Der Kater und das ergebnislose Pendel
160. Kurzgeschichte
Der Kater und das ergebnislose Pendel
23.05.2015 (c) Obermaier Brigitte
Eines Abends beim diffusen Licht hielt ich das kleine schwergewichtige Ding in meinen vertrauten Händen um es selbst zu testen. Es hing an einer grünen dürren Schnur, hatte die Form eines spitz zulaufenden Zylinder und war aus Eisen. Ich war keine Fee, kein Gnom, schon gar keine Hexe, obwohl ich den lustigen Beinamen Zauberblume hatte und ich trotzdem nichts Unnatürliches verändern oder gar zaubern konnte.
Geduldig saß ich am hölzernen Küchentisch, hatte die bestickte weisse Tischdecke beiseite geschoben und stützte mich mit den Ellbogen auf, um das für mich noch unbekannte Pendel zu halten. Ich probierte es mit hypnotisieren und wartete auf irgend eine Bewegung oder Reaktion, warum eigentlich? In die Zukunft sehen oder eine Voraussage bestimmen. Einfach mal das Wunder des Pendels beobachten, ob es schwingt von links nach rechts oder sogar im Kreis. Ich konzentrierte mich extrem lange, schweifte mit den Gedanken mehr Mals ab und dachte an eine Angel an der ein toter Fisch hing, genau so deprimierend war mein Ergebnis.
Miau, machte es und eine samtene Pfote griff erfolglos nach dem Pendel.
Unser Kater Balu streckte wiederum seine Pfote aus und wollte die ganze Zeit mit den herabhängenden Spielzeug spielen. Er lenkte mich ab.
Eine Frage, stimmt ich muss eine Frage formulieren, das war mein Konzentrations-Ergebnis und versuchte es mit einer gezielten Frage-Stellung, wobei nur ja oder nein die Antwort sein konnte. Mein Enkel Marco stürmte herein und meine Gedanken wurden unwirsch unterbrochen mit den Worten: "Gibt es heute Spaghetti und hast du einen Kuchen für mich gebacken? Ich habe einen Bären Hunger."
"Nein, nein rief ich, du darfst nur eine Frage konkret stellen!"
Zögern bremste sich Marco selbst ab und sah genauer auf meine Hände: "was ist denn das für eine Zirkus-Nummer, bist du wirklich der Meinung dass du die wunderbare Gabe hast und dieses Dings-di-bums eine zuverlässige Antwort über irgend Etwas gibt?" Während Marco seine gegenteiligen Argumente hervorbrachte streichelte er unseren Kater Balu, dass dieser vertrauensvoll schnurrte und das Pendel vergaß.
Lucie kam zur Tür herein, rief laut: "Platz da!" und stellte die dampfenden Knödel in einer alten Schüssel, die schon einen leichten Sprung hatte, mitten auf den Tisch ohne Rücksicht auf das lahme Pendel. "Meinetwegen könnt ihr nachher weiter machen", murmelte sie und verschwand in die Küche, als das Pendel sich sanft etwas hin und her schaukelte.
"Tür zu," rief Marco, "der Luftzug hat das Pendel leicht in Bewegung gesetzt, "nichts Ausgefallenes und wenn ich das Fenster öffne gibt es bestimmt weitere Bewegungen."
Kater Balu sprang vom Stuhl herab und zum Fensterbrett hinauf und setzte sich vorsichtig zwischen zwei Topfpflanzen. Laut sagte ich: "Vorsicht Kater, dass der Blumenstock nicht herunter fällt."
Ich wendete mich dem Pendel zu und sagte: "Wenn ich aufhören soll mit dem Unsinn, dann bewege dich jetzt nicht!" Es hat sich tatsächlich nicht bewegt und ich konnte einen kleinen Erfolg verbuchen.
Einstweilen durchzog der Bratenduft die Wohnung, ich räumte die Ergebnis-losen Utensilien zusammen und widmete mich dem schmackhaften Abendessen.
Gedanken-Spuren
Es sprach die Zauberblume danach.
Es kommt immer was Gutes nach