Gigant berichtet über Giganten beim Schlosspark Suresnes Open Air
Der Abend des 6. September im Schlossgarten der Katholischen Akademie Bayern im Münchener Schwabing, also wo das kulturelle Leben seine besondere Heimat hat, konnte nur gut werden, konnte nur gelingen.
Wolfgang Niedecken fühlte sich, eigener Aussage nach, wie zu Hause am Schlösschen Suresnes, liebevoll auch Werneckschlößl genannt.
Der Abend sei wunderschön für das, was er bereits zuvor etwa 20-mal getan hatte: über das Amerika von Bob Dylan berichten.
Akademie-Park wird Kulturbühne berichtete PD Dr. Achim Budde, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, in einem Interview gegenüber Barbar Just von der Katholischen-Nachrichten-Agentur.
Till Hofman, ihm als ein extrem rühriger und kreativer Typ bekannt, hatte um Hilfe gebeten, nachdem die Pandemie die Kulturbranche ja stark gebeutelt hatte, die existenzielle Not bei Vielen groß ist, seit sie nicht mehr auftreten können.
Die Akademie hat dezidiert den Auftrag, auch die Brücke aus der Kirche heraus zu schlagen, wird so wahrgenommen und versteht sich selbst als Kulturstätte, in der Musiker, Schauspieler, Künstler und Schriftsteller zu Gast sind, wo gezielt die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur gesucht wird.
Kabarettisten, Musiker und Literaten gaben sich von Juni bis September mit einem bunten von den Wellbrüdern über Wolfgang Niedecken, Hubert Achleitner (von Goisern) bis zur Spider Murphy Gang zu Sasha reichenden Programm ein Stelldichein, da die Kultur-Wanderbühne Eulenspiegel Flying Circus in einem der schönsten Privatparks von München gastiert, wieder Leben in die Akademie bringt welche monatelang auf Gäste verzichten musste.
Die Bühne ist so aufgestellt, dass nach Vorne der Blick auf das künstlerische Geschehen und nach links auf die Fassade des Barockschlösschen Suresnes fällt, das seine ganz eigene Geschichte hat, was Künstler betrifft, denn in der Zeit der Boheme hatte der Maler Paul Klee darin für drei Jahre sein Atelier. Der Garten ist zudem doppelt charmant: er hat eine tolle Atmosphäre an lauen Sommerabenden und zugleich ist er mit der Schwabinger Kulturszene verbunden.
Alles passte, das Wetter, das Ambiente, die wohl als Reminiszenz an den kürzlich verstorbenen Drummer der Rolling Stones, Charlie Watts gespielte Hintergrund-Musik dieser legendären Rockband, das hoch professionell tätige Team um Till Hofman von Eulenspiegel Concerts, der Auftritt des Meisters selbst.
Ach ja, da war natürlich noch das Publikum, das ganz offensichtlich mit den beiden Künstlern, die auf der Bühne saßen, teilweise etwas in die Jahre gekommen ist: die Begeisterung für die Darbietungen hat sich dennoch Niemand nehmen lassen.
Laut einer der Definitionen des Dudens ist ein Meister ein großer Künstler (besonders im Bereich von bildender Kunst und Musik). Wolfgang Niedecken dieses Prädikat absprechen zu wollen, um ihn nur als Rockmusiker zu bezeichnen, wäre deutlich zu tiefgestapelt.
Er, Meister Niedecken, stand also pünktlich um halb acht auf der Bühne und stellte als Begleitmusiker des Abends einen anderen Meister seines Fachs vor: den Pianisten, Bandleader und Arrangeur Mike Herting.
Weniger die persönlichen Treffen der Beiden – Dylan und Niedecken – standen im Mittelpunkt, sondern vielmehr ein äußerst lebendig vorgetragener Reisebericht über Dreharbeiten im Auftrag des Fernsehsenders ARTE.
Hierzu war Wolfgang Niedecken 2017 nach Amerika gereist, um sich auf den Spuren von Dylan zu bewegen.
Natürlich gehörten auch Anekdoten seiner eigenen Musikerentwicklung dazu. Angefangen als Bassist in einer Schülerband, der "Umschulung" zum Sänger, um erste Songs von Dylan vortragen zu können, dem zwischenzeitlichen Ab- und wieder Hinwenden zum Meister, der Gründung von BAP und – um den weiter Bogen etwas abzukürzen – der Möglichkeit, Bob Dylan-Songs in den kölschenen Dialekt zu übertragen.
Es sind nicht wenige Lieder, die den Weg von Duluth, dem kleinen Geburtsort von Dylan im US-Bundesstaat Minnesota, nach Köln gefunden haben. Und einige davon wurden an diesem Spätsommerabend zwischen den Wortbeiträgen vorgetragen. Bei diesen sehr akustischen Fassungen kam das große Können von Mike Herting voll zum Tragen. Lieder wie The Times They Are a Changing, Like a Rolling Stone, The Mighty Quinn oder Knocking On Heavens Door erschienen durch die virtuose Pianobegleitung – mal traditionell, mal südamerikanisch rhythmisch, mal jazzig – in völlig neuem Gewand. Das Ganze wurde getragen von Wolfgang Niedeckens Stimme, mit der er den Songs die Authentizität verleiht, die sie verdienen.
Und das funktioniert auch oder gerade deshalb in dem Kölner Dialekt, den er intoniert. Für den Nicht-Kölner nicht immer verständlich, aber fast immer wissend, was gemeint ist.
Das Inspirierende an diesem Abend waren neben der Musik mehrere roten Fäden, die sich durch die Kunst des Vortrages und des Vortragenden nach 2 ½ Stunden zu einem einzigen Seil vereinten und dem Publikum zum Schluss noch ein Niedecken-Song bescherte.
Angeregt durch eine Passage aus Dylans Biografie Chronicles entstand der Text zu Songs sinn Dräume.
Dass dem wirklich so ist, bewies dieser launige Abend mit Wolfgang Niedecken und Mike Herting. Danke Wolfgang, Danke Mike dafür!
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