Mittelzentrum mit dörflichem Charakter: Interview mit Bürgermeister Dr. Michael Higl über das Jahr 2016 in Meitingen
myheimat: Schon lange ist ein neuer Wertstoffhof für Meitingen im Gespräch. Warum hat sich der Bau verzögert und wie hoch sind die Kosten?
Dr. Michael Higl: Zunächst: Der Landkreis verpflichtet uns zum Betrieb eines Wertstoffhofes. Da die derzeitige Anlage den aktuellen Anforderungen nicht genügt – insbesondere was die Befestigung von Flächen und Sickerwasserbehandlung anbelangt – ist eine Modernisierung zwingend notwendig. Wir wollen den Nutzern am neuen Wertstoffhof mehr Komfort durch befestigte Flächen und verbesserte Abläufe bieten. Auch die gute Erreichbarkeit für Bürger aus allen Ortsteilen war bei der Entscheidung für den neuen Standort an der Werner-von-Siemens-Straße ausschlaggebend.
2013 haben wir den Bauantrag für die neue Anlage beim Landratsamt Augsburg gestellt. Da auf dem Gelände früher Kies abgebaut wurde und die Grube insbesondere mit Graphitabfällen (mit Genehmigungen) verfüllt wurde, forderten die Behörden zusätzliche Untersuchungen, um eine Verunreinigung des Grundwassers auszuschließen. Diese Gutachten dauerten relativ lange, da auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten Proben genommen werden sollten, aber auch die Konzepte für die Versickerung von Regenwasser präzisiert werden mussten. Es zeigte sich aber, dass keine Gefährdung von der bestehenden Verfüllung ausgeht.
Darüber hinaus musste nachgewiesen werden, dass der Betrieb des Wertstoffhofs im Einklang mit den Vorschriften zum Lärmschutz steht. Wir mussten umfangreiche Berechnungen auf Basis des Nutzungskonzepts vorlegen. Dabei spielten zum Beispiel die Betriebszeiten und die Anordnung und Befüllung der Behälter eine Rolle.
Im Juni 2016 wurde uns nun die Baugenehmigung erteilt. Die Kostenschätzung haben wir daraufhin aktualisiert - in drei Jahren Verfahrenszeit haben sich gewisse Teuerungen ergeben. Danach werden sich die Baukosten auf 630.000,- Euro netto belaufen, alles zusammengenommen – ich spreche hier von den Ausgaben für den Grunderwerb, die Zufahrt sowie Planer- und Gutachterkosten – wird uns der neue Wertstoffhof eine knappe Million kosten. Vergleichbare andere neue Wertstoffhöfe sind da durchaus teurer, in Rain wurde 2014 für 1,7 Millionen gebaut, der Neu-Ulmer kostete 1,8 Millionen.
myheimat: 2017 steigen die Gebühren für Wasser und Abwasser um fast 30 Prozent. Warum ist das so und was bedeutet es für die Meitinger Bürger?
Dr. Michael Higl: Wir sind gesetzlich verpflichtet, im Bereich der Wasser- und Abwasserversorgung kostendeckend zu wirtschaften, aber auch die hohe Qualität zu gewährleisten, auf die unsere Bürger vertrauen.
Von 2016 bis 2019 investieren wir rund drei Millionen Euro in die Modernisierung unseres Wasserwerkes. Dazu zählt die Erneuerung der Elektronik, die Sanierung der Brunnen, Auskleidung der Saugbehälter und Wasserkammern sowie Stärkungen unseres Leitungsnetzes und des Notverbunds mit der Schmuttergruppe Nordendorf.
Im Bereich der Abwasserentsorgung haben wir in den vergangenen zwei Jahren rund zwei Millionen investiert, vor allem in die Modernisierung der Kläranlage. In den nächsten Jahren werden wir gerade im Kanalnetz uns großen Herausforderungen stellen müssen, da die Einrichtungen in die Jahre kommen.
