Erste Wahl Chorkonzert statt Deutschland-Spiel
Sommerkonzert. Fußball ist Nebensache beim stimmungsvollen Konzert im Kreuzgarten des Klosters
Von Claus Braun
Thierhaupten. In Konkurrenz zum WM-Spiel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ghana am 21. Juni 2014 veranstaltete der Gesangverein „Harmonie“ Thierhaupten sein traditionelles Sommerkonzert im romantischen Kreuzgarten des ehemaligen Klosters.
Gespannt waren die beteiligten Sängerinnen und Sänger und besonders die 1. Vorsitzende Gertrud Schuster vom Veranstalter Gesangverein „Harmonie“ Thierhaupten auf den „ZuHörer-Zupruch“. Das Deutsche WM-Spiel lies nicht nur viele potentielle Konzertbesucher vor den Bildschirmen verharren, sondern auch das Public Viewing am Festplatz und private Straßen- und Grillfeste kosteten Potential.
Eine Stunde vor Spielbeginn im Brasilianischen Fortaleza begrüßte Gertrud Schuster etwas mehr als 130 Zuhörer im Kreuzgarten und versprach „DAS Alternativprogramm zur Fußball-WM“! Später bekannte Schuster, dass der Besuch in Ordnung ist und sie zufrieden sei.
Ein Flair der bunten Fußball-WM hauchte der JuKi-Chor ein, schließlich waren die Aktiven mit gelben Shirts, die den Trikots des Gastgeberlandes zumindest ähnelten, gekleidet und auch die in gelb-rot-blau leuchtenden Capis sorgten für Farbtupfer. Und auch ein Fußball-Fan konnte unter den jüngsten Chormitgliedern ausgemacht werden. Der zwölfjährige Elias Braun hatte sich mit Schminke die Deutschland-Farben ins Gesicht gemalt und so nach Außen seine Sympathie für den Fußball kundgetan.
Einen Wehrmutstropfen, nur größer als das spätere magere 2:2-Unentschieden der Deutschen Elf, war die Bekanntgabe, dass JuKi-Chorleiter Franz Schreier nach zehn Jahren die Verantwortung an seinen Sohn Benedikt übergeben wird. Franz Schreier hat den Chor gegründet und sehr viele seiner jungen Sängerinnen und Sänger waren anlässlich des runden Jubiläums nochmals gekommen und sangen auf der Bühne zwei Lieder mit.
Gut in Form zeigte sich der Gemischte Chor der Harmonie-Sänger unter der Leitung von Dirigentin Marianne Lang, die auf den Punkt „fit“ waren und mit sechs Liedern das Publikum erfreuten. Beim „Flößerlied“ der russischen Wolgaschlepper „Ej uchniem“ sang der Chor zusammen mit dem Weißrussen und Basssänger Wladimir Setun, der in seiner Heimat als Berufsmusiker tätig ist. Dies sorgte für „Gänsehaut-Feeling“ im weiten Karree des Kreuzgartens.
Besonders gespannt war die 19-jährige Laura Förg, die mit ihrer Mutter Petra das Konzert besuchte, auf den Auftritt des Jugendchors „LaVentura“. Während Mutter Petra mit Fußball nichts am Hut hat und wegen einiger menschenunwürdiger Zustände in Brasilien aus Protest keinen Fußball schaut, war die Jugendliche schon gespannt auf den Ausgang des Deutschen Spiels und wollte nach Konzertende zumindest noch die Schlussphase im Fernsehen schauen. Zuvor jedoch begeisterten 32 junge Menschen unter der Leitung ihres „Trainers“ Martin Fendt mit fünf Stücken. Bei „Africa“, einem Song der amerikanischen Rockband „Toto“, waren die Gedanken schnell beim Deutschen Gruppengegner Ghana. Und auch bei der Zugabe „Männer“ von Herbert Grönemeyer bekannte Martin Fendt, gedanklich beim Nationalteam zu sein und die Daumen zu drücken. „LaVentura“-Sänger Tobias Schreier, der bei „Mama Loo“ als Frontsänger fungierte, machte als aktiver Fußballer beim SV Thierhaupten keinen Hehl aus seiner Sympathie für den Fußball: „Ich muss es heute ertragen, dass ich keinen Fußball schauen kann!“
Keine heißen Samba-Rhythmen konnten die Zuhörer beim Finale vom elfköpfigen Lehrerensemble der Musikschule aus Vetka (Weißrussland) erwarten. Obwohl das Deutsche Team zu dieser Zeit im „Estadio Castelao“ einem 1:2-Rückstand hinterherlaufen musste und sich das Zwischenergebnis dank einiger Smart-Phones herumgesprochen hatte, kam trotzdem Stimmung auf. Russische Folklore mit Balalaika, Harmonika, Zymbal und herausragenden Solostimmen kam bestens an, obwohl sich die ZuHörer-Reihen immer mehr lichteten. Dies kann natürlich an der aufkommenden Abendkälte gelegen haben oder daran, dass der Fußball doch Oberhand über DAS versprochene Alternativprogramm des Veranstalters gewinnen konnte.