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Bleib in meiner Nähe-Komm mir nicht zu nah

Bin heute schon wieder wahnsinnig früh aufgestanden. Im Zug nach Augsburg habe ich dann eine alte Schulfreundin aus der Grundschule Herbertshofen getroffen. Habe mich mit ihr bis Oberhausen (wo sie dann aussteigen musste) unterhalten. Die Fahrt von Augsburg nach Pasing war dann weniger spannend. Bin heute sogar pünktlich in der EJM angekommen.
Unser heutiges Seminar-Thema lautete: "Bleib in meiner Nähe-Komm mir niht zu nahe!-Aspekte der Präfention von sexuellen Missbrauch theaterpädagogisch und kultursensibel umsetzen". Frau Parvaneh Djafarzadeh war eine unserer Referentinen. Sie kommt aus dem Iran, ist Diplom Pädagogin und arbeitet bei AMYNA. Einem Verein zur Abschaffung von sexuellem Missbrauch und sexueller Gewalt in München. Sie leitete zusammen mit Sandra Meier, einer Diplom Sozial- und Theaterpädagogin dieses Seminar.
Zu allererst sollten wir uns vorstellen, da wir aus unterschiedlichen Seminargruppen stammten. Dann spielten dann mit Sandra ein wahnsinnig kompliziertes Namensmerkkennenlernspiel mit verschiedenen Bällen.
Pari (so nannten wir Frau Djafarzadeh) legte dann eine Folie auf, die den Begriff "sexueller Missbrauch" näher definierte. Sexueller Missbrauch kann mit und ohne Körperkontakt stattfinden und beginnt schon bei lüsternen Blicken und obszönen Witzchen. Dann stellte sie verschiedene Thesen auf. Wir FSJler mussten uns dann entscheiden, ob diese Thesen wahr oder falsch waren. These 1 lautete: "Sexuelle Gewalt findet oft in der Kernfamilie statt." Die Gruppe war gleich am Anfang geteilter Meinung. Die eine Hälfte entschied sich für "wahr" , die andere für "falsch". Zwar findet sexueller Missbrauch häufig durch Väter, Stiefväter, Brüder und Mütter statt, allerdings nur zu circa 20 Prozent. Es ist aber wahr, dass vor allem Bekannte (Erzieher, Lehrer, Ärzte, Nachbarn...), selten ganz Fremde, die Täter sind. These 2: "Ein großer Anteil der Täter ist bei der ersten Tat noch im jugendlichen Alter." Hier war sich der Großteil unserer Seminargruppe einig. Das stimmt nicht. Christian hatte nämlich das Bild des "alten pedophilen Sack" vor Augen. Allerdings klärte Pari uns dann auf, dass diese These sehr wohl wahr sei, denn "etwa 50% der erwachsenen Sexualtäterwiesen bereits im Jugendalter sexual deviante Interessen oder Handlungen auf." Vor allem deswegen ist es sehr wichtig, möglichst früh Präfention zu betreiben. "Sexueller Missbrauch durch Frauen ist eine absolute Ausnahme", so die dritte These. Auch bei dieser These mussten einige Gruppenmitglieder ihr Bild vom "pedophilen alten Sack" revidieren, denn nicht selten sind auch Frauen die Täter. Im Anschluss an dieses Thesenspiel war Mittagspause. Es gab Nudeln mit Soße. Lecker!
Im Anschluss daran kam der kultursensibele Teil. Erst sollten wir in einer Kleingruppe herausschreiben, was die Grundbedürfnisse eines Menschen sind. An Hand des Beispiel-Grundbedürfnis "Essen" stellten wir dann in einer Gruppenarbeit fest, dass verschiedene Nationen und Kulturen dieses Grundbedürfnis ganz unterschiedlich handhaben. Pari hat dann die "Brücke zum sexuellen Missbrauch geschlagen" und erklärt, dass unterschiedliche Nationen auch dieses Thema unterschiedlich sehen. Bei manchen Kulturen ist zum Beispiel das missbrauchte Kind "die Schande für die Familie" und nicht der Täter. Viele tun sich auch schwer mit einem Missbrauchsopfer in eine Einrichtung zu gehen, weil sie es gewohnt sind alles in ihrer Familie zu regeln und Fremde nicht in ihre Privatsphäre eindringen lassen. Im Anschluss daran: Theorie. Pari legte einige Folien auf und erläuterte uns, wie man präventiv vorgehen kann.
Um 17.00 Uhr war dann das Seminar aus und ich fuhr in der völlig überfüllten S-Bahn (Stromnetz war kaputt oder so) zum Pasinger Bahnhof auf dem ich dann eine halbe Ewigkeit (mit immer den selben Lautsprecherdurchsagen) auf meinen heimfahrtzug warten musste. Zwischen Augsburg und Langweid traf ich dann wieder einen alten Schulfreund. Diesmal einer aus der Realschule Meitingen. Der ist jetzt Optiker.

Liebe Grüße Ihr/Euer Felix Henkelmann

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