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Zinstauschgeschäft, Zockerei, Derivat-Geschäfte?

Landsberg bei Zinstauschgeschäft in guter Gesellschaft.

Mit rund 2,5 Mio. Euro steht die Stadt Landsberg zum jetzigen Zeitpunkt mit einem sogenannten Zinstauschgeschäft bei einem Münchner Bankhaus im Minus. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass durch die lange Laufzeit des Vertrages doch noch ein Gewinn zu erzielen ist; zumindest eine Nullrunde verbucht werden könnte.

Viele Gemeinden aber auch viele Mittelständler haben derartige Geschäf-te wahrgenommen, um eine Zinsoptimierung zu erreichen. Dies geht solange gut, solange die Zinsen steigen. Mit fallenden Zinsen optimiert nur noch die Bank ihren Gewinn.

Herkömmliche Swap-Geschäfte vereinbaren einen Tausch z. B. von variablen zu festen Zinssätzen. Beim Vergleich zweier Zinssätze spricht man vom Zinsspread. Anders sieht es bei „Spread-Ladder-Swaps“ aus: Hier einigen sich Kunde und die Bank zu Beginn des Geschäfts auf einen Zinsnominalwert und schließen dann auf dieser Basis so quasi eine Wette ab, dass die Zinsen z. B. für 6-monatlich angelegte Gelder auf dem gleichen Niveau bleiben oder fallen und dass die Zinsen für 10-jährig angelegte Gelder steigen. Vergrößert sich der sogenannte Spread in den Folgejahren, erzielt der Kunde einen Gewinn und hätte weniger Zinsen an die Bank zu zahlen. Verringert sich der Zinsabstand gewinnt die Bank.

Wenn Medien seit Beginn der Schuldenkrise verbreiten, dass Regierungen den Rettungsschirm hebeln wollen und damit die doppelte oder gar dreifache Geldmenge verfügbar wird, kann der Bürger dies nicht mehr nachvollziehen. Offensichtlich wissen nur noch Finanzexperten oder -wissenschaftler welches Portfolio diese Erträge bringen soll. Derart willkommene Gelegenheiten zur Zinsoptimierung haben so manchen Kämmerer in den Kommunen animiert, seine fiskalischen Nöte auf diese Weise zu lindern.

Verkauft wurden diese umstrittenen Produkte vor allem um die Jahre 2003 bis 2005. Im Folgejahr trat dann tatsächlich der Fall einer umgekehrten Zinsstrukturkurve ein. Die Verluste dieser sogenannten Geldgeschäfte (Spread-Ladder-Swaps oder CMS) erreichten zum Teil mehrstellige Millionenbeträge. Betroffen davon sollen nicht weniger als 100 Kommunen sein. immerhin ist Landsberg hier in guter Gesellschaft mit Würzburg, Ravensburg, Hagen, Pforzheim, Bocholt oder der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen, selbst Mailand war im Boot, um nur einige zu nennen.

Diese hochkomplizierten Finanztermingeschäfte, oft mit zweifacher Hebelwirkung, sind nicht ohne weiteres nachvollziehbar und bergen ein exorbitant hohes Risiko. Selbst Banker oder Finanzberater wussten oft nicht was sie verkauften – geschweige denn ein Kämmerer was er einkaufte. Im Fall Landsberg zog der Kämmerer ein renommiertes Münchner Bankhaus und deren Tochterunternehmen für Vertragsabschluss und Beratung zu Rate. Und hier stellt sich die Frage: wurde das Finanzmanagement der Stadt Landsberg unzureichend oder falsch beraten. Inwieweit der Stadtkämmerer Verantwortung trägt, wird durch die Landesanwaltschaft Bayern festzustellen sein. Immerhin ist nicht auszuschließen, dass auch mit der Bank über eine Schadenminimierung verhandelt werden kann.

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