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Ressourcen für das Land

  • Von li.
    Toni Brugger,1. Bgm. Thierhaupten
    Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
    Gerlinde Augustin, Geschäftsführerin SDL Thierhaupten
    Julia Nida-Rümelin, Staatsminister a.D.
    Martin Sailer, Vorstandsvorsitzender der SDL und Bezirkstagspräsident
    Christian Kreye, stv. Vorsitzender, Behördenleiter ALE Schwaben
  • Foto: Thomas Baumgartner
  • hochgeladen von Maria Knaus

„Ressourcen für das Land“ – mit diesem Anspruch feierte die Schule der Dorf- und Landentwicklung ihr 30-jähriges Jubiläum. Bei „Kaiserwetter“ und mit musikalischer Umrahmung durch die Original D‘Lechtaler Musikanten wurden zahlreiche Gäste und Ehrengäste im Innenhof des ehemaligen Benediktinerklosters begrüßt. Der anschließende Festakt wurde von Geschäftsführerin Gerlinde Augustin moderiert.

Festakt im Kapitelsaal des ehemaligen Klosters

Bei seiner Begrüßungsrede erinnerte der Vorstandsvorsitzende und Bezirkstagspräsident Martin Sailer an den Gründungsvater Professor Dr. Holger Magel, der mit den Schulen ein Instrument geschaffen hat, um Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, den eigenen Lebensraum mitzugestalten. Über 45.000 Teilnehmende wurden in Thierhaupten in mehr als 2000 Veranstaltungen informiert, motiviert und befähigt, ihre Ortsentwicklung zu gestalten. Jährlich begrüßt die SDL Thierhaupten mehr als 250 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Die Zahlen sprechen für sich“, so Martin Sailer.

Die Arbeit der SDL Thierhaupten, betonte der schwäbische Bezirkstagspräsident, sei heute geradezu unverzichtbar. „In dieser komplexer werdenden Zeit mit Ihren vielen Widersprüchen, Krisen und Veränderungen, bietet die SDL Raum und Rahmen um Menschen zu befähigen, die notwendigen Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse kompetent zu gestalten. Themen werden durchleuchtet, Missverständnisse geklärt, sachliche und persönliche Standpunkte entknotet. Demokratie wird dadurch erlebbar und gestaltbar“, begründete Martin Sailer

Eine einzigartige Bildungseinrichtung, die die Köpfe und Herzen der Menschen erreicht

„Das Ziel der Schulen der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten ist es, Menschen zu erreichen, zu befähigen und zusammenzubringen“, so die Bayerische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michael Kaniber. „Mit Engagement und Leidenschaft für die Themen und für die Menschen des ländlichen Raumes“, sei dieses der SDL Thierhaupten sehr gut gelungen. „Bürgerinnen und Bürger wollen emotional mitgenommen werden, immer geht es darum, die Köpfe und die Herzen der Menschen zu erreichen“ appellierte die Ministerin. Herausforderungen wie der Klimawandel, die Energiekrise und die Transformation der Wirtschaft usw. verlangen nach den richtigen Weichenstellungen, „Die multiplen Krisen wirken wie Brenngläser“, so die Ministerin. Daher ist es wichtig, die Veränderungsprozesse schellst möglich zu gestalten. Die Verwaltung für Ländliche Entwicklung unterstützt mit ihren Instrumenten die Kommunen und stellt Know-how und auch finanzielle Ressourcen zur Verfügung.
„Letztlich wird die Fähigkeit zu Kooperation und Dialog weiter an Bedeutung gewinnen, Kirchturmdenken gilt es zu überwinden“, forderte leidenschaftlich die Bayerische Landwirtschaftsministerin. Ihr besonderer Dank galt den Gründungsvätern Prof. Dr. Holger Magel, Josef Miller, Staatsminister a.D., dem damaligen Bezirkstagspräsidenten von Schwaben Dr. Georg Simnacher, Bürgermeister a.D. Fritz Hölzl, sowie dem langjährigen Vorsitzenden des Fachbeirates Dr. Peter Jahnke.

Geschäftsführerin Gerlinde Augustin dankte der Ministerin sehr herzlich und überreichte „die wegweisende Hirschkuh“, das Maskottchen der SDL, die bereits dem Klostergründer Herzog Tassilo, so die Legende, den Weg aus den Lechauen gewiesen hat.

Mehr Beinfreiheit und weniger Bürokratie

„Die Kommune ist die gestaltende und steuernde Kraft, hier werden Entscheidungen getroffen, hier werden Prioritäten gesetzt, hier wird das grundsätzliche Lebensumfeld gestaltet“. Mit diesen Worten wurde Martin Birner, Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetages Oberpfalz von der Geschäftsführerin Gerlinde Augustin vorgestellt. Somit liegt es auf der Hand, dass die SDL mit dem Bayerischen Gemeindetag zusammenarbeitet, um aus erster Hand die Situation der Kommunen zu begreifen.

Martin Birner lobte die Schulen der Dorf- und Landentwicklung und auch die Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Begeistert berichtete er von seinen guten Erfahrungen. „Sie sind die einzige Verwaltung, die die Menschen vor Ort in die Projekte einbezieht, dies führt zu einer großen Akzeptanz“. „In dieser schnelllebigen Zeit mit den vielen Themen brauchen aber die Kommunen „Mehr Beinfreiheit und weniger Bürokratie““, forderte Martin Birner, um die Zuwanderung, Nachverdichtung und die medizinische Versorgung bewältigen zu können.


