Ein Zeuge der Hoffnung sein
Liebe Leserin, liebe Leser,
mein erster Chef bei der Bundeswehr sagte: „Ich bekenne mich zur Ordnung unseres Staates, zur inneren Führung der Bundeswehr und zum meinem Evangelischen Glauben.“
Ich fand und finde das mutig. Diese Offenheit hat Vorteile. Ich wusste, wo mich dran war. Er hat uns bekannt gemacht. Er wurde durchschaubar und berechenbar. Sein Zeugnis hat mich ermutigt. Auch ich stand ab sofort voller Zuversicht zu meinem Glauben.
Rede und Antwort stehen, gewollt und gerne und freiwillig, jedem und jeder Zeit – das machen wir nicht gerne. Es passt nicht in unser modernes Bewusstsein. Immer mehr Dinge verlegen wir in den Privatbereich. Er ist wichtig und für jeden einzelnen von uns von zentraler Bedeutung als Rückzugsraum vom Stress der Arbeit und der Öffentlichkeit.
Doch sollte ich wirklich alles, was mir im Innersten wichtig und wertvoll ist, dort auch verstecken?
Klar: Persönliches sollte ich nicht auf dem Marktplatz erzählen. Die Auswüchse des Internets sind einschlägig bekannt.
Doch wer erzählt, wen er gewählt hat bei der letzten Wahl und warum, was er damit für eine zukünftige Politik erwartet? Wer bekennt offen und ehrlich, dass und warum er am letzten Sonntag im Gottesdienst war? Ist diese Haltung des Versteckens und Verschweigens der eigenen zentralen Überzeugungen richtig?
Ich denke nicht. Ich denke, sie ist katastrophal. Das Wahlvolk degeneriert immer mehr zum Stimmvieh. Die Politiker sprechen auch keine klare Sprache mehr und orientieren sich an Umfragewerten.
Petrus erwartet von mir Christen eine andere Haltung.
Damals waren wir Christen einzelne, isoliert im heidnischen Kontext. Heute kommen wir uns oft so vor, weil viele schweigen, weil sie ihren Glauben verstecken.
Dem heidnischen Kontext konnten die frühen Christen nicht trauen. Das Bekenntnis war gefährlich. Die Christenverfolgung drohte. Uns droht sie nicht und trotzdem scheuen wir das öffentliche Bekenntnis, zieht sich das Christentum in die Privatheit zurück, obwohl das Grundgesetz die Religionsfreiheit garantiert.
Vielen verstehen das als Freiheit von Religion, als Bekenntnis zu Nichts. Gut ist, was mir nützt – die anderen sind mir egal. Hauptsache ich!
Wir wollen nicht anecken, denn wir wissen, wer sich ins Licht stellt wirft Schatten. Nachher müßten wir Stellung beziehen und uns noch der Diskussion stellen.
Doch schon Petrus war klar, das Evangelium kann nur überleben, wenn es erzählt wird. Jeder Christ muss ein Zeuge dieser lebendigen Hoffnung sein. Er schreibt uns Christen: „Seid stehts bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach Hoffnung fragt, die Euch erfüllt.“ (1. Petr 3, 15)
Also: ich vertrete eine gute Sache und deswegen kann ich sie auch mutig bezeugen. Ja, auch unsere Kirche braucht auf ihrem Weg in die Zukunft das mutige Bekennen.
Ja, sagen Sie die Hoffnung mutig weiter, die Gott Ihnen, lieber Leserin, lieber Leser, weiter. Das ist wichtig und richtig, damit die Welt Hoffnung habe. Seien Sie behütet: Machen Sie es gut!
Ihr Pfarrer Markus Maiwald
PS: Eine zwar verspätete, aber doch gut gemeinte Hommage an den 2. Ökumenischen Kirchentag in München „Damit Ihr Hoffnung habt“!
Ein guter Beitrag mit schönen Bildern.