Diese Kosten müssen wir über die Gebühren umlegen, darin begründet sich der vergleichsweise große prozentuale Sprung. Mit unserem ab 1. Januar 2017 geltenden Kubikmeterpreis von 1,07 € für Wasser und 1,46 € für Abwasser sind wir immer noch vergleichsweise günstig: wir liegen 25 Prozent unter dem bayerischen Durchschnitt. Für einen Vier-Personen-Haushalt bedeutet die Steigerung ca. 7,50 Euro pro Monat zusätzliche Gebühren.
myheimat: Im September fand die 9. mega-Ausstellung in Meitingen statt. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen ließen sich viele Bürger informieren und unterhalten. Welche wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen hat die mega auf den Markt Meitingen?
Dr. Michael Higl: Auf der mega geben nicht nur die Aussteller aus Handel und Handwerk aus der ganzen Region eine Visitenkarte an potentielle Kunden, sondern es präsentiert sich der Markt Meitingen und die Region in ihrer Gesamtheit als attraktives Mittelzentrum.
Die große Resonanz der Besucher zeigt, dass wir mit einer großen Vielfalt die meisten Bedürfnisse unserer Bürger und der Region abdecken.
Mit der Mischung aus Informationen, Gesprächsmöglichkeiten und Unterhaltung ist es der Wirtschaftsgemeinschaft wieder gelungen, einen Glanzpunkt in unserem Jahresablauf zu bieten.
myheimat: Bei der Neugestaltung des Schloßparks wurden Menschen mit Sehbehinderung berücksichtigt: Mit Hilfe von Rillen und Noppen im Boden können sich Blinde im Park orientieren. Wurde das Thema Barrierefreiheit dieses Jahr auch an anderen Stellen in Meitingen aufgegriffen?
Dr. Michael Higl: Ganz allgemein nimmt das Thema „Inklusion“ einen wichtigen Platz in unserer Arbeit ein. Zu Beginn des Jahres haben wir mit dem Inklusionsbüro das Netz unserer sozialen Einrichtungen erweitert. Neben Rat und Hilfe geht es hier darum, Berührungsängste zwischen Menschen mit und ohne Behinderung abzubauen und für die Belange behinderter Menschen zu sensibilisieren.
Im September fand gemeinsam mit dem Inklusionsbüro und der Auditgruppe des Landkreises eine Begehung in Meitingen mit Hauptaugenmerk auf der Barrierefreiheit von Rathaus, Bücherei Rathausumfeld und des Bahnhofs statt, auch die Behindertenparkplätze haben wir uns dabei angeschaut. Manch Positives – so das von Ihnen angesprochene Blindenleitsystem im Schloßpark - aber auch einige Schwachpunkte waren festzustellen. Dabei ist es durchaus so, dass des einen Freud, des anderen Leid sein kann. Zum Beispiel ist der Weg vom Inklusionsbüro zum Rathaus dank Bordsteinabsenkungen sehr gut für Rollstuhlfahrer zu bewältigen; blinden Menschen haben dadurch aber Probleme, da die Kante als Orientierungshilfe fehlt. Insgesamt werden wir die Belange von Menschen mit Behinderung künftig intensiver berücksichtigen. Ich sehe hier eine dauernde Aufgabe für die Zukunft, für künftige Projekte im öffentlichen Raum auch im Hinblick auf eine immer älter werdende Bevölkerung mit damit einhergehenden Einschränkungen. Je mehr ich mich mit diesen Themen beschäftige, desto mehr stelle ich fest, dass das gegenseitige Verständnis im Alltag der zentrale Punkt ist, denn viele Einschränkungen und Probleme werden durch Gedankenlosigkeit oder fehlendes Verständnis ausgelöst und wären mit gutem Willen auch lösbar. Dabei geht es nicht nur um teure Großmaßnahmen, sondern um persönliche Rücksichtnahme und Unterstützung im Alltag.
myheimat: Gersthofen, Neusäß und Stadtbergen sind die einzigen Städte im nördlichen und westlichen Landkreis. Wird die seit 1989 bestehende Marktgemeinde Meitingen bald auch zur Stadt und was würde sich dadurch verändern?