Der Staat ist keine Glücksmaschine

Als besonderen Gast begrüßte die Schule der Dorf- und Landentwicklung zu ihrem Jubiläum den Philosophen Prof. Dr. Dr. Nida-Rümelin. Er referierte über Verteilung, Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit.

Gerechtigkeit, sie ist die oberste Tugend des Politischen. Es gibt, erklärte er, auch andere Tugenden, zum Beispiel die individuelle Freiheit, die Effizienz, das Wohlergehen, die wirtschaftliche Entwicklung. Das sind alles Teile der Gerechtigkeit.

Der Staat hat dafür zu sorgen und die Bedingungen zu schaffen, dass Menschen in Freiheit und selbstbestimmt leben können, so dass die Menschen die Autoren des eigenen Lebens sind. Gerechtigkeit stellt sich seiner Meinung nach ein, wenn wir die besonderen Kompetenzen der Menschen fördern, ihnen Achtung entgegenbringen, ihnen die wechselseitige Anerkennung zugestehen und die jeweils andere Meinung akzeptieren. Gerechtigkeit stellt sich ein, wenn wir Entscheidungsstärke und Kooperationsbereitschaft fördern, so Prof. Nida- Rümelin.

„Der Staat ist keine Glücksmaschine, der für das persönliche Glück seiner Bürgerinnen und Bürger zuständig ist, sondern er muss die Lebensumstände so gestalten damit sich Gerechtigkeit ergeben kann“, erklärte der Philosoph.

Zum Begriff „Gleichwertigkeit“, nannte der Prof. Nina-Rümelin mehrere Thesen. Gleichwertigkeit bedeutet nicht Gleichheit, sondern Gleichwertigkeit muss bewertet werden. In einer pluralen Gesellschaft gibt es unterschiedlichste Lebensformen und damit vielfältige Wertungen.

Die Gleichwertigkeit ist normativ, es muss Stellung bezogen werden. Gleichwertigkeit ist nicht an wissenschaftliche Expertisen delegierbar. Die Wissenschaft ist nicht dazu konzipiert um Politik zu gestalten. Sie betrachtet nur einen einzigen Aspekt. Die Politik muss bewerten. „Eine gerechte Verteilung der Güter ist dann gegeben, wenn eine politische Entscheidung dazu führt, dass alle Menschen einen Mehrwert von dieser Entscheidung haben. Sie muss eingebettet sein in ein Kooperationsgefüge, dann ist sogar Ungleichheit legitim. Passiert das so, dann spricht man von praktizierter Humanität“.

Mehr navigieren-weniger driften

Christian Kreye skizzierte als 2. stv. Vorsitzender und Fachbeirat der SDL, Gedanken zur Weiterentwicklung der SDL. „Wir werden unseren Zielen treu bleiben, uns kontinuierlich weiterentwickeln, jedoch möchten wir einen Schritt voraus sein“, formulierte Christian Kreye die künftigen Aufgaben. Die Kommunen brauchen oft schnell wirksame Einzellösungen, die eingebettet sein sollen in langfristige Strategien. Daran arbeiten wir gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern und den Verantwortlichen. Den steigenden Beratungsbedarf werden wir über Fachveranstaltungen decken und auch die laufende Qualifizierung und Schulung unseres Moderationsteams kommt den Gemeinden zu Gute, so Christian Kreye. Es gilt, Netzwerke auszubauen und verschiedene Fachdisziplinen stärker einzubinden, das steigere die Handlungskompetenz der Verantwortlichen. Sein Credo „wir müssen mehr navigierten und weniger driften“. Um den tiefgreifenden Wandel und die Umwälzungen zu gestalten, werden neue Methoden entwickelt und Formate angepasst. „Wir wollen Menschen auch für politisches Engagement gewinnen“, hofft Christian Kreye.

Wir stärken das Gemeinwesen und das kreative Potential der Menschen zum Wohle der ländlichen Räume. Projekte werden umgesetzt, wenn Sie gemeinsam entwickelt werden und sich am Bedarf orientieren. Die Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung für Ländliche Entwicklung mit ihren Instrumenten, Initiativen und Werkzeugen mit der SDL Thierhaupten hat auch künftig Bestand und hilft, dass unsere Gemeinden und Dörfer vital bleiben.

Zum Abschluss dankte Gerlinde Augustin vor allem den Gründungsvätern und Ehrenmitglieder, Prof. Holger Magel, Josef Miller, Staatsminister a.D., Bürgermeister a.D. Fritz Hölzl und Dr. Peter Jahnke und allen Personen (Vorstand, Fachbeirat, Moderatorenteam, Geschäftsstelle) die am Erfolg der SDL Thierhaupten mitgearbeitet haben.

Text: Gerlinde Augustin

  • Von li.
    Toni Brugger,1. Bgm. Thierhaupten
    Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
    Gerlinde Augustin, Geschäftsführerin SDL Thierhaupten
    Julia Nida-Rümelin, Staatsminister a.D.
    Martin Sailer, Vorstandsvorsitzender der SDL und Bezirkstagspräsident
    Christian Kreye, stv. Vorsitzender, Behördenleiter ALE Schwaben
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  • Gerlinde Augustin überreicht Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die „Wegweisende Kirschkuh"
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