Die zweite Expedition zum Baggersee: Der Rückweg
Waldperlach, 26.5.2011: Da ich jetzt nahe am Nordrand der Kiesgrube war, sah ich mir den Weg oben am Waldrand von hier unten an. Er verlief innerhalb der Kiesgrube etwas unterhalb des Waldbodens oder vielmehr unterhalb eines Erdwalls. Ich erinnerte mich, dass ich vor weit über 50 Jahren von dort aus das erste mal in die Grube geschaut hatte. Damals ging ich mit meinem Vater einen Weg außerhalb der Kiesgrube entlang, aus der man laute Arbeitsgeräusche hören konnte. Was meinen Vater natürlich sofort neugierig werden ließ und er nach einer Möglichkeit suchte, unter dem Stacheldraht, der das Gelände damals umgab durchzukommen.
Der Kiesabbau war damals noch nicht so weit, die Grube endete nicht am Friedrich Panzer Weg, sondern deutlich weiter westlich im Wald. Mein Vater fand dann auch eine Stelle, an der wir unter dem Stacheldraht durchkriechen und auf den Erdwall klettern konnten. Sehr zum Entsetzen meiner Mutter, der unser Vorhaben gar nicht gefiel. Aber der Anblick vom Wall aus in die Grube war überwältigend: Bagger, Lastwägen, Förderbänder...
Und ein Irrsinnslärm. Der Abbau hatte bereits das Grundwasser erreicht, das grünblau mitten im weißen Kies lag, umgeben von Arbeitern und Maschinen – und alles war in ständiger lärmender Bewegung. Ich erinnere mich noch, dass mir der Anblick ein wenig unheimlich war – gut, ich war ja erst zwei Jahre alt – aber er übte auch eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Wobei mich nicht nur die Arbeiten, die Farben und Gerüche begeisterten, sondern auch: Der Blick ins innere der Erde!
Nun, heute waren der Lärm und die Hektik ebenso Geschichte wie der Geruch nach Dieselabgasen, nach gebrochenem Kies und aufgewühltem Wasser, die Gegend war nicht mehr von feinem weißem Staub überzogen. Das hier war eine „Nachher Welt“...
Eine Welt, die mir ausgezeichnet gefiel. Gut, wegen der fehlenden Einschusslöcher in den verrosteten Schildern wirkte alles ein wenig zu idyllisch um wahr sein zu können, aber auch wenn mich deren Fehlen irritiert, es geht mir nicht ab.
Allmählich wurde es Zeit für den Rückweg. Ich ging am See entlang, fotografierte noch ein paar Libellen, die dicht über dem Wasser flogen, dann noch eine Libelle neben einer leeren Puppenhülle und schoss schließlich noch ein Panoramafoto.
Der Weg entlang des Ostufers ist wirklich eine Idylle, ein Kleinod. Ein Anblick, an dem ich mich nicht sattsehen kann. Die Wurzeln der Bäume am Boden, der verfestigte Kies, das Spiel von Licht und Schatten....
Trotzdem ging ich weiter, kletterte hoch zu meinem Fahrrad und fuhr heim. Die unangenehme Überraschung des Tages kam dann am Abend um 2030 in Form eines Blitztreffers. Aber inzwischen läuft wieder alles und der nächsten Expedition steht nichts mehr im Weg.
Damit endet die zweite Expedition zum Baggersee. Und so langsam aber sicher wird es Zeit für eine Dritte...
Hier sind gerade Ferien, da werden vermutlich tausende von Leute am See sein. Da wart ich besser noch ein paar Tage...