 in der von Heinrich Weber, Heinrich Auer u. Franz Keller hrsg. Reihe “Schriften zur Caritaswissenschaft”.
Seit 1925 war Schlüter unter der Leitung von Heinrich Weber Assistent am Seminar für Fürsorgewesen des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Univ. Münster, an dessen Aufbau Schlüter mitwirkte. Er übernahm u.a. die Redaktion der “Beiträge zur sozialen Fürsorge”, für deren Hefte er mehrere wissenschaftliche Artikel schrieb. 1927 veröffentlichte Schlüter zudem einen Aufsatz über das Seminar für Fürsorgewesen an der Univ. Münster i.W. in der Zeitschrift Caritas (Jg. 32, 1927, S. 147 ff.), einen weiteren mit dem Titel “Die fürsorgewissenschaftliche Ausbildung an der Universität Münster” im “Jahrbuch für Caritaswiss.” 1929 (S. 122-130), ferner erschien von ihm 1933 die Schrift “Die freie Wohlfahrtspflege in Deutschland”. Schlüter hielt vom WS 1927/28 bis zum WS 1934/35 regelmäßig Vorlesungen und Übungen, teils eigenverantwortlich, teils zusammen mit Professor Weber zum Fürsorgewesen ab und organisierte für die Studierenden Besichtigungen bei Wohlfahrts- und Fürsorgeeinrichtungen. Nach Webers Ausscheiden als Institutsdirektor hat Schlüter von November 1933 bis 1935 die Geschäfte des Seminars für Fürsorgewesen noch völlig selbstständig weitergeführt. (Univ.arch. Münster, Kurator Fach 14, Nr. 2, Bd. 1).
Benedikt Schmittmann
(* 04.08.1872 in Düsseldorf, † 13.09.1939 im Gestapogefängnis Sachsenhausen) – Professor für Sozialpolitik an der Univ. Köln, Kuratoriumsmitglied der Wohlfahrtsschule der Stadt Köln. Schmittmann gehörte seit Beginn dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft und ebenso wie Weber dem Ausschuss für caritative Schulung des DCV an. (Vgl. Hans-Josef Wollasch, a.a.O. 1978, S. 106). Weber verweist in seinem wissenschaftlichen Aufsatz “Die deutsche Sozialversicherung als Kampfobjekt” (1931) auf den Artikel Sozialversicherung im “Handwörterbuch der Sozialwissenschaften” (4. Aufl., VII. Bd., S. 622 ff) von Benedikt Schmittmann.
Josef Schmöle
(* 08.04.1865 in Frankfurt a.M., † 27.11.1922 in Münster/W.) – Professor der Nationalökonomie und Sozialpolitik an der Univ. Münster, Direktor des dortigen Staatswissenschaftlichen Instituts. Heinrich Weber promovierte 1919 bei dem Wirtschaftswissenschaftler Josef Schmöle (Referat) und dem Soziologen und Staatswissenschaftler Johann Plenge (Korreferat) zum Dr. rer.pol. mit dem Thema “Das Lebensrecht der Wohlfahrtspflege”. In seinem Gutachten hob Schmöle hervor: In der Arbeit “verdient insbesondere die Objektivität Anerkennung, mit der die Leistungen beider christlicher Konfessionen auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege neben einander gewürdigt werden.” Er bewertete die “vortreffliche Arbeit” mit magna cum laude. (Univ. arch. Münster, R + S Prom. 274). Schmöle gehörte dem Ausschuss für Jugend- und Wohlfahrtspflege an der Univ. Münster an, bei dem Weber Geschäftsführer zur gleichen Zeit war.
Wilhelm Schönartz
(* 14.01.1910, † 14.12.1988) – Repetent im Theologenkonvikt Bonn, Prälat, seit 1957 Direktor der Erzbischöflichen Diözesan- u. Dombibliothek Köln. Wilhelm Schönartz war 1939/40 Teilnehmer an dem Ausbildungskurs des von Heinrich Weber geleiteten Institut für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft in Breslau (Vgl. Josef G. Stanzel, a.a.O., S. 193).
Franz Scholz
(* 10.12.1909 in Breslau, † 01.09.1998 in Groß-Umstad bei Darmstadt) - Moraltheologe, Honorarprofessor. Franz Scholz hat Heinrich Weber als Repetent im Erzbischöflichen Theologenkonvikt Breslau kennengelernt. (Quelle Brief von Franz Scholz vom 17.05.1996 an den Verfasser).
