Anton, Teil 94 (Kurzer Regen)
Am 21 Juni 1998 gab es am Nachmittag einen kurzen Regenschauer. Anton und ich gingen ins Haus und warteten dort ab, bis es wieder aufhörte. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, der Regen ließ nach und die Sonne kam wieder zum Vorschein.
Also gingen wir wieder in den Garten. Einen Schritt vor dem Windfang setzte Anton eine bitterböse Mine auf – da soll noch mal jemand behaupten, Katzen hätten nur einen einzigen Gesichtsausdruck – und setzte sich erst mal auf die unterste Stufe, die zwar nass, aber nicht zu nass war. Nachdem Anton die feuchten Stellen eine Weile giftig gemustert hatte, ich schon draußen war, um die nach dem Regen noch intensiver wirkenden Gerüche zu schnuppern, kam Anton dann auch nach.
Im Blumenbeet im Vorgarten wuchsen die Sonnenblumen bereits meterhoch, und von ihren Blättern tropfte der Rest des Regengusses ab. Das sah recht seltsam aus, da einige der Blätter jedes mal nach oben ruckten, wenn ein Tropfen von ihnen abgefallen war. Eine Bewegung, die Anton natürlich sofort fasziniert hat. Er stutzte, schlich vorsichtig näher an die Pflanze heran und beobachtete sehr genau, was hier passierte. War es ein Tier, das die Blätter bewegte? Es dauerte bestimmt eine halbe Minute, bis er den Zusammenhang zwischen der Bewegung und den Wassertropfen erkannte.
Den Moment, in dem er verstand was los war, konnte man genau sehen: Seine Körperhaltung entspannte sich von einem Augenblick zum nächsten, das bewegte Blatt war nicht mehr interessant, Anton drehte sich um und wir gingen weiter durch den Garten. Aber nur auf den halbwegs trockenen Wegen...