Anton, Teil 119 (Katzenmeditation)
Dass Katzen manchmal meditieren, dürfte ja allgemein bekannt sein. Frei nach der alten Tibetanischen Weisheit: Meditieren ist immer noch besser als gar nichts tun.
Solche Momente hatte auch Anton. Zwar selten, aber wenn, dann fiel es jedem sofort auf, da es bei ihm sozusagen der Ausnahmezustand war. Nicht herumtoben, sondern herumsitzen? Am 3. September 1998 konnte ich ein solches – wirklich seltenes – Ereignis beobachten.
Ich hab leider nicht notiert, was ich an dem Mittag gemacht habe, jedenfalls ging ich in den Vorgarten, und da saß Anton. Zwischen zwei Blumenkübeln. Ich wollte ihn eigentlich begrüßen, aber er saß nur da und schaute ein wenig finster in die Gegend. Also hab ich ihn erst einmal fotografiert.
Da Anton sich auch dafür nicht interessierte, setzte ich mich ebenfalls und beobachtete ihn. Nach einer Weile hatte ich nicht den Eindruck, dass er einfach nur dasitzt, nichts beobachtet, nichts untersucht, nichts denkt, sondern da musste wohl irgend etwas in ihm vorgehen.
Das Kopfkino? Wie bei Menschen, die manchmal Tagträumen nachhängen, oder einfach nur so Erinnerungen ablaufen lassen? Anton schien keine Informationen aus der Umgebung wahrzunehmen. Also entweder meditierte er, oder er dachte nach! Ein entspanntes sich ausruhen war das jedenfalls nicht. Dazu hätte er sich hingelegt.
Aber worüber denken Katzen nach? Was war bisher an diesem Tag geschehen? Antons Menschen waren in Urlaub, ich hatte ihn am Morgen geweckt, ihm sein Frühstück gegeben, meine Schwester war ebenfalls dabei, hatte sich etwas irritiert von Antons „Jagdbeute“ gezeigt, fremde Leute hatten sich mit Nachbarn unterhalten, ein fremder Hund war vorbei gelaufen. Und was Anton noch nicht wusste: Der Tag würde genauso ereignisreich weiter gehen. Dachte er über eines dieser Ereignisse nach?
Ich vermute, dass Anton seine Menschen vermisst hat. Vermutlich hat er an sie gedacht, war deshalb für eine Weile nicht ansprechbar. Der Auslöser könnten die fremden Menschen gewesen sein, die mit den Nachbarn gesprochen haben. Vermutlich hat Anton daran gedacht, dass sie jetzt ebenfalls irgendwann zurückkommen müssen. Aber sie waren zu weit weg, als dass er sie hätte hören können. Spanien oder Italien, ich weis es nicht.
Zugegeben, die Überlegungen zum Thema ‘Was denken Katzen, wenn sie nachdenken?’ sind sehr spekulativ, aber andererseits auch plausibel, wenn man bedenkt, wie sich Katzen freuen, wenn einer ihrer Menschen weg war und zurückkommt. Ganz allgemein bin ich der Ansicht, dass die kognitiven Fähigkeiten von Katzen oft stark unterschätzt werden. Die Gedanken von Katzen mögen nicht verbal ablaufen, sondern vermutlich in Sequenzen von Bildern oder “Filmszenen”, mit allen Assoziationen und emotionalen Bewertungen, die wir auch kennen, und das “Kopfkino” dürfte bei ihnen genauso aktiv sein, wie bei Menschen.
"er saß nur da und schaute ein wenig finster in die Gegend"
Diese Haltung habe ich auch oft bei Mr.Pitt, der Streuner beobachtet.
"Do cats think?" von John Young geschrieben ist sehr interessant.
U.a schrieb er:
The cat brain and cat behavior
Cats are often used as experimental animals because the feline brain is structured like the human brain. The question is, however, do these similarities result in similar cognitive processes, i.e., can a cat actually assemble information, reason things out and make decisions?
The cat's lack of cooperation with trainers has been taken either as a high degree of intelligence on the part of the feline (either too smart to do what a human tells her to) or a low degree (too stupid to be amenable to training).
Cat lovers usually opt for the former having the distinct impression that they, not their cats, are being trained.