Klingenberg | Bayern | Brigitte-Obermaier
/ Reisebericht aus Deutschland
Bayern / Franken / Klingenberg
Klingenberg
© Brigitte Obermaier, Muenchen, 2009-02-05
Drei Kilometer weit weg von der Hessischen Grenze entfernt liegt seit 1814, zum Königreich Bayern gehörend, im Frankenland das zauberhafte Örtchen Klingenberg. Klingenberg liegt direkt am am schlängelnden Main nördlich von Miltenberg. Auf der östlichen Seite eingebettet von den steilen Weinhängen direkt an der B 469. Unter den bewaldeten Bergkuppen umringt von den Weinstöcken liegt die Ruine Clingenberg.
Die Pfarrkirche überragt den mittelalterlichen Ortskern und die restlichen Flügelmauern.
Klingenberg nennt man auch die Rotweinstadt am bayerischen Untermain und wurde 1276 erstmals urkundlich erwähnt. Trennfurt und Rollfeld sind Ortsteile und können wie Klingenberg auf historische Vergangenheit zurückblicken. Alte Zeugnisse aus der Geschichte beweisen uns den frühmittelalterlicher Ringwall, einen römischen Weihestein und den alemannischen Grubinger Kirchhof. Entdeckt den Ort und die Umgebung mit markierten Wanderwege die durch Wald- und Weinberge führen.
1177 wurde die staufische Clingenburg vom kaiserlichen Mundschenk Conradus Colbo erbaut.
Seit dem 17. Jahrhundert wird Ton in Klingenberg abgebaut für die Beimischung zu Graphit für die Bleistiftindustrie.
Weltbekannt wurde Klingenburg durch seinen exzellenten Rotwein. Terrassenförmig wächst der Wein an den steilen Bergwänden den man zu verschiedenen Jahreszeiten verkosten kann. Hackerwirtschaften laden dazu ein. Hackerwirtschaften sind Weinbauern mit maximal 42 Sitzplätzen ohne Steuerabzug, im Gegenteil dazu die Gutsausschank.
Bei der Suche auf einem einheimischen Lokal fand ich drei griechische gemixte Pizzerien und ein italienisches Lokal.
Gleich hinter dem Burgtor hörte ich lautes Singen im dritten Stock, über dem Museum, in einem riesigen alten Gebäude.
Wo man singt da lass dich nieder und diesen Worten folgte ich die unsagbaren vielen steinernen ausgetretenen Stufen hinauf. Direkt am Weinberg gelegen im Hinterhaus kam ich der Musik näher und betrat überrascht den großen Gutsausschank.
Eng gedrängt saßen die Leute an frisch gescheuerten Tischen und ließen sich das Tagesmenü Rippchen mit Kraut für 4,50 Euro schmecken. Der ortseigene Weine floss in großen Mengen, teils für 2,50 € das 0,25 l Glas.
Zwei große 60 HL Weinfässer luden ebenfalls zum sitzen ein. Leider war der eingebaute Tisch darin zu niedrig und ich konnte meine Beine nicht richtig unterbringen.
Ich ergatterte mir gerade noch einen Sitzplatz am Stammtisch.
Die Rentnergruppe trifft sich jeden Mittwoch in einer anderen Hackerwirtschaft.
Kleine A6 bedruckte Formate zeigten an, was jeder Gast verzehrt. Ich bestellte mir einen Klingenberger Rose und einen sehr schmackhaften Schafskäsedipp aus Schmand, Schafskäse und Kräutern.
Um die uralten steinernen Treppen sicher hinunter zu gelangen wählte ich noch eine kleine Flasche Wasser für 1,50 € dazu. Rippchen mit Kraut war aus und so bestellte ich mir einen Flamkuchen. Der schmeckte wesentlich besser wie mein selbstgemachter und der eingefrorene vom E---…
Die Besitzerin verriet mir dass es nicht unbedingt Creme fraiche oder Schmand sein muss, sondern dass es der angemachte Sauer Rahm mit Kräutern wie Thymian, Salz, Pfeffer angereichert ebenfalls tut. Wichtig ist, meinte sie, den Rahm eine Stunde zum Durchziehen stehen lassen. Überhaupt ist Thymian ein wichtiges Kraut, dass sich mit dem Wein gut verträgt. Drauf kamen noch viele Zwiebel, gekochter kleingeschnittener Schinken oder dünne Speckstreifen die kurz angebraten waren.
Ich liess es mir schmecken und war froh über das Treppengeländer auf dem Heimweg.
Viel Spass in Klingenberg
Bei meiner Reise nach Lehrte kam ich auf dem Rückweg hier vorbei
Ein sehr schöner Reisebericht!