Schlagzeilen: Angst - Horror - Entsetzen
Angst. Das menschlichste aller Gefühle. Jeder hat sie schon erlebt. Und alle wissen, welches Spiel man mit diesem Gefühl treiben kann: die Medien, die Politiker, die Wirtschaftsbosse, die Konzernherren, Lehrer, Eltern ...
Die Schlagzeilen, die Angst und Hoffnungslosigkeit verbreiten, sind weit mehr Regel als Ausnahme. Sie sollen die Emotionen eines potenziellen Käufers wecken nach dem Motto: "Das muss ich unbedingt lesen." Aber sie sollen noch weit mehr. Sie zwingen zum Vergleich. Nehmen wir die Beispiele oben.
Altersarmut: Viele wissen, dass sie bereits jetzt davon betroffen sind. Trost für sie: Es werden noch viel mehr werden!
Und schließlich hat man selber ja noch das Privileg, "bereits" mit 65 gehen zu dürfen. Also: Alles halb so schlimm.
Job-Angst: Wer einen sicheren Job hat, lehnt sich erleichtert zurück. Wer Angst um den Job hat: Willkommen in der Gruppe all der Vielen, die diese Angst mit ihm teilen. Fazit: Alles halb so schlimm.
Bahnpreise: Für Betroffene, die die öffentlichen Verkehrsmittel regelmäßig nutzen, ein Horror, für den sie klar die GdL verantwortlich machen. Für Autofahrer ein kleiner Genuss nach dem Motto: Egal, was Sprit kostet, ein Umsteigen auf die Bahn lohnt nicht! Fazit: Alles halb so schlimm.
(Online-) Überwachung: Bürgern ohne Computer ist diese egal, oder sie freuen sich darüber. Nicht-Katholiken ist auch die Beichtstuhl-Überwachung allenfalls ein Schmunzeln wert.
Für Computer-Besitzer sieht es etwas anders aus. Ein primitiver Tipp-Fehler, z.B. "fake" statt "face" in einer Suchmaschine - und Du bist dran. Denn bei den 1.800 Computern, die vor wenigen Wochen in Deutschland untersucht oder beschlagnahmt wurden, wurde offiziell verkündet: "Es waren welche darunter, die nur für wenige Sekunden auf eine (kinder-) pornografische Seite zugegriffen haben ..." Fazit: Der soll ein Lexikon nehmen statt eine Suchmaschine zu benutzen. Alles halb so schlimm.
Die Angst, die mit diesen Schlagzeilen erzeugt werden soll, hat System:
Uns allen wird täglich vor Augen geführt, dass wir gefälligst den Mund halten sollen, weil es uns ja (noch !!!) so gut geht - was sich aber bald ändern kann oder wird! Wir werden systematisch darauf vorbereitet, dass man uns - dem "kleinen Mann" - noch weitaus mehr zumuten wird in Zukunft, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.
Und mit täglich kurioseren Ideen, was man noch alles überwachen könnte, wird uns vor Augen geführt, wie "frei" wir doch alle sind!
Aber der Generalverdacht gegen alle auf allen Gebieten - der so vollkommen unserem Grundgesetz widerspricht - wird ständig ausgeweitet. All das Gesagte bedeutet, zusammengefasst:
"Mund halten, schweigen, glücklich sein - ihr habt ja keine Ahnung, was wir noch alles gegen euch auf Lager haben!"
Warten wir's ab. Lehnen wir uns zurück und genießen wir die schöne Zeit, die wir noch haben. Denn "Angst schärft die Sinne" (siehe Foto: Diese Schlagzeile bezieht sich übrigens auf unsere Schüler und deren Angst vor Prüfungen. Die sollen sich doch freuen, dass sie "Angst" haben dürfen!)
Angst! Was für eine Gnade!
Ein klares "Jein", lieber Dietrich,
mir geht es auch um die nichtintegrative Angst, jene Angst, die vor Entsetzen geradezu lähmt und die Widerstandskraft minimiert. Die fehlt mir bei Deinen Definitionen ein wenig, aber gerade sie ist es, die unsere heutige Gesellschaft mehr kennzeichnet als vieles andere - die Angst vor dem, was morgen sein wird. Wir sind gesellschaftlich in einem riesigen Umbruch - im Grunde soll kein Stein auf dem anderen bleiben:
Heute ist zu lesen, dass die Übertrittszeugnisse abgeschafft werden sollen und nur noch der Elternwille entscheiden soll: schön für die Eltern, aber was bedeutet es für die Gymnasiallehrer, die plötzlich Hochbegabte und gering Begabte in einer Klasse sitzen haben - die Klassen aber auf einen einheitlichen, abiturfähigen Standard bringen sollen?
Die Hautpschulen sollen peu à peu abgeschafft werden - aber sind dann plötzlich alle Schüler für eine weiterführende Schulart geeignet?
Ab 2009 soll jeder in eine Pflicht-Krankenverischerung einzahlen - aber wer z.B. privat versichert ist, kann sich gerade mit seiner Pension / Rente oft diese irre teure Privat-KV im Alter nicht mehr leisten und gerät schon dadurch häufig die Altersarmut - auf Beispiele unmittelbar Betroffener aus derm engsten Umfeld verzichte ich hier.
Viele dieser "Reformen", die uns mit stetig steigender Schlagzahl präsentiert werden, sind völlig unausgegoren und schüren durch hingeworfene Panik-Schlagzeilen die Ängste.
Und ich meine hier keine philosophisch definierten, sondern die realen Ängste. Die sollen uns gezielt auf noch Schlimmeres vorbereiten, was längst in Vorbereitung ist. Denn jede neue Regierung in Land oder Bund, jeder neue Minister muss ja beweisen, dass er was "leistet" - indem er alles anders macht als sein Vorgänger - und dadurch "Profil" gewinnt.