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Kleine Feier für einen ganz großen Mann
Gedenken für Hugo Höllenreiner

  • Adrian Gaspar, Hugo Höllenreiner, Iovanca Gaspar bei Preisverleihung für Bari dukh sas! – Dui Rroma
  • Foto: © Bild: www.orf.at CC
  • hochgeladen von Erich Neumann

Die Nürnberger Gesetze waren die Legitimations-Grundlage für Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus: als Resultat der NS-Rassenideologie eine Vorstufe des Holocaust.
Am 15. September 1935 wurden sie erlassen und Ironie des Schicksals: der 15. September war 1933 Geburtstag von Hugo Adolf Höllenreiner.

In Erinnerung an diesen unvergessenen Überlebenden des Samudaripen (Genozid auf Romanes), vielschichtig engagierten Zeitzeugen, Idol wie Identifikations-Person der Sinti und Roma, hatte Academia Rromai – Verein für Rroma zu Rroma unter Kurs Q190992 Bari dukh sas! – Dui Rroma am 15. September 2023, 18.30 in das Bildungszentrum der Münchner Volkshochschule, Einsteinstraße 28, geladen.

Zur großen Freude der Veranstalter war Sohn Giuliano mit dessen Enkelkinder, seiner Tochter Laura und Sohn Hugo, sowie Urenkelkind Wesley, dem Sohn von Laura unter den Gästen.

Dr. Beate Reinhold, Sprach- und Sozialwissenschaftlerin, in unterschiedlichen sozialen Bereichen für die Entwicklung der diversen Gesellschaft engagiert, hatte die Moderation übernommen.

Nach dem kürzlich erst in USA gezeigten Film von Iovanca Gaspar über Hugo Höllenreiner https://duirroma.wordpress.com/impressum-legal-info | https://acfny.org/event/roma-holocaust-memorial-day entflammten intensive Erinnerungs-Gespräche an den, welche Alle als ihren Held sahen und sehen.

Die Film-Dokumentation hatten selbst die Angehörigen bislang nur in Ausschnitten gekannt, die dunklen Erinnerungen hatten sie stets gehindert, Komplexität des Geschehens trieb auch an diesem Abend Tränen in die Augen und untermauerte, wie wertvoll das Engagement von Hugo Höllenreiner war, der für wirklich alle Probleme Lösungen gefunden und die Großfamilie vereint hat: der Sonnenschein für alle Familienmitgliedern war.

Luise Gutmann organisiert seit Jahren den Gedenkweg für die Opfer des Nationalsozialismus in Regensburg, der seit 2015 zusammen mit der Stadt Regensburg und weiteren Partnern begangen wird. Ihr Vater war Oberbürgermeister in Freising und wurde selbst Opfer in der Reichspogromnacht. Dieser schwere familiäre Verlust durch das NS-Regime bewegte sie zu ihrem persönlichen Kampf gegen Kriegsverbrechen und Faschismus sowie zur Förderung der Erinnerungskultur.
2003 lernte sie Hugo Höllenreiner kennen und lud ihn als Zeitzeugen zu vielen Veranstaltungen ein. Das griff Geschichts-Lehrer Peter Poth, Gründungsmitglied von Academia Rromai, auf und so wurde er in vielen Schulen mahnend präsent.

Laura Ghinda, Gründungsmitglied von Academia Rromai, betreibt in München eine Personalvermittlung aus Rumänien und referierte über die heutige Rroma-Situation.

Angesichts der gegenwärtigen politischen Gemenge-Lage ist es wichtiger, denn je, die Erinnerung wach zu halten und Alles, wirklich Alls zu tun, für ein niemals wieder!

Die Eltern des, am 10. Juni 2015 in Ingolstadt Verstorbenen und in der Familiengruft Baar-Ebenhausen Bestatteten, wählten den zweiten Vornamen ihres Sohnes, um ihn damit vor der nach der Machtübernahme 1933 aufziehenden Bedrohung durch die Nationalsozialisten zu schützen.