Georg Schreiber
(05.01.1882 in Rüdershausen, Kr. Duderstadt, † 24.02.1963 in Münster / W.) – MdR, Professor für Kirchengeschichte, historische Caritaswissenschaft und religiöse Volkskunde an der Univ. Münster. Georg Schreiber arbeitete mit in dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswiss. des DCV. Am 23.10.1929 hielt Schreiber in dem Ausschuss ein Referat über die Caritaswissenschaft und die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und schlug in dem Ausschuss vor, für die Förderung sozialethischer Studien die Görres-Gesellschaft zu gewinnen.
Als Reichstagsabgeordneter hatte Schreiber großen Anteil an dem Entstehen der Westf. Verwaltungsakademie, an der Heinrich Weber neben Werner Friedrich Bruck die Studienleitung übernahm. Im Juli 1923 übernahm Schreiber das Amt des Ehrenkurators der Akademie. 1926 sprachen sowohl Schreiber wie Weber bei der Eröffnungsfeier der Abteilung Osnabrück der Westfälischen Verwaltungsakademie. Schreiber hat in der von Werner Friedrich Bruck und Heinrich Weber hrsg. Festschrift “Beamtenschaft u. Verwaltungsakademie” (1928) den Beitrag “Deutsches Beamtentum u. deutsche Kulturpolitik” geschrieben (S. 81-90).
1923 veröffentlichte Weber sein Buch “Jugendfürsorge im Deutschen Reich” in der von Georg Schreiber hrsg. Reihe “Schriften zur deutschen Politik”, an deren Herausgabe auch Götz Briefs, Hedwig Dransfeld und Adam Stegerwald mitwirkten.
Zusammenarbeit erfolgte auch über das Deutsche Inst. für wiss. Pädagogik in Münster, an dem Schreiber Vorsitzender war und in dessen “Lexikon der Pädagogik der Gegenwart” Heinrich Weber mehrere Artikel veröffentlichte.
Schreiber hat sich als Rektor der Univ. Münster sehr für die Restituierung Webers an der Univ. eingesetzt. Davon zeugt u.a. sein Schreiben an die britische Militärregierung vom 05.09.1945: “Professor Weber was an opponent of National Socialisme and strictly refused to join the N.S.D.A.P. Therefore he lost his educational career in public economy. Later on in 1935 he got a compusory transfer to Breslau and for all the coming time he had to suffer a lot by shikanery on behalf of the S.S.-Organizations.” Eine Wiedergutmachung könne nur durch Rückführung von Professor Weber in sein ursprüngliches Amt geschehen. (Univ.arch. Münster, Bestand 5, Nr. 223, Bd. II).
Anna Schulte
(* 24.02.1891 in Anröchte, Krs. Soest, † 19.04.1977 in Essen) - Leiterin der Wohlfahrtsschule Münster (1927 – 1941), zuvor dort Lehrkraft, Okt. 1941 – März 1947 stellvertretende Direktorin der Westfälischen Provinzialschule für Wohlfahrtspflege in Dortmund. Als Leiterin der Wohlfahrtsschule Münster hatte sie Kontakt mit Heinrich Weber, der Vorsitzender des Trägervereins der Schule war. Sie eröffnete die Sitzung des Hauptausschusses für die Weiterbildung von Sozialbeamtinnen in der Provinz Münster am 23. Oktober 1927, auf der die Gründung der “Akdemie für soziale Frauenarbeit” (Sofra) beschlossen wurde und schrieb auch das Protokoll zu dieser Sitzung (Arch. DCV). Im Winterprogramm 1930/31 der Akademie hat Frau Schulte die Arbeitsgemeinschaft von Wohlfahrtspflegerinnen, Berufsschullehrerinnen und Volksschullehrerinnen unter dem Thema “Die Lebenswelt des erwerbstätigen Mädchens” geleitet. Bei der Hauptversammlung der Akademie für soziale Frauenarbeit am 21.12.1932 im Institut für Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften setzte sich Anna Schulte für die Mitarbeit der Wohlfahrtsschulen an der Fortbildung aller Fürsorgerrinnen in der Provinz Westf. ein (ebd. Arch. DCV).
