Von der Theorie in die Praxis
Eine Halbtagesfahrt unternahmen 35 Mitglieder der Arbeitsgruppe 60Plus der Landsberger SPD an den Lech bei Langweid. Ein Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Robert Rapp, den wohl renommiertesten Kenner des drittlängsten Donau-Nebenflusses in Deutschland, hatte ihnen vorweg alles Wