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Nein, ich mach das nicht!

Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind im Urlaub.

Doch trotzdem hat es sich herumgesprochen, dass ich Pfarrer bin.
So ist das halt. Macht nichts.
Mein Beruf ist für mich auch Berufung. Ich kann eben ihn im Urlaub nicht wie eine Uniform ablegen. Ich warte, bald dran zu kommen bei der “Abseilübung”.

Plötzlich wird mein Warten unterbrochen:
“Sie sind doch Pfarrer. Da vorne ist Arbeit für sie. Vielleicht schaffen sie es ja.”
Da steht sie da wie ein Häuflein Elend:

“Nein, ich mach das nicht.
Ich gehe diese Steilwand nicht runter.
Bei mir geht immer etwas schief, wenn ich dran bin.
Eine Windböe, die mich an die Wand klatscht und ich rutsche kopfüber runter,
eine Seil, das reißt, oder sonst etwas.”

Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Doch die Menschen des Alpenvereins haben sie schon komplett verschnürt.
Sie ist hin und her gerissen, denn sie will sich auch nicht gegenüber den anderen wartenden Menschen und ihrem Freund, der es schon geschafft hat, die Blöße geben.
Nach längeren Zureden,
einem gemeinsamen Vaterunser gelingt es mir, sie zu überreden, es dennoch zu wagen.
Während sie die Steilwand herunter steigt - 50 Meter, am Seil hängt, muss ich an sie denken. Hoffentlich ist sie nicht die Ausnahme, der bei dieser Übung etwas passiert, die verunglückt.
Die Risiken mußten wir unterschreiben.

Ich überlege weiter.
Wie viel Menschen gibt es, deren Grundeinstellung ein solche Grundangst ist?
Ich könnte mit eine solchen Misstrauen gegenüber meinem Mitmenschen gar nicht leben. Ständig muss ich vertrauen - meinem Zahnarzt, meinem Kfz-Mechaniker, meiner Frau und vielen mehr. Der Zahnarzt kommt bei mir zuerst, weil vor ihm habe ich am meisten Herzklopfen.
Einer der professionellen Bergsteiger sagt zu mir:
“Herr Pfarrer Maiwald, dass wir Menschen vom Vertrauen leben, wird mir ganz bewusst, wenn ich mit Freund in der Wand hänge. Ich muss der Sicherung des anderen und meinen Fähigkeiten trauen. Ich muss der ganzen Seilschaft trauen. Wir vertrauen uns gegenseitig, dass wir am Berg alles richtig machen. Vertrauen ist die Voraussetzung für das Bergsteigen.” Er sah mir tief in die Augen: “Und im ganzen Leben ist das genauso.”
Ja, Vertrauen ist die Voraussetzung für das Leben. Das passt zu einem Lebenssprüche: Ich vertraue darauf, dass ich nie tiefer fallen kann als in Gottes Hand. Oder wie ich es in der Bibel lese: “Gott spricht: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse Dich nicht.” (Josua 1, 5b)
Klar gibt es Menschen,
die mich fallen lassen,
die nichts mehr von mir wissen wollen:
Unwiederbringlich geht eine Tür zu und öffnet sich nie wieder.

So unbarmherzig sind die Menschen.
Oft habe ich das erlebt. Und auch Sie haben diese Erfahrung gemacht. Gott sei dank ist unser himmlischer Vater nicht so. Das schenkt mir Zuversicht.
Natürlich ist sie gut unten angekommen.
Stürmisch wirft sie sich ihrem Freund in die Arme
und hat ein Stück weit Lebensmut gewonnen.

Ihnen, lieber Leserin, lieber Leser, wünsche ich Momente,
die Ihnen Zutrauen und Sicherheit schenken,
und in Ihrem Herz die Gewissheit,
dass Sie Gott nicht fallen lässt.
Seien Sie in Gottes Hand geborgen und machen Sie es gut!

Ihr Pfarrer Markus Maiwald aus Meitingen

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16 Kommentare

Ja Markus, weiterhin alles Gute und tolle Berichtserstattungen.....

Sehr schöne Fotos. Ich glaube, ihr wart beide genau gleich stolz, die Frau und Du. Und da habt ihr auch ein Recht darauf.

Ich hing auch mal oben in den Seilen in einem Klettergarten. Ich hatte pure Angst, da ein Kind vor mir zu Weinen anfing. Wenn ein Kind hier oben weint, dann muß es schlimm sein, dachte ich. Kinder haben hier oben normalerweise keine Angst. Das Team des Klettergartens hat es geschafft ,uns unsere Furcht zu nehmen.
Und ich konnte erstmal garnicht genug davon kriegen, von der Kletterei. Es ist unbeschreiblich, sich selber zu überwinden.
Am Schluss lernt man, auf sich selbst zu vertrauen und das ist das Wunderbare.

einfach wunderbare kommentare - danke, ihr alle!

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