Internationaler Experten-Austausch
„ZUsammenKUNFT“: «dieKunstBauStelle» initiiert Expertentreff zu interkulturellen Projekten in der Türkei.
Auf Einladung und Initiative des Landsberger Kulturvereins «dieKunstBauStelle» und der „Deutsch-türkischen Jugendbrücke“ (DTJB) reiste im April eine neunköpfige Gruppe nach Istanbul: Wolfgang Hauck, Leiter und Ideengeber des Vereins «dieKunstBauStelle» und des Theaterensembles «Die Stelzer», Stephan Reischl, PASCH-Experte beim Goethe Institut, Josef Eder, Tänzer und Choreograph, die Wissenschaftlerin Dagmar Boeck-Siebenhaar von der Freien Universität Berlin, die aus Taiwan stammende Regisseurin Nei-Wie Chan sowie ein Quartett aus Marktoberdorf: Monika Schubert, Leiterin der Theaterschule Mobilé, Harald Rüschenbaum als Vertreter des Landesjugend-Jazzorchesters Bayern, Emre Tutus, HipHop-Lehrer im Mobilé, und Selah Okul als Lehrer und Integrationsbeauftragter der Stadt.
Dies war der Gegenbesuch zur türkischen Kulturdelegation der Istanbuler Stadtverwaltung, die genau vor einem Jahr hier nach Landsberg reiste. Ihre besondere Abteilung heißt abgekürzt PGUB und steht für „Project Development and Implementation Unit“ des Distrikts Küçükçekmece, dem größten Stadtteil Istanbuls mit knapp 760.000 Einwohnern. Die Abteilung wurde im Jahr 2015 ins Leben gerufen, um gezielt Projekte für Jugendliche und junge Erwachsene zu planen, zu entwickeln und in Küçükçekmece durchzuführen. Dort leben allein 190.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 13 und 30 Jahren. Der Stadtteil ist durch seine verkehrsgünstige Lage und die starke Prägung durch Industrie und Handwerksbetriebe sehr von Flüchtlingen und Migranten besiedelt und deswegen auch ein sozialer Brennpunkt in der brodelnden Millionenmetropole.
Große Erwartungen in interkultureller Zusammenarbeit
Wolfgang Hauck hat aus seinen vielfältigen Projektbeziehungen ein Expertenteam zusammengestellt, um für das interkulturelle Projekt „ZUsammenKUNFT“ zunächst den Bedarf zu ermitteln, beratend zur Seite zu stehen, aber auch um konkrete Maßnahmen zu planen. Das Programm war straff gegliedert: Zwei Konferenzen bei Harun Kaya, dem Distrikt-Gouverneur von Kücükcekmece, Besuch einer Krankenpflegeschule, eines Montessori-Kindergartens, einer Mittelschule, diversen NGO-Einrichtungen, die sich um Flüchtlinge kümmern, Treffen mit Schuldirektoren verschiedenster Einrichtungen und jungen Lehrern, die ihren Alltag schilderten.
Nach vielen Gesprächen sollen nun auch konkrete Taten folgen: Workshops für die Lehrer, eine Projektwoche mit Schülern in Istanbul, ein anschließendes Festival und ein gemeinsames Sommercamp stehen auf der Agenda. Auch eine Fortsetzung eines solchen Arbeitstreffens ist bereits in Planung. „Die lokale Presse in Istanbul hat in großem Umfang von unserem Vorhaben berichtet, das macht deutlich: Es ist mit großen Erwartungen verbunden“, berichtet Wolfgang Hauck. Bereits jetzt gebe es Gespräche für eine Fortsetzung eines solchen Treffens. Auch hier wird der Landsberger Kulturverein «dieKunstBauStelle» initiierend und beratend tätig sein.
Förderung und Integration von benachteiligten Jugendlichen
„Grundsätzlich geht es darum, eine Fortbildungsakademie zu initiieren und zu begleiten“, berichtet Hauck weiter. „Wir möchten als Angebot für die 140 Schulen in diesem Stadtteil eine feste Einrichtung schaffen, in der die Lehrer mit ihren Schülern trainieren können. Besonders im Bereich von Kunst, Theater und Musik wird es Angebote geben, um die benachteiligten Jugendlichen und die Integration in diesem Distrikt zu fördern.“
Nach sechs Tagen ging ein fruchtbares Arbeitstreffen zu Ende, das ganz im Zeichen von Kultur, Kunst, Integration und Toleranz stand und für alle Beteiligten den Beginn eines großartigen Wissenstransfers darstellt.
Wissenstransfer in Landsberg
Am 27. Juni geht es nun mit dem Wissenstransfer in Landsberg weiter. Dann kommen 21 Jugendsozialarbeiter und Fachkräfte aus der Türkei, Irland und Deutschland, die im Bereich Integration und Inklusion von Migranten und Geflüchtete tätig sind, für eine internationale Fachtagung in die Lechstadt. Die Tagung mit dem Titel „In/outside of Lifeboat“ wird von der Europäischen Union als Erasmus-Projekt gefördert. Es wurde mit der türkischen Expertin für Jugendarbeit Didem Tuncer in Istanbul entwickelt und wird mit der irischen NGO „Love and Care for People“ durchgeführt. Dabei geht es eine Woche lang darum, Formate, Erfahrungen und neue Methoden zu diskutieren und auf internationaler Ebene die Praxiserfahrungen für zukünftige Strategien und Konzepte zu entwickeln.
Alle Infos zu den Projekten unter: www.dieKunstBauStelle.de