Kerzendocht
.
Kerzendocht
© Zauberblume, Muenchen, 2004-12-10
Ich bin viel zu kurz.
Ohne Arbeit ohne Nutz
Sprach der Baumwollfaden
Mit Tränen beladen.p
Beim Schiffstau sprach er vor.
Seine Dünnheit reicht als Flor.
Für's Knüpfen bist du viel zu fade.
So verschwand er in der Schublade.
In der hintersten Ecke ganz still.
Lag ein Stück Wachs noch drin.
Es sprach den Baumwollfaden an.
Bei mir bist du genau richtig dran.
Das Wachs machte sich breit.
Der Kerzendocht war dazu bereit.
Es entstand daraus ein Teelicht.
Klein und zierlich, ein Kerzen-Wicht.
Stolz kam das Zündholz dazu.
Zündete die Kerze an im nu.
Die Dunkelheit durchdrang der Kerzenschein.
Es gibt doch einen Sinn für das Dasein.
Nachtrag
Oh weh, ich hab ihn nicht gemocht,
Zu schwarz der Kerzendocht.
Das Streichholz hat ihn angezündet,
Erschrockenheit musste ich empfinden.
Umgewandelt in einen hellen Kerzenschein.
Laden uns die seligen Empfindungen ein.
Erst hab ich ihn nicht gemocht,
den Kerzendocht.
Doch wenn er erst angezündet,
mancher anders es empfindet.
Scheint er uns entgegen,
kann man ihn schon mögen.