Sommer in Waldperlach, Teil 2
Mittwoch, 2.6.2010: 10°C, Vormittags Dauerregen, teils echt heftig, nachmittags gelegentlich ein paar Regenpausen. Tief hängende Schichtwolken. Oder anders formuliert: Bester Pago-Pago-Sonnenschein.
Der heute Bericht fängt ausnahmsweise schon in der Nacht an. Und da ereignete sich Erstaunliches:
Da ist wirklich ein Nest in einer dunklen Ecke im Labor! Heute nacht ist schon wieder ein Achtzehnfleckiger Marienkäfer aufgetaucht. Und zwar in der wörtlichen Bedeutung von aufgetaucht: In meiner Kaffeetasse! ARRRG!
Ich hab so gegen 0030 noch etwas Fruchtsaft in meine Tasse geschüttet – war zu faul, um noch mal Kaffee zu kochen – und was seh ich da? Da schwimmt etwas! Ein Käfer! (Pfui, grauslig, wie es im österreichischen Fernsehen immer hieß, bevor sich das Land hinter den elektronischen Stacheldraht zurückzog) Also hab ich ihn herausgefischt, in eine Petrischale gelegt, aber es war schon zu spät. Exitus. Vermutlich ertrunken. (Reanimieren ging nicht, weil ich keinen so kleinen Defibrilator hab und nicht weis, wie man Marienkäfer künstlich beatmet).
Hm. Jetzt sollte ich wohl nach der dunklen Ecke mit dem Nest suchen. Das Problem ist nur, mein Labor besteht praktisch ausschließlich aus dunklen Ecken – wo soll ich da anfangen? Ja, werden sie jetzt sagen, besser dunkle Ecken als Schwarze Löcher. Aber Irrtum! In dunklen Ecken verschwindet oft mehr Materie, als in einem Schwarzen Loch. Zumindest gehorcht die Raumzeit in der Umgebung von dunklen Ecken keiner Kerr-Metrik, bestenfalls einer „Kehr-Metrik“, die für das Verschlucken von Gegenständen verantwortlich ist. Aber im Gegensatz zu einem Schwarzen Loch, aus dem Hawking Strahlung entweicht, meint man gemeinhin, dass aus dunklen Ecken jetzt wirklich nichts mehr herauskommt. Doch weit gefehlt! Wie ich soeben empirisch zeigen konnte, ist bei dunklen Ecken die Hawking Strahlung durch Achtzehnfleckige Marienkäfer ersetzt...
(Irgendwie erinnert mich das an Adams unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive...)
Etwas später am Abend hab ich dann noch den Asiatischen Marienkäfer erwischt, der vor ein paar Tagen im Labor aufgetaucht ist. Inzwischen war er so ausgehungert, dass er nicht mehr schnell genug fliehen konnte. Am Nachmittag hab ich ihn dann auf der Pfingstrose ausgesetzt.
Zum Wetter gibt es nicht viel zu sagen. Dauerregen. Am Abend wurde es dann so richtig heftig, sogar so laut, dass ich es hier unten mitbekomme. Na ja, zumindest manchmal.
Den Pflanzen scheint das Wetter zu gefallen. So satt grün sind mir die schon lange nicht mehr vorgekommen. Kann aber auch an der dämmerigen Beleuchtung liegen...