"Ich male eine Welt aus Worten"
Es war ein gelungenes Debüt unter Leitung der Flötistin Sabine Leitner. Die archaischen Klänge, die den Zuhörer in eine entrückte Zeit führten, sind wie geschaffen für die phantastischen Geschichten von Helmut Glatz, in denen es von Geschöpfen wimmelt, "die es noch gar nicht gegeben hat." Glatz beantwortete sich selbst die ungestellte Frage, warum er schreibe, mit den Worten: "Ich schreibe, um Welten zu schaffen." Es ist eine märchenhafte Welt, voll von einzigartigen Zauberwesen, die er seinen Zuhörern genüsslich präsentierte.
Zum Auftakt las er, gemeinsam mit Martje Herzog, aus seinem neuen Buch "Sturm im Widiwondelland", in dem es um einen besonders aggressiven geflügelten Drachen geht, der die große und kleine Tierwelt bedroht und schließlich durch die Bisse eines winziges Flohs, auf den er allergisch ist, unschädlich gemacht wird. Und doch sind seine phantastischen Geschichten keine reinen Kinderbücher. Auf der Erwachsenenebene erinnern sie immer wieder an das "Menschsein", hier auf unserer Erde in der Polarität von Gut und Böse, Licht und Dunkel. Zwischen Schöpfungsmythos und Märchen bewegt sich die Wortmalerei des Helmut Glatz, und hinter dem Nebel, aus dem Farbe und Form sich bilden, verbirgt sich ein breites Schmunzeln. In einer anderen Geschichte geht es dagegen um eine zukünftige Weltordnung, die er vor über zwanzig Jahren entworfen hat und die uns erstaunlich bekannt vorkommt. Menschen werden darin, computergesteuert, in Kategorien gezwängt, aus denen sie nicht ausbrechen können. Inzwischen ist seine Science-fiction von gestern die Realität von heute geworden. Das neueste Hobby des Autors ist die „spontane Kritzelzeichnung", aus der er dann nachträglich Geschichten schmiedet, die seinen grotesken Figuren ähnlich sind. Die Lesung endete mit einigen lustigen Tiergedichten, die einen ironischen Blick auf das Verhältnis von Mensch und Tier warfen. Alles in allem war diese musikalische Autorenlesung, da waren die Zuhörer sich einig, der Höhepunkt seit Gründung des Autorenkreises.
Text: Martje Herzog, Fotos: Roland Greißl