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Alles Blau...

Blaue Wellen. Sie zogen langsam und in blauen Linien vorbei, wurden dicker und stärker. Ein breiter blauer Strom.
Sein Kopf. Er spürte Licht im Zimmer und öffnete die Augen. Er sollte aufstehen. Er fiel zurück, fand eine blaue Linie und hielt sich daran fest. Es war ein blaues Seil, gedreht aus ganz dünnen blauen Fäden, an denen er sich weiter hangelte. Nach oben. Nur nicht loslassen, dachte er. Nur nicht loslassen jetzt!
Er zuckte zusammen und riss die Augen auf.
Warum wieder dieser Traum?
Ihm war, als hätte er ihn stundenlang geträumt. Heute Nacht, heute Morgen. Blaue Linien. Alles blau.
Plötzlich wusste er alles. Jawohl blau!
Die Frau mit den blauen Haaren!

Gestern Abend, bei Heidi und Hans in der Kneipe.
Sie, die mit den blauen Haaren, war ihm aufgefallen. Sie trug eine blaue Bluse und eine Kette mit blauen Steinen. Sie war jung. Und sie hatte blaue Haare. Vorne ganz strubbelig und frech in die Stirn hängend – hinten länger und zusammengebunden. Sie lächelte ihn an und da hatte er sie einfach angesprochen. Sie konnte gut zuhören, das, was er bei den meisten Menschen stets vermisste.
Sie verstand ihn, denn sie nickte ihm immer wieder zu, während er ihr seinen ganzen Kummer erzählte. Es war sonst gar nicht seine Art.
Einer wildfremden Frau!
Denn nach seiner letzten Freundin traute er eigentlich keiner mehr.
Er spürte Kopfschmerzen. Vermutlich hatte er gestern doch zu viel getrunken.
Warum hatte er eigentlich nicht nach ihrem Namen gefragt oder sich wenigstens ihre Telefonnummer geben lassen? Oder sich mit ihr nicht verabredet, seinetwegen auch dort wieder in der Kneipe?
Heidi und Hans würden bestimmt wissen, wer sie war.
Er würde sie fragen.
Mühsam rappelte er sich aus dem Bett hoch. Den gesamten Vormittag musste er an diese Frau mit den blauen Haaren denken. Warum sollte er eigentlich, ganz entgegen seiner Gewohnheit, nicht mal zum Frühschoppen in die Kneipe zu Heidi und Hans gehen? Vielleicht würde sie ja auch da sein, die mit den blauen Haaren.
Zumindest würden aber die beiden mehr darüber wissen, wer sie ist und wo sie herkommt.
Er machte sich also auf den Weg. Bei Heidi und Hans war es zu seiner Überraschung für diese Tageszeit ziemlich voll. Er sah sich um. Aber nirgends konnte er die Frau mit den blauen Haaren entdecken. Er setzte sich an einen noch freien Tisch in der Ecke und bestellte bei Heidi ein Bier. Als Hans ihn entdeckte kam er an den Tisch, klopfte ihm auf die Schulter und meinte erstaunt: „Du bist ja schon wieder fit!“
Kurz darauf brachte er ihm das bestellte Bier und setzte sich dazu.
Er fragte den Wirt: „Du Hans, ich habe gestern hier mit einer jungen Frau gesessen. Eine mit blauen Haaren. Kennst du sie?“
Hans sah ihn an. „Mensch, du bist ja noch immer blau!“, meinte er. Er griff nach einem der Kärtchen vom Nebentisch, die überall im Lokal herum standen.
„Hier“, er stellte die Reklame für ein neues Bier vor ihn auf den Tisch, „das ist sie!“
Er sah in die Augen einer jungen Frau. Ihre Haare waren strubbelig in die Stirn gekämmt und hinten zu einem kecken Schwänzchen zusammengebunden. Sie prostete mir mit einem Glas Bier zu.
Das Foto war mit einem blauen Filter aufgenommen und so wirkte alles in einem kräftigen Blau. Das Auffälligste war der leuchtende Farbton ihrer glänzenden Haare, der sich von ihrer hellen Haut abhob.
„Du hast gestern den ganzen Abend auf sie eingeredet!“ Sagte der Wirt.
„Ja, sie ist es!“ strahlte er den Wirt an. „Wo kann ich sie treffen?“
„Mann, du hast den ganzen Abend mit dieser Pappkarte geredet“, meinte der Wirt lächelnd, „du hattest so viel getrunken, nur noch auf dieses Schildchen gestarrt und unentwegt darauf eingeredet. Und wir haben dich gelassen, denn du warst ja ganz friedlich und offenbar glücklich dabei.“
Er sah auf das Werbekärtchen vor sich. Eine Frau aus Pappe. Er hatte tatsächlich mit einem Foto geredet.
Ein ganzer Abend mit einem Foto!
Er fühlte sich hunde¬elend.

Die Frau mit den blauen Haaren lächelte ihn verständnisvoll an.

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