Dr. Michael Higl: Mit der Frage nach einer Stadterhebung beschäftige ich mich nicht intensiv, es handelt sich dabei um einen reinen Ehrentitel, der maximal einen Image-Faktor darstellt. Viel wichtiger sehe ich es, die Funktionen des Mittelzentrums zu erfüllen und zu stärken, denn ein breites Angebot für alle Lebensbereiche, zum Beispiel Schulen, Arbeit, Freizeit, Gesundheit, Handel, Dienstleistung macht die Attraktivität unseres Marktes aus, wobei wir uns auch eine gute Portion dörflicher Zusammenhalt und Überschaubarkeit erhalten möchten.
myheimat: An der Donauwörther Straße im Gewerbegebiet Via Claudia soll ein neues Kino inklusive Indoor-Spielplatz mit Rutsche und Bälle-Bad entstehen. Mitte des Jahres kam jedoch auf, dass das geplante Kino die vorgegebenen 55 Dezibel an Lärm am Samstagabend überschreitet – der besucherstärkste Tag eines Kinos. Wurde das Bauprojekt deswegen verworfen?
Dr. Michael Higl: Nein, im Gegenteil – am 4. November war Spatenstich für das Projekt, die Fertigstellung ist für Mitte nächsten Jahres geplant. Ich freue mich über die Entscheidung des Betreibers, bei uns wieder zu investieren. Das Kino wird eine große Bereicherung für uns, ein Anziehungspunkt für unsere Region sein. Die große Investition zeugt auch von viel Vertrauen in unseren Standort. Hier zeigt sich auch, dass die von uns schon lange in der Via Claudia gelebte Kooperation mit der Gemeinde Westendorf ein zwar in der kommunalen Landschaft seltener, aber umso fruchtbarerer Weg zur Förderung der Region ist.
Die Gründe für die Probleme im Genehmigungsverfahren liegen in einer Lärm-Kontingentierung, die für zahlreiche Parzellen im Meitinger Norden vor vielen Jahren, lange vor der Via Claudia und der neuen B2, festgelegt wurden. Wir müssen jetzt diese Vorgaben so neu verteilen, dass auch weiterhin alle Anforderungen zum Schutz der Wohnbebauungen eingehalten werden.
Interessant ist dabei, dass für diese Berechnungen nur der Anlagenlärm, das heißt hier vor allem die Geräusche der abfahrenden Autos auf dem Parkplatz betrachtet werden. Für öffentliche Verkehrswege (Bahnstrecke, B2, Via Claudia) gelten höhere Werte, die bei diesen Betrachtungen keine Rolle spielen.
Übrigens werden wir mit einer zusätzlichen Fußgängerquerung südlich des Kinos und einer neuen Zufahrt von der Via Claudia auch die Verkehrssicherheit verbessern. Die Maßnahme wird im Frühjahr umgesetzt.
myheimat: Vielen Dank für das Interview!
Mittelzentrum... Hauptzentrum.. Oberzentrum... Hirngespinste der aktuellen Schneeballpolitiker überall und zugleich ein Freifahrtschein ländliche Gebiete gesellschaftlich auszugrenzen, aber mit stetigen Gebührenerhöhungen den Möchtegerngroßstädtern die Finanzierung zu Lasten der alten Gemeinden zu sichern... es gibt keinen Ort für den irgend etwas billiger, oder günstiger geworden ist nach Eingemeindung, Gemeindegebietsreform... das beste Beispiel zeigt das schlechteste Bundesland Sachsen Anhalt mit seiner Vorzeigestadt Naumburg, ein Welterbeantragsgebiet mit einer von der Kommunalpolitik gewollten Transitstraße quer durch diese Kulturlandschaft...