Er wuchs in München im Stadtteil Giesing in der Deisenhofener Straße auf. Sein Vater Josef besaß dort ein Haus und betrieb eine Pferdehandlung. Zusammen mit seiner Familie wurde er am 08. März 1943, also als Neunjähriger, von den Nationalsozialisten in Umsetzung des Auschwitz-Erlasses verhaftet und am 16. März 1943 in das Zigeunerlager Auschwitz deportiert, wo Josef Mengele an ihm und seinem Bruder Menschenversuche durchführte.
Mit der Deportation wurde die Familie enteignet und ihr Eigentum zur Nutzung der Volksgemeinschaft übergeben. Über die Lager Ravensbrück und Mauthausen kam Höllenreiner nach Bergen-Belsen. Er, seine fünf Geschwister und beide Eltern überlebten den Genozid. 36 Angehörige wurden getötet.
Nach Kriegsende wohnte die Familie wieder in Giesing, später in Waldtrudering und dann in Ingolstadt.
Als 12- bis 13-Jähriger begann Hugo Höllenreiner einen Handel mit Bürsten und trug damit wesentlich zum Familieneinkommen bei.
Er erhielt keine Zahlungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz oder andere vergleichbare als Entschädigung für das erlittene Unrecht, obwohl er sich darum bemühte.
Seit den späten 1990er Jahren berichtete Höllenreiner in zahlreichen Vorträgen als Zeitzeuge über seine Erlebnisse.

Die Gedenktafel für die im Nationalsozialismus ermordeten Münchner Sinti und Roma auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus in der Maxvorstadt geht auf seine Initiative zurück: er stellte am 10. Oktober 1993 im Namen zahlreicher Sinti und Roma einen entsprechenden Antrag. Der ursprüngliche Ort, an einem Wohnhaus in der Deisenhofener Straße – hier waren zahlreiche Münchener Opfer des Porajmos bis zu ihrer Deportation untergebracht –, scheiterte am Hauseigentümer. Der seinerzeitige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude weihte den Gedenkstein – in unmittelbarer Nähe zum Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus – am 20. Dezember 1995 ein. 1996 folgte eine Vergrößerung des Denkmals. Der Text auf dem Gedenkstein lautet: Zum Gedenken an die von 1933–1945 ermordeten Münchener Sinti und Roma. Sie wurden Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes in Auschwitz und anderen Vernichtungsstätten in Europa.

Für sein vielfältiges Engagement als Zeitzeuge wurde Hugo Höllenreiner mehrfach ausgezeichnet:
2013 mit dem Austrian Holocaust Memorial Award des Vereins Österreichischer Auslandsdienst. Die Verleihung erfolgte im Jüdischen Museum in München; die Laudatio hielt die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.
2014 anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Aufstandes im Zigeunerlager in Auschwitz-Birkenau für sein Lebenswerk als Botschafter der Menschlichkeit. Die Gedenkfeier und die Ehrung fanden im Alten Rathaus in München statt; die Laudatio auf Hugo Höllenreiner hielt Münchens ehemaliger Oberbürgermeister Christian Ude.
2014 zudem Medaille München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens in Silber von der Bayerischen Landeshauptstadt München in Anerkennung seiner jahrzehntelangen intensiven Aufklärungsarbeit als Zeitzeuge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Ehrung nahm Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter vor.
2023 Benennung einer Straße auf dem Gebiet der ehemaligen Bayern Kaserne nach Hugo Höllenreiner, wobei sich im jahrelangen Bemühen darum vor Allem die Münchner Aktivistin Edith Grube verdient gemacht hat. Sie ist Nichte von Ernst Grube (Zeitzeuge und KZ-/Shoa-Überlebender), der am 22. September vom Bayerischen  Staatsminister für Unterricht und Kultus, Michael Piazolo, für sein Engagement das "Bundesverdienst-Kreuz am Bande der BRD" verliehen bekommen wird.

Neben dem Film Bari dukh sas! – Dui Rroma, seiner Mutter Iovanca, führte Adrian Gaspar ab 2008 eine intensive Freundschaft begründende Interviews und setzte deren Erinnerungen musikalisch in seinem ersten Orchesterwerk Symphonia Romani – Bari Duk um, einem Oratorium für Solo-Bass, gemischten Chor und Orchester.

