Das Fuchstal in Landsberg
Veranstaltung des Landsberger Autorenkreises
Der Landsberger Autorenkreis hatte sich für seine Juliveranstaltung etwas ganz Besonderes ausgedacht: Fuchstaler Literaten lesen in Landsberg. Denn das Fuchstal, so stellte Moderator Roland Greißl augenzwinkernd fest, ist die „geistige Kornkammer des südlichen Bayern“.
Dass das Fuchstal zwar Provinz, aber keineswegs provinziell ist, bewiesen dann die vier Vortragenden. Den Lesereigen begann Martje Herzog mit dem ersten Kapitel ihres Romans „Atemlose Einsamkeit“. Das Kapitel ist überschrieben „Von der Unmöglichkeit, einen Roman zu schreiben“, und auf hintergründig-humorvolle Weise erklärt die Autorin, warum der Roman – (leider!) – für immer unvollendet bleiben wird.
Roland Greißl wiederum stellte ebenfalls das erste Kapitel eines gerade im Entstehen befindlichen Werkes vor. Die Geschichte „Kiebitzeier“ spielt im dumpfen Milieu eines klösterlichen Knabenseminars; autobiographische Züge klingen an.
Bewundernswert die Frische und Eloquenz, mit der die 1928 geborene Maria Schütze- Bergengruen, Tochter des berühmten Schriftstellers Werner Bergengruen, aus dem Leben ihres Vaters berichtete. Wie ihr Vater sie einst an der Hand genommen hatte, so nahm sie auch das Publikum „an die Hand“ und führte es von Geschichte zu Geschichte durch die baltische Heimat. Dabei wurde die meisterliche Erzählkunst Bergengruens offenbar; besonders authentisch wirkten die phantastischen Geschichten, wenn Maria Schütze-Bergengruen in den Dialogen ihren heimatlichen baltischen Dialekt einfließen ließ.
Hochkarätige Lyrik bot anschließend Kevin Perryman, erfolgreicher Autor, Übersetzer, Verleger und Maler, der nunmehr im Fuchstal lebt. Es war erstaunlich, wie atemlos das Publikum seinem spannungsgeladenen Vortrag folgte. In seinen „alten“ Gedichten zeigt er sich durchaus als „Romantiker“, in dessen Zeilen, allerdings in moderner Diktion, gelegentlich Reminiszenzen an Landsberg und an die Landschaft am Lech aufscheinen:
„Hochwald geht in spärliches Gras über.
Von Nadelteppich zu Torfmoor,
schilffarben wie der Grenzstreifen
zwischen Gleis und Landschaft,
zwischen Trauer und Verstand...
Perryman spart aber auch Kritisch-Zeitgenössisches nicht aus, er rüttelt auf mit hochaktuellen Themen wie Krieg und Folter, Vertreibung und Rüstung. Besonders berührend sein Zyklus „Die Sieben Worte unseres Erlösers am Kreuze“, in dem er versucht, das Orchesterwerk von Joseph Haydn in einen zeitgemäßen Kontext zu stellen.
„Die Fuchstaler haben gezeigt, was in ihnen steckt. Nun müssen die Landsberger Autoren auch einmal ins Fuchstal kommen“, sagte eine Besucherin, als sie sich nach drei Stunden spannenden Literaturgenusses auf den Heimweg machte.