Beim letzten Mal zu wenig Zeit
Ingo Lehmann liefert Bolivien nach. Wie versprochen startete Ingo Lehmann die Fortsetzung seines Lichtbildervortrages über Südamerika in der Sportgast-stätte am Hungerbach.
Der Beamer im Sportzentrum wollte Daten nicht übertragen. Ein kurzer Umzug in ein anderes Nebenzimmer und etwa 30 Besucher erlebten einen Blick auf Land-schaften, Tiere und Menschen in einer Region, die nicht das übliche Klischee aus Medien oder Reiseprospekten zum Inhalt haben.
Ankunft am Flughafen Sucre. Er liegt auf 2.904 m Höhe. Der bolivianische Flugha-fen ist damit einer der höchstliegenden Airports. Der Wolkendunst um Sucre er-schwert die Start- und Landebedingungen, so dass häufig Starts und Landungen erst nach Abzug des Nebels erfolgen können. Sucre, die Hauptstadt Boliviens, liegt hoch in den majestätischen Anden. Im Herzen Boliviens, ist sie eine der schönsten Städte des Landes. Das Stadtbild wird von weißen Häusern und großen quadratischen Plätzen bestimmt. Wegen der vielen weißen Häuserfassaden wird Sucre auch „die weiße Stadt“ genannt. Erholsame Parks, enge malerische Gassen und viele religiöse Bauten aus den Zeiten der spanischen Kolonialherrschaft sind eine Freude für den Fotografen.
Eine Tagesreise entfernt liegt der Salar de Uyuni im Südwesten Boliviens. Er ist der größte Salzsee der Welt. Mit einer Fläche von 10.582 km² hat der See eine größere Flächenausdehnung als Niederbayern. Am Rande des Salar liegt südlich der Stadt Uyuni ein Eisenbahnfriedhof mit zum Teil über hundert Jahre alten Zügen. Die Fahrt vom Busbahnhof in Uyuni zum Hotel wurde mit dem Taxi zurückgelegt. Erst beim Aussteigen fielen Milchglasscheiben und ein Kreuz im hinteren Teil des Taxis auf. Ingo Lehmann dazu: „das war wohl das erste und letzte Mal zu Lebzeiten in einem Leichenwagen kutschiert worden zu sein“. Sieben Kilometer westlich von Colchani war ein vollständig aus Salz errichtetes „Salzhotel“, zu bestaunen.
Nächstes Ziel war Potosí. Die Stadt liegt zwischen 3.976 m und 4.070 m Seehöhe auf der Hochebene des Altiplano, in einer kargen, steppenhaften Gegend. Bereits im frühen 17. Jahrhundert machte das Silberreichtum Potosí zu einer der größten Städte der Welt und zählt heute mit 175.000 Einwohnern zu den höchstgelegenen Großstädten. Typische indianische Trachten prägen das Straßenbild. Frauen mit Melonen auf dem Kopf, eine Hutmode die aus England zur Zeit der Kolonialisie-rung mehr oder weniger in Bolivien entsorgt wurde. Kinder, die mit Handys noch zu begeistern waren, wurden Objekte für die Digitalkamera.
Etwas beschwerlicher ging es auf 4.000 Meter Höhe weiter. San Juan de Rosario ist eine Ortschaft im Departamento Potosí mit einem Museum, das explizit für Ingo Lehmann geöffnet wurde und als einziges Exponat eine Mumie aus der Zeit 1.250 vor Christus beinhalten soll. Soweit auf der vulkanischen Hochebene Landwirt-schaft betrieben wird, sind Lamas und Alpakas sowie deren wilde Art die Guana-kos, vereinzelt auch Emus und Kühe anzutreffen. Viele kleinere Seen sind von Flamingos bevölkert, die die Farbe ihres Gefieders je nach der zu findenden Nah-rung anpassen.
Nach einem Zwischenstopp in La Pas ging die Reise weiter an den Titicacasee. Während eines zweistündigen Aufenthalts am Regierungssitz Boliviens war ein Ri-tual der besonderen Art zu bestaunen: Eine Totenverehrung, an dem Besucher in quietschbunter Kleidung und mit zünftiger Musik an die Urnen begleitet werden. In der Urne war keine Asche, wie wir dies in unseren Breitengraden kennen, sondern der Kopf des Verstorbenen aufbewahrt. Die besondere Ehre, die dem Verstorbe-nen zu Teil wurde, war eine brennende Zigarette, die Besucher und Hinterbliebene durch das Gitter der Grabstätte schoben. Dieses Ritual ist vermutlich auf die Ver-mischung alter christlicher und heidnischer Religionen zurückzuführen.
Bei Copacabana denken die meisten an den berühmten Stadtteil in Rio de Janeiro. Doch es gibt noch einen anderen Ort, der den gleichen Namen trägt. Er liegt am Ti-ticacasee in Bolivien und nimmt sogar für sich in Anspruch, das Original zu sein. Auch die nahe gelegene Isla del Sol (Sonneninsel) lebt von einer Legende: Manco Capac, der erste Inka, soll von hier aus das Reich der Inka, das sich über 5.000 km erstreckte gegründet haben. Der größere Teil des Titicacasees liegt in Peru. Der Sage nach gründete der erste Inka Manco Cápac, der Sohn der Sonne, mit seiner Schwester Mama Ocllo die Stadt Cuscu. Aus dieser Zeit sind noch sehr viele Mau-ern aus Granitsteinen erhalten. Einer davon, der sogenannte Zwölfeckstein hat tou-ristische Berühmtheit erlangt. Fünf alte Kirchen mit vergoldeten Bildern und Skulp-turen zeugen heute noch vom ehemaligen Reichtum der Inkas. Doch in der Koloni-alzeit haben die Spanier alles an Goldschätzen eingeschmolzen und außer Landes gebracht.
Über Reisterrassen aus Natursteinen vorbei an einer heiligen Quelle ging es nach Machu Picchu. Machu Picchu ist eine gut erhaltene Ruinenstadt in Peru. Eine Stadt, die täglich von tausenden von Menschen besucht wird. Da sich die In-kastadt in einem schwer zugänglichen Gebiet befindet und es keine Straßen dort-hin gibt, wurde eine Bahnlinie von Cusco bis nach Aguas Calientes, einem Dorf am Fuße des Berges von Machu Picchu, gebaut. Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Die Wohnbauten sind voll funktionsfähig und gegebenenfalls in den letzten Jahren nach und nach in inkatypischer Bauweise rekonstruiert worden.
Die fantastischen Bilder lösten eine rege Diskussion aus. Das hatte Werner Gut-mann, der Leiter der Arbeitsgruppe 60Plus der Landsberger SPD, dieses Mal mit eingeplant. Gutmann bedankte sich bei Ingo Lehmann mit einer Flasche Roten. Die Besucher spendeten starken Applaus.