Blieb der 90. Geburtstag von Hugo Höllenreiner also im kleineren Rahmen, ist für Mai 2024, möglichst zum 08., dem Tag der Befreiung 1945 vom Nationalsozialismus an dessen Live-Aufführung gedacht, um die Versöhnungsleistung dieses bedeutenden Zeitzeugen gebührend zu würdigen.

Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
über MVFP Medienverband der freien Presse www.mvfp.de
Medienunternehmer im Justiz- und Gesundheitsbereich
Ambassador world peace day Berlin der Vereinten Nationen www.worldpeace-berlin.com
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© Bild: www.orf.at CC – Adrian Gaspar, Hugo Höllenreiner, Iovanca Gaspar bei Preisverleihung für Bari dukh sas! – Dui Rroma
© Bild: https://academiarromaiorg.com CC – Iovanca Gaspar, Luise Gutmann und Hugo Höllenreiner jun.
© Bild: https://academiarromaiorg.com CC – Giuliano Höllenreiner, Laura Ghinda, Gast, Laura und Wesley
© Bild: https://academiarromaiorg.com CC – Laura Ghinda, Iovanca Gaspar, Luise Gutmann und Dr. Beate Reinhold
© Bild: https://academiarromaiorg.com CC – Vorführung Film Bari dukh sas! – Dui Rroma von Iovanca Gaspar
© Bild: https://academiarromaiorg.com CC – Luise Gutmann, Iovanca Gaspar, Hugo Höllenreiner jun., Laura Ghinda, Dr. Beate Reinhold, Giuliano Höllenreiner, Laura und Wesley, Gast
© Bild: www.br.de CC – Hugo Höllenreiner als Jugendlicher und Erwachsener

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3 Kommentare

  • Bea S. am 17.09.2023 um 23:16

"Angesichts der gegenwärtigen politischen Gemenge-Lage ist es wichtiger, denn je, die Erinnerung wach zu halten und Alles, wirklich Alles zu tun, für ein niemals wieder!"

Vollste Zustimmung!

Ich habe den größten Respekt vor Menschen wie Hugo Höllenreiner, der als Opfer des NS-Regimes einen großen Teil seiner Familie in KZs verlor und als Kind den medizinischen Versuchen eines Dr. Josef Mengele ausgesetzt war. Trotz aller grausamen Erlebnisse, haben diese Menschen den Mut, in das Land, dem sie diesen lebenslangen Schmerz zu verdanken haben, zurückzukehren. Es war und ist unermesslich wertvoll für Generationen von Erwachsenen und Schüler*innen, wenn uns Zeitzeugen über ihre grausamen Erlebnisse während der Nazidiktatur berichten und uns eine Vorstellung über das Unvorstellbare vermitteln.

Sehr traurig und beschämend finde ich es, dass die Sinti und Roma in Deutschland noch Jahrzehnte nach Kriegsende ein Leben, teilweise wie Aussätzige, in Elendsbehausungen an den Stadträndern führen mussten.

  • Gelöschter Nutzer am 19.09.2023 um 08:07
Gelöschter Kommentar
  • Bea S. am 19.09.2023 um 13:17

Danke für die Zusatzinfo, Herr Falkner.

Die Audiodatei sollte man sich anhören. Wer auch nur einen Funken Empathie besitzt, also die Fähigkeit, sich in die Situation anderer Menschen einzufühlen, gerade derjenigen, denen sich manche aufgrund ihrer zufälligen und zugefallenen Privilegien als Deutsche haushoch überlegen fühlen, kann sich vorstellen, wie es sich anfühlen muss, einem Willkürregime auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.

Die Hördatei ist insbesondere empfehlswert für diejenigenn, die sich nicht vom rechtsextremen, teilweise faschistischen Gedankengut der AFD abgrenzen. Warum gerade für diese?
Ein Blick auf die Anfänge des Naziregimes gibt die Antwort und zeigt Parallelen zu heute.
Menschlichkeit statt Mitläufertum, das würde schon helfen.

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