Karl Joseph Kardinal Schulte
(* 14.09.1871 in Haus Valbert bei Oedingen, heute Lennestadt, † 10.03.1941 in Köln) – 1910 – 1920 Bischof von Paderborn, 1920 – 1941 Erzbischof von Köln. Kardinal Schulte berief am 17.04.1935 im Einverständnis mit allen Bischöfen der Kölner Kirchenprovinz Professor Heinrich Weber als ehrenamtlichen Leiter der Bischöflichen Finanzkammer. In dem Ernennungsschreiben wurde der Finanzkammer das Recht und die Pflicht übertragen, “die Finanzwirtschaft aller überdiözesanen kirchlichen Institute und klösterlichen Gemeinschaften bischöflichen Rechtes im Bereiche der Kölner Kirchenprovinz laufend zu überwachen”. Die Initiative für diese Finanzkammer war 1934 von den Bistümern Münster und Köln sowie von Heinrich Weber ausgegangen. Als Webers Versetzung nach Breslau anstand, schrieb Kardinal Schulte in einem sehr persönlich gehaltenen, handschriftlichen Brief vom 27.09.1935 an Weber: “Wir haben, als Sie nach der Fuldaer Konferenz bei mir waren, bereits das pro und contra Ihrer Übersiedlung nach Breslau abgewogen. Ich neige heute wie damals dazu, Ihnen die Übersiedelung nach Breslau, wenn auch schwersten Herzens anzuempfehlen, falls wenigstens für das kommende Quartal die Fortsetzung der Arbeiten der Finanzkammer gesichert werden kann. In den nächsten 3 Monaten werden Sie selber und wir Bischöfe überlegen können, ob Sie gut tun Ihre akademische Lebensstellung und wissenschaftliche Position aufzugeben und dafür eine zumal heute unsichere Stellung als Beauftragter der Bischöfe einer Kirchenprovinz einzutauschen. Ich fürchte, daß [Sie] ein mindestens sehr ungünstiges Pensionsverhältnis haben werden, wenn Sie jetzt Breslau ablehnen.” (Hist. Arch. des Erzbistums Köln, Sign. Gen. 1 D 7) Weber willigte in die Zwangsversetzung nach Breslau ein, war aber trotzdem bereit, die ehrenamtliche Oberleitung der Finanzkammer auch von Breslau aus wahrzunehmen, wofür ihm die Konferenz der Bischöfe der Kölner und Paderborner Kirchenprovinz den Dank aussprach. Die laufenden Amtsgeschäfte für die Bischöfliche Finanzkammer übernahm Webers Freund Joseph Tenspolde.
Weber informierte in den folgenden Jahren Kardinal Schulte über die Arbeit des Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft und die Absolventen der dortigen Ausbildungskurse, soweit sie aus der Erzdiözese Köln stammten. (Ebd. Sign. Gen. 1 D 10).
Albert Schütte
(* 23.11.1860 in Ibbenbüren, † 10.06.1948 in Hiltrup) – Pfarrer, Päpstlicher Geheimkämmerer, 1916 2. Vorsitzender und 1921 1. Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Münster. Unter Schüttes Vorsitz war Heinrich Weber zunächst Diozesan-Caritassekretär, dann Caritasdirektor. Am 04.08.1923 wurde er sein Nachfolger. Aus der Erinnerung über die Zusammenarbeit schrieb Weber in einer dankbaren Würdigung: “Ehrliche Überzeugung und aufrichtige Dankbarkeit zwingen uns zu dem Bekenntnis, daß der Diözesan-Caritasverband ohne die weitherzige Förderung und die intensive Arbeit des Pfarrers Schütte nicht eine solch erfreuliche Entwicklung gehabt haben würde.” (Heinrich Weber: Pfarrer Schütte, Münster, und seine Verdienst um den Caritasverband. In: Caritas, 34. Jg, 1929, S.63).
Wilhelm Schwer
(* 29.04.1876 in Monschau, † 25.11.1949 in Bonn) – Professor für Christliche Gesellschaftslehre und soziale Pastoral an der Univ. Bonn. Wilhelm Schwer gehörte dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss Caritaswissenschaft des DCV seit 1924 an. In seinem Buch "Einführung in die Sozialwissenschaften" (1930) zitiert Weber Schwers "Katholische Gesellschaftslehre" von 1928 mehrfach.
Wilhelm Schwickerath
(* 04.01.1898 in Kyllburg, † 27.09.1953 in Bonn) – 1931 Domvikar, 1936 Leiter der Bistumskasse und des Pfarrbesoldungsamtes in Trier, 1949 Ordinariatsrat. Wilhelm Schwickerath nahm an dem Lehrgang des Inst. für kirchliche Verwaltung u. Finanzwirtschaft 1939/40 teil und promovierte 1942 mit dem Dissertationsthema “Die Finanzwirtschaft der deutschen Bistümer. Ihre Gestaltung unter dem Einfluß pastoraler Aufgabe” in der Kath.-Theol. Fakultät der Univ. Breslau zum Dr. theol. (Josef G. Stanzel, a.a.O., S. 193). Die Dissertation wurde als Band 1 der “Beiträge zur kirchlichen Verwaltungswissenschaft” von Heinrich Weber herausgegeben.
Konrad Seling
(* 1878 in Osnabrück, † 1949) – Domvikar, 1927 Generalvikar der Diözese Osnabrück. Konrad Seling und Heinrich Weber trafen sich im Zentralrat des Deutschen Caritasverbandes. Ferner gehörte Seling zeitweilig dem von Heinrich Weber geleiteten Fachausschuss für Caritaswissenschaft des DCV an.
Franz Xaver Seppelt
(* 13.01.1883 in Breslau, † 25.07.1956 in München) – Professor für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Univ. Breslau, Domkapitular. Seppelt und Weber waren Kollegen in der dortigen Kath.-theol. Fak. Seppelt wurde Vorsitzender des Kuratoriums des 1936 neu gegründeten und von Weber geleiteten “Instituts für kirchliche Verwaltung und Finanzwirtschaft” in Breslau. Er verfasste die jährlichen Tätigkeitsberichte des Instituts.
Georg Simon
Provinzial der Franziskaner in Breslau. Georg Simon war als Nachfolger von Pater Provinzial Georg Fromm und Vertreter der Superioren-Vereinigung Mitglied des Kuratoriums des 1936 gegründeten und von Heinrich Weber geleiteten “Instituts für kirchliche Verwaltung u. Finanzwirtschaft” in Breslau.
Idamarie Solltmann, geb. Bernhardi-Grisson
I(* 08.09.1889 in Berlin, † 19.02.1980 auf Burg Dinklage) – Leiterin der Wohlfahrts-schule Münster (1941-1955). Idamarie Solltmann konvertierte 1922 zum katholischen Glauben. Sie war eine sehr engagierte Psychologin und Dozentin für Fürsorge und Wohlfahrtspflege zunächst an der Wohlfahrtsschule Berlin. Sie wurde Weber spätestens 1927 bekannt, als sie Dozentin der Wohlfahrtsschule Münster wurde. 1934 wurde die Wohlfahrtsschule in “Westf. Frauenschule für Volkspflege” umbenannt. Idamarie Solltmann wurde 1941 Leiterin dieser Frauenschule und blieb dies auch nach 1945 bis 1955, als die Schule wieder ihren ursprünglichen Namen Westfälische Wohlfahrtsschule erhielt. Solltmann wirkte auch mit als Referentin der “Akademie für soziale Frauenarbeit”, u.a. im Sommer 1929 zum Thema ” Moderne Strömungen der Psychologie und ihre Bedeutung für die Wohlfahrtspflege” und im November 1931 zum Thema “Sinnfragen und Lebensmöglichkeiten der Familie in der Gegenwart” im Rahmen eines Lehrgangs für Medizinerinnen.
Georg Sperlich
(* 27.04.1877 in Beuthen, † 21.12.1941 in Münster / W.) – Oberbürgermeister der Stadt Münster 1920 – 1932. Heinrich Weber und Sperlich begegneten sich u.a. im Rahmen der Tätigkeiten im Diözesan-Caritasverband Münster und im Verwaltungsrat der Westfälischen Verwaltungsakademie. Auf der Generalversammlung des Diözesan-Caritasverbandes 1920 trug Heinrich Weber in Anwesenheit von Bischof Poggenburg, des Oberpräsidenten Dr. Würmeling, des Regierungspräsidenten Graf von Merveldt und des Oberbürgermeisters Sperlich einen Bericht über die Aufgaben des Caritasverbandes und die Zusammenarbeit mit den Organisationen der staatlichen und kommunalen Wohlfahrtspflege vor. Im Juni 1928 hat Sperlich als Oberbürgermeister ein Grußwort zur Tagung des Reichsverbandes Deutscher Verwaltungsakademien gesprochen, das in dem von F.W. Bruck und H. Weber hrsg. Festschrift “Beamtenschaft u. Verwaltungsakademie” (1928, S. 23) veröffentlicht ist.
Wilhelm Stählin
(* 24.09.1883 in Gunzenhausen, † 16.12.1975 in Prien am Chiemsee) – Professor für Praktische Theologie in der Evang.-Theol. Fakultät der Univ. Münster, 1945 – 1952 Bischof der Evang.-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Wilhelm Stählin wirkte als Dozent mit in der von Heinrich Weber geleiteten Akademie für soziale Frauenarbeit. Er leitete im Sommerprogramm 1929 die Gruppe der Gefährdetenfürsorgerinnen mit der Thematik “Das Problem der Gefährdung” (Arch. DCV, Sign. 319.4 F07/04 Fasz. 1). In seinem Buch "Das Wesen der Caritas" (1938, S. XXIV u. S. 266) berücksichtigt Weber das Buch "Vom Sinn und Segen des Dienens" von Wilhelm Stählin, das 1933 bereits in 3. Aufl. erschienen war.
Franz Wilhelm Richard Stapper
(* 03.04.1870 in Kempen/Niederrhein, † 06.03.1939 in Münster / W.) – Professor für Pastoraltheologie an der Univ. Münster. Stapper war Kollege von Heinrich Weber in der Kath.-Theol. Fak.. Als Dekan hat sich Stapper in mehreren Schreiben an den Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung besonders für die Berufung Webers als Professor eingesetzt und um Aufschub im Berufungverfahren gebeten, bis sich Weber habilitiert und den Grad eines Dr. theol. erworben hatte. Am 3. Mai 1922 teilte er dem Minister mit, dass Weber auch die theologische Doktorwürde erlangt hat und dann ergänzt: “Die Fakultät ist daher in der Lage, den genannten Herrn nunmehr in jeder Beziehung für die Ernennung geeignet vorschlagen zu können.” (Geh. Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz IHA Rep. 76 V a, Sekt 13, Tit. IV, Nr. 1, Bd. VI).
Johann Peter Steffes
(* 27.08.1883 in Outscheid/Kr. Bitburg, † 11.03.1955 in Münster / W.) – Professor für allgemeine Religionsgeschichte und vergleichende Religionswissenschaft an der Univ. Münster, 1929 – 1935 zugleich wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik. Weber kannte Steffes sowohl von der Kath.-Theol. Fak. wie vom Institut für wissenschaftliche Pädagogik her. Weber hat in dem von diesem Institut hrsg. “Lexikon der Pädagogik der Gegenwart” die Artikel “Caritaswissenschaft und Pädagogik”, “Fürsorgepädagogik”, “Jugendwohlfahrtspflege”, “Verwaltungsakademie”, “Volkswirt” 1930 und 1932 veröffentlicht. Zu diesem Lexikon schrieb die Zeitschrift “Der Gral. Monatsschrift für Dichtung und Leben”: Dieses Werk, durch das erste Fachberater in wichtigen Fragen Aufschluss geben, wird dazu beitragen, die Kräfte der katholischen Weltanschauung in philosophischen, psychologischen, erzieherischen und kulturellen Aufgaben lebendig zu erhalten. (Vgl. 25. Jg. 1930/1931, S. 624).
Adam Stegerwald
(* 14.12.1874 in Greußenheim b. Würzburg; † 03.12.1945 in Würzburg) – Mitbegründer und Vorsitzender des christlichen Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), MdR, 1919-1921 preußischer Minister für Volkswohlfahrt, April – November 1921 Ministerpräsident in Preußen, 1929 Reichsverkehrsminister, März 1930 – Mai 1932 Reichsarbeitsminister, 1945 Regierungspräsident Unterfankens in Würzburg. Adam Stegerwald und Heinrich Weber begegneten sich im Zentralvorstand des DCV, dem Stegerwald 1921-1933 angehörte.
Johannes Straubinger
(* 26.12.1883 in Essenshausen, † 23.03.1956 in Stuttgart) – Caritasdirektor der Diözese Rottenburg. Johannes Straubinger leitete bis 1929 die Finanzkommission des DCV, der auch Heinrich Weber angehörte. 1929 übernahm Weber von Straubinger den Vorsitz. Ferner war Straubinger wie Weber Mitglied des Zentralrats, des Zentralvorstands und des Wirtschaftsbeirats des DCV.
s. Fortsetzung in Teil III