Sternenkinder-Initiative Meitingen
Auszug aus der 2. Meitinger Sternenkinder-Andacht - Ein besonderer Briefwechsel
Auszug aus unserer 2. Meitinger Sternenkinder-Andacht
Ein ganz besonderer Briefwechsel
Brief einer Sternenkindmama an ihr Sternenkind:
Mein liebes Sternenkind,
um mich herum herrscht buntes Treiben. Viele fiebern den Faschingstagen entgegen. Mir ist gerade nicht nach feiern. Meine Gedanken sind bei dir.
Wie gerne würde ich Dich im Arm halten, mit Dir kuscheln, Dir dabei zu sehen, wie Du langsam größer wirst und die Welt entdeckst. Dein erstes Lächeln sehen, Deine ersten Schritte begleiten und Deine ersten Worte hören. Und später dann Dich an Deinem ersten Tag im Kindergarten begleiten, einen Schulranzen mit Dir aussuchen, Dir alles zeigen, was unsere Welt zu bieten hat. In der Pubertät würdest Du mich vermutlich das ein oder andere mal an meine Grenzen bringen.
Ich wäre unendlich stolz, wenn Du die Schule erfolgreich absolviert hättest, Deinen Führerschein bestanden hättest und Deine erste Liebe mit nach Hause bringen würdest. Und dann - irgendwann- wäre ich stolz, wenn Du Deine eigene Familie gegründet hättest und mich vielleicht auch zur Oma befördert hättest.
Doch wir beide wissen, dass dies alles nur Wunschvorstellungen sind. Du bist nicht bei uns. Deine Zeit hier auf Erden war so kurz. Während andere 100 Jahre alt werden, durftest Du nur einen Hauch verweilen. Doch haben wir Dich in dieser Zeit kennen und lieben gelernt und unsere Zukunft mit Dir geplant. Unsere Welt war in Ordnung. Und dann kam dieser Tag.
Man hört davon, dass es passieren kann, rechnet jedoch nicht damit, dass es einen selbst trifft.
Die Nachricht, dass Dein Herz nicht mehr schlägt, hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen.
Die Beisetzung so unwirklich, die Wochen und Monate danach ein Dasein zwischen Wut, Trauer, Zorn, Überforderung, zerplatzten Träumen und die Konfrontation mit der knallharten Wirklichkeit.
Die Welt stand still und drehte sich doch weiter.
Wie oft habe ich mir anhören müssen, „dass das Leben weiter geht/wer weiß, für was es gut war/man sei ja auch noch jung und könne jederzeit wieder ein Kind bekommen.“ Und jedes mal hätte ich brüllen können. Du bist mein Kind und durch nichts und niemanden zu ersetzen. Aber manchen Menschen das begreiflich machen ist wohl eine Lebensaufgabe.
Mit der Zeit habe ich gelernt mit der Trauer und dem Verlust zu leben. Die Trauer um dich hat sich mit der Zeit verändert. Dennoch bist du oft in meinen Gedanken. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn Du bei mir wärst. An vielen Tagen geht es mir wieder gut, und an manchen Tagen braucht die Trauer um Dich mehr Raum: Einen Tag im Bett, an dem ich nur um Dich weine, Dir einen Brief schreibe oder dein Erdenbettchen herrichte und ich währenddessen in Tagträumen verweile.
Eines ist sicher: Egal wo ich bin, wie bunt oder grau die Welt um mich herum ist, ich trage Dich im meinem Herzen bis wir uns eines Tages wiedersehen.
In ewiger Liebe,
Deine Mama
Brief eines Sternenkindes an seine Mama/Erdenfamilie:
Liebe Mama, meine liebe Erdenfamilie,
wenn ich von meinem Wolkenbettchen auf die Erde herabsehe, sehe ich derzeit Ritter, Piraten, Prinzessinnen, Seiltänzerinnen – ganz viele bunt verkleidete Menschen tummeln sich und feiern den Fasching und das Leben. Das sieht sehr lustig aus.
Aber natürlich schaue ich auch stets, was meine Familie gerade macht. Und ich sehe, dass ihr Euch des öfteren eine Maske aufsetzen müsst, um dem Alltag und Euren Mitmenschen gerecht zu werden, um durchzuhalten. Ich sehe, dass ihr manchmal lächelt obwohl Euch zum Weinen ist, nur um Eurem Umfeld keine Sorgen zu bereiten. Ich spüre, dass ihr manchmal vor Wut und Verzweiflung gerne schreien würdet, aber ihr Euch zusammenreißt, weil sich das eben so gehört.
An manchen Tagen habe ich aber auch beobachtet, dass Euch ein kleines Lächeln über die Lippen kommt, ihr Euch aber dann gleich wieder schämt, weil ihr nicht daran glauben könnt, jemals nach meinem Tod wieder richtig glücklich sein zu dürfen.
Am Liebsten würde ich zu Euch fliegen, Euch in die Arme nehmen und Euch sagen, dass es überhaupt keinen Grund gibt traurig zu sein, dass auch ihr das Leben feiern dürft. Ich bin hier oben angekommen, ja zuerst mit einem mulmigen Gefühl. Und doch war mir alles von Anfang an sehr vertraut. Ich wusste, wie all die anderen Kinder und Leute hier oben heißen, ohne dass ich sie danach fragen musste. Ein paar meiner Verwandten habe ich hier auch schon angetroffen. Alles ist voller Farben, Glück, Liebe und Geborgenheit. Ich habe mich hier oben einer Gruppe angeschlossen, aber keine Angst, es sind nicht die HellsAngels, es sind andere liebe Sternenkinder. Wir rutschen oft auf der Regenbogenbrücke, spielen Fangen und Verstecken und malen tolle Wolkenbilder. Wie gerne würde ich Euch alles zeigen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Bei Euch wird es langsam schon wieder Frühling. Als Zeichen, dass ich immer bei Euch bin, schicke ich Euch einen kleinen Regenbogen. Ihr werdet wissen, dass er von mir kommt. Achtet auf die vielen kleinen Zeichen. Ein Schmetterling dort, ein Sonnenstrahl, der hellste Stern in der tiefsten Nacht. All diese Zeichen sollen Euch Hoffnung geben und vermitteln, dass es mir dort, wo ich jetzt bin gut geht und es Euch auch gut gehen darf.
Ich hab Euch ganz arg lieb, Euer Sternenkind
Text/Foto: Sternenkinder-Initiative Meitingen