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Gebärprämie statt Rente?

Die Vorsorgelüge

Newsletter 02/2014 vom 22.1.2014

Die Bertelsmann-Stiftung hat wieder zugeschlagen: Sie fordert eine von der Kinderzahl abhängige Rentenhöhe. Ordentliche Renten nur noch für Eltern mit drei und mehr Kindern. Kinderlose hingegen sollten nur noch Hungerrenten erhalten. Mit dem Konzept der „Kinderrente“ will die Bertelsmann-Stiftung gleichzeitig die künftigen demographischen Probleme lösen und die Rentenkasse retten.
Unterfüttert wird die jüngste Rentenstudie mit einer erschreckenden Zahl: ein heute Jugendlicher zahle im Laufe seines Lebens durchschnittlich 77.000 Euro mehr an Beiträgen als er später selber an Rente rausbekomme. Seriöse Quellen stützen das nicht. Vom Sachverständigenrat der Bundesregierung bis zur Stiftung Warentest, vom früheren „Rentenpapst“ Bert Rürup bis zu seinem Nachfolger Axel Börsch-Supan bestätigen alle den scheidenden Chef der Deutschen Rentenversicherung Herbert Rische, der versichert: „Auch in Zukunft bleibt die Rendite in der gesetzlichen Rente positiv. Auch für die Jungen wird die Rente kein Minusgeschäft.“
Auch Rische weiß: Vieles läuft falsch in der Rente, auch bei den jüngsten Rentenplänen der GroKo. Doch eine Kinderrente à la Bertelsmann wäre das Ende eines bewährten Rentenkonzepts: Eine ausreichende Versorgung im Alter auf Basis eines langjährigen Arbeitslebens, gekoppelt am erzielten Einkommen. Die Kinderrente hingegen ist eine Art Gebärprämie mit kruden Folgen.
Entscheidend für ein funktionierendes Rentensystem ist nicht die absolute Zahl der hier geborenen Kinder, sondern eine möglichst hohe Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit fairen Löhnen. Vorschlag: Ausnahmslos alle Erwerbstätigen rein in die Rentenkasse! Dann gäbe es 13 Millionen Beitragszahler mehr und die demografische Entwicklung verlöre viel von ihrem Schrecken. Außerdem kann heute niemand seriös vorhersagen, ob nicht eine erhebliche Zuwanderung von jungen Arbeitskräften Rente und Arbeitsmarkt einer Frischzellenkur unterzieht. Bereits seit drei Jahren wächst die Wohnbevölkerung kontinuierlich an. Angst muss diese Zuwanderung nur dem machen, der sie nicht aktiv gestaltet und seine Chancen nicht nutzt. Fazit: In Sachen Rente ist der Reformbedarf unverkennbar. Nur mit einer Ausweitung der versicherungspflichtigen Jobs und einer Korrektur des sinkenden Rentenniveaus ist wachsende Altersarmut zu stoppen. Die Reduzierung der Rentenkasse auf ein Belohnungssystem fürs Kinderkriegen ist jedoch ein Irrweg. Ein Rückfall in völkisches Denken.

Dieser Newsletter ist urheberrechtlich geschützt. Eine Veröffentlichung des Textes ist jedoch unter Quellenangabe Holger Balodis oder www.vorsorgeluege.de erlaubt.
Gerne stehen wir für vertiefende Interviews und als Referenten zur Verfügung. Mehr Informationen und eine Übersicht über alle bisher erschienen Newsletter finden Sie auf www.vorsorgeluege.de

Holger Balodis
Dagmar Hühne
www.vorsorgeluege.de
balodis@vorsorgeluege.de
0221-461527 und 466590

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4 Kommentare

@Andreas, also zurück zu drei K's: K(üche), K(inder), K(irche)?

Seht ihr denn nicht das Prinzip? Teile und Herrsche? Die Rente wird z.Z. an dermaßen viele unterschiedliche Bedingungen geknüpft, das diese kaum einer erreichen kann. Und Denjenigen, die diese Bedingungen nicht schaffen, wird die Rente gekürzt. Auch die Riester Rente ist nichts anderes als eine Rentenkürzung.

Wieviel Schwachsinn wollen "die" eigentlich noch verzapfen???????

> "Andreas, also zurück zu drei K's: K(üche), K(inder), K(irche)?"

ICH hab das nicht gefordert! Ich hab nur ergänzt, was DANN zumindest wegfallen kann (und wegfallen MUSS), WENN man die Rente so nach Kinderzahl ausrichtet ;)

Dennoch habe ich nichts gegen ein Familienleben, wo sich Eltern noch selbst um die Kinder kümmern (wollen und dürfen) wenn die Menschen sich das so wünschen.

Ich finde es falsch, wenn man Menschen - Männer UND Frauen - lächerlich macht oder gar diskriminiert, nur weil sie nicht einer Wohlstands- oder Selbstverwirklichungskarriere hinterherjagen wollen, sondern sich um Haushalt und Kinder (und ggf. ältere Angehörige) kümmern möchten. Leider wird in DER Hinsicht überhaupt nichts gemacht, gefördert, unterstützt. Im Gegenteil diffamiert die Politik diese Menschen auch.

Aber ich hab auch nichts gegen Leute, die Wohlstand und Karrieren anstreben und mit Kindern nichts am Hut haben. Denen sollte man nicht krampfhaft aufnötigen, unbeding Kinder in die Welt setzen zu müssen, weil der Staat Nachschub braucht.

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