Ton-Denkmäler runden Denkmaltag ab
Tag des offenen Denkmals Im ehemaligen Kloster sorgen klassische Musik, Landler und Volkmusik für beste Unterhaltung
Von Claus Braun
Thierhaupten. Eine Premiere erlebte der „Tag des offenen Denkmals“ am vergangenen Sonntag im ehemaligen Kloster. Waren tagsüber die vielen Besucher an den Werkstätten und über 6.000 Exponaten des Bayerischen Bauarchivs interessiert, rundete ein klassisch-volkstümliches Konzert unter dem Motto „Ton-Denkmäler - Musik zwischen Bauernstube und Landschloss“ grandios ab.
Als Konzertstätte wählte der Bezirk Schwaben als Veranstalter die Südscheune im ehemaligen Benediktiner-Kloster aus, wo erstmals überhaupt eine Veranstaltung dieser Art stattfinden konnte. „Die hohen Räume und das beeindruckende historische Dachgebälk sorgen überraschend für eine einmalige Akustik“, begrüßte Hausherrin Julia Ludwar, die seit dem vergangenen Jahr die neue Chefin des Bayerischen Bauarchivs in Thierhaupten ist, die erwartungsfrohen Besucher. Wie es sich für den deutschlandweit durchgeführten „Tag des offenen Denkmals“ gehört, hat Ludwar zusammen mit ihrem Team und Helfern die Südscheune Tage zuvor entstaubt, die standesgemäß platzierten Holzkonstruktionsmodelle und Bau-teilesammlungen etwas zur Seite gerückt und Platz geschaffen für Besucher und elf voll engagierten Musikerinnen und Musikern.
Moderater Christoph Lang, der das Stadtarchiv und Stadtmuseum in Aichach leitet, stellte zu Beginn klar, dass „Ton-Denkmal“ keine neue Wortschöpfung sei. Vielmehr gibt es laut Lang eine Reihe von „Denkmälern deutscher Tonkunst“, die klassische Musikwerke enthält. „Wie Baudenkmäler sind auch „Ton-Denkmäler“ Zeugnisse früherer Kultur, in welcher sich die gegenseitigen Einflüsse adeliger, bürgerlicher und dörflicher Traditionen spiegeln“, so Christoph Lang.
Eines der schönsten Stücke des Abends war die „Kindersinfonie“, die mit Leopold Mozart, Joseph Haydn, Michael Haydn und Edmund Angerer gleich vier Komponisten zugeschrieben wird. Berühmt ist die „Kindersinfonie“ wegen des Einsatzes der „Berchtesgadener War“. Dies ist Spielzeug, das vor 250 Jahren im Berchtesgadener Land in Heimarbeit angefertigt wurde und von wandernden Händlern in halb Europa verkauft wurde. Die gespielten Töne konnten nicht schöner sein als echte Vogelstimmen!
Auch „Ländler“ spielte die gut harmonierende Musikerformation. Laut Christoph Lang waren „Ländler“ lange Zeit der Tanz der Landbevölkerung. In zig Archiven sind hunderte alter Handschriften mit tausenden von „Ländlerteilen“ enthalten, klärte Lang auf. Da „Ländler“ in der Regel kurz sind, wurden sieben Ländler aus der Mitte des 19. Jahrhundert aus dem Rainer Winkel, aus Steingaden und aus dem Altbayerischen ausgewählt und gespielt.
Für schmunzeln unter den Besuchern sorgte die Kantate „Augsburger Markt“ von Matthäus Fischer, der als Lehrersohn im Jahr 1763 in Ried bei Dinkelscherben geboren wurde. Die Kantate ist eine musikalische Umsetzung und Aneinanderreihung verschiedener Marktszenen in Augsburg und von Ausrufen der Händler, die Pfannen, Wannen, Kretzen, Besen, Katzenwedel, Weisch-Rüben, Eier, riebes Kraut, Mausfallen oder Wachholdersalz anpriesen. Bei diesem Stück zeigten Bernadette Lang, Maria Bestle und Marco Schick, dass sie auch stimmlich tolles Format haben.
Weiter im Repertoire hatte der Konzertabend als volkstümliche Bläsermusik den „Seisenburger Marsch“, eine Polonaise aus Thierhaupten, Trinklieder, „Die Lorelei“, „Am Brunnen vor dem Tore“, „Vöglein, Blümlein und Bach“ oder „Abend-glöckchen“ von Johann Nepomuk Kösporer, der 1828 in Thierhaupten geboren wurde.
Neben den denk-(mal-)-würdigen musikalischen Abend verdienen die informativen Ausführungen des Moderators Christoph Lang besondere Erwähnung.
Die Mitwirkenden beim Konzert „Ton-Denkmäler, Musik zwischen Bauernstube und Landschloss“: Maria Bestle aus Oberrohr bei Ursberg (Klarinette); Bernadette Lang aus Rehling (Geige); Kathi Weber aus Harthausen (Trompete); Martin Fendt aus Thierhaupten (Orgel); Johannes Gleich aus Thierhaupten (Waldhorn); Franz Hölzl aus Thierhaupten (Posaune); Mathias Jannetti aus Markt Wald (Klarinette); Carl Knecht aus Stettenhofen (Kontrabass); Stefan Scheicher aus Thierhaupten (Trompete); Marco Schick aus Dinkelscherben (Geige); Moderation: Christoph Lang aus Aichach