Theatercollage: Was bewegt Gewaltverbrecher?
Collage der 12. Klasse der Waldorfschule mit aktuellen Bezügen
Landsberg. „Richtung Sonne“ heißt die Theatercollage, die Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Landsberg derzeit einstudieren. Szenen aus dem Text „Roberto Zucco“ des französischen Autors Bernard-Marie Koltès und „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertolt Brecht verbinden sich mit von den Schülerinnen und Schülern selbst geschriebenen Szenen, entstanden aus Aussagen eines jungen radikalisierten Moslems aus Bayern. Die Regie liegt bei dem jungen Regisseur und Schauspieler Lukas König.
Das Stück „Richtung Sonne“ beleuchtet die Abgründe der menschlichen Gesellschaft. Wie denken und fühlen Serienmörder, Gewaltverbrecher, Terroristen? Die Schüler versuchen, dem Psychogramm solcher Täter auf die Spur zu kommen. „Roberto Zucco“ erzählt das Leben des italienischen Gewaltverbrechers und Serienmörders Roberto Succo, der von 1962 bis 1988 lebte und dem Koltès ein „Z“ im Nachnamen gab. Succo/Zucco ermordete seine Eltern, vergewaltigte, raubte. Welche Familienkonstellation steckt dahinter, was bringt einen jungen Menschen dazu, so zu handeln. Hatte Roberto Zucco eine Wahl? Und wie geht es den Opfern? Bezüge zu Hamlet und Ophelia, zu Ikarus´ Traum vom Fliegen und zu anderen Motiven werden hergestellt. Die Collage baut auf diese Bezüge und gestaltet sie weiter aus: Was bewegt junge Männer und Frauen, in einen Krieg aufzubrechen, den sie als „heilig“ ansehen? Und was empfinden die Mütter dieser jungen Menschen, gefangen in einem System wie Bertolt Brechts Mutter Courage (1941), die vom Krieg lebt, der ihr die Söhne raubt?
Was bewegt uns als Menschen? Auf der Bühne wird keine Antwort gegeben. Was bleibt, ist das Hinschauen, das Studieren (als Schauspieler oder als Zuschauer), die Beobachtung konkreten Lebens und die Frage: Was ist das – ein Mensch zu sein? Wer bin ich?
Aufführungen am 5., 6. und 7. Februar, jeweils 20 Uhr, im Saal der Freien Waldorfschule Landsberg. Münchener Straße 72. Der Eintritt ist frei, die Schüler freuen sich über Spenden.