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Sternenkinder-Initiative Meitingen
Winter im Sommer

Winter im Sommer

Sommer – das steht für geweckt werden vom Vogelgezwitscher am frühen Morgen,
Sommer – das steht für süssen Holunderduft in der Nase,
Sommer - das steht für im Gras liegen und Wolkensprengen,
Sommer - in Kombination mit dem Rasensprenger steht für Abkühlung und Wohltat auf der warmen Haut,
Sommer – schmeckt nach Zitroneneis,
Sommer – da sieht man viele Menschen mit Sonnenbrillen und – hüten glücklich beisammen.

Wenn bei uns Sommer ist, gibt es aber auch woanders Menschen, die den Winter aushalten müssen. In Neuseeland ist Winter, wenn wir unsere Sommersprossen zählen und uns nach dem ersten Sonnenbrand des Jahres häuten.
Man muss allerdings nicht immer so weit gehen, manch einer genießt vielleicht die Sommertage nicht, weil er gerade intensiv trauert und am liebsten einen langen Winterschlaf halten würde.

An manchen Sommertagen schließen vielleicht Trauernde ihre Fenster, um den fröhlichen Morgenchor der Vogelschar nicht hören zu müssen.
An manchen Sommertagen senken vielleicht Trauernde den Kopf beim Spazierengehen, um den Holunderduft nicht so intensiv zu riechen und die glücklichen Mitmenschen nicht direkt ansehen zu müssen.
An manchen Sommertagen liegen Trauernde kraftlos auf dem Sofa angesichts ihrer zerplatzen Zukunftsträume.
An manchen Sommertagen schmeckt das Leben Trauernden ganz ganz bitter. Ihnen fehlt nicht das Salz in der Gazpacho-Suppe sondern ein Lieblingsmensch in ihrem Leben.
An manchen Sommertagen tragen Trauernde Sonnenbrillen, damit ihr Umfeld die verweinten Augen nicht sieht.
An manchen Sommertagen frieren Trauernde, wenn sie daran denken, wie der Körper ihres Lieblingsmenschen im kalten, tiefen Grab liegt.

Wenn bei uns Sommer ist, sollten wir nicht vergessen, dass woanders Winter ist und bei uns eines Tages auch wieder der Winter einkehrt. Mit diesem Wissen können wir Menschen, die statt Sommersonne Trauerschleier auf dem Herzen tragen, womöglich etwas besser verstehen. Dabei sollte es keine Rolle spielen, wen der Trauernde vermisst und wieviele Jahreszeiten der Verlust schon her ist. Trauer vergeht nie, sie ändert sich und wird mal intensiver sein und mal einfacher aushaltbar. Eigentlich auch so wie es mit den Jahreszeiten ist. Mal sind Wintertage ganz düster und mal genießt man den Eskimo-Flip an der Schneebar mit Lieblingsmenschen an seiner Seite und im Herzen.

Text/Foto: Kessler Nicole Kristin, Meitingen
(Anm:  Die Dame auf dem Foto rechts mit der tollen Bikinifigur stellt nicht die Texterin dar.)

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