"Geschichtliches" über die Herkunft Münchner Strassennamen
Wem sind bei einer Fahrt durch München nicht schon mal Schilder mit Straßennamen ins Auge gesprungen, über deren Herkunft er/sie sich so seine Gedanken machte?
Ich meine, beim alten Goethe, dem Einstein oder dem Adenauer – vielleicht auch noch dem Pestalozzi oder Pettenkofer ist die Zuordenbarkeit ja nicht so schwer. Die kennt so ziemlich jeder.
Ebenso eindeutig erklärbar ist die Herkunft der unzähligen Herzog-Straßen.
Klar – die stammen alle aus einer Zeit, in der die Stadt ihren provinziellen Charakter loswerden wollte und – zumindest einwohnerzahlmäßig – zur Weltstadt avancierte.
Seinerzeit schien man einfach über jeden froh gewesen zu sein, der herzog, wie z.B. dem Ernst, dem Heinrich, dem Johann, dem Max, dem Rudolf und dem Willhelm…
Dass es durchwegs Männer waren, die durch ihren Herzug mit einer nach ihnen benannten Straße geehrt wurden, mag daran gelegen haben, dass der Begriff ‚Quotenfrau’ seinerzeit noch gänzlich unbekannt war.
Bliebe jedoch abzuwarten, bis es aufgrund der inzwischen eher angespannten Situation auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt die ersten Wegzog-Straßen geben wird.
Demzufolge fahren wir möglicherweise demnächst durch die Wegzog-Hans-Straße, wohnen in der Wegzog-Inge-Straße oder kennen eine tolle Kneipe in der Wegzog-Gabi-Straße.
Schwieriger wird die Angelegenheit allerdings wieder, wenn man die vielen Namen liest, von denen kaum ein Mensch jemals etwas gehört hat.
Man denke dabei nur an Franziska Ner, Heide Mann, Hella Brunner, bzw. Hubert Us, Leo Pold, Max Imilian oder Willi Bald.
Hierbei sollte man sich zunächst einmal von der Vorstellung los machen, jeder, nach dem eine (oftmals sogar vierspurige) Straße benannt wurde, hätte auch einen großen Namen getragen, bzw. zu seinen Lebzeiten einen gewissen Bekanntheitsgrad besessen.
In derartigen Fällen liegt vielmehr die Vermutung nahe, dass hier schon damals eine ‚Spezlwirtschaft’ herrschte und irgendwelche ‚Amigos’ die Hände im Spiel hatten.
Ganz deutlich wird dies doch beim Firmennamen des inzwischen längst wieder vom Markt verschwundenen Limonadenherstellers ‚Agricola’.
Wenn da mal seinerzeit keine Spendengelder geflossen sind?
Aber das kennt man ja!
Durchsichtiger wird die Angelegenheit allerdings wieder angesichts der unzähligen Straßenbenennungen mit ausschließlich Frauennamen wie der: Isabella-, Elisen-, Isolden-, Josephinen-, Karolinen-, oder Sophienstraße zum Beispiel.
Hier ist einfach ein gewisses Maß an Geschichtskenntnis und Kombinationsgabe gefragt:
Völlig klar!
Da es sich hierbei durchwegs nur um Vornamen von Frauen handelt, deren Nachname (vermutlich aus Gründen einer gewissen Diskretion) im Verborgenen bleiben musste, liegt der Schluss nahe, dass hier damals irgendwelche einflussreichen Grafürsten ihren Konkubinen oder Maitressen den Dank für ihre Dienste ausdrücken wollten.
Eine andere Erklärung kann es hierfür kaum geben.
Und überhaupt; worin, bitteschön, lag denn das besondere Verdienst, dass man gleich eine derartige Prachtstraße nach ihr benannte?
Wer mag sie denn schon gewesen sein – diese Resi Denz ?
Wenn`s so weiter geht, hamma in München bald eine Reiner-Wolf-Gangk-Straße und dann treibt es die späteren Generationen zum Nachdenken. Ich als Zeitgenosse finde es köstlich und werde mich heute mit Franziska Ner treffen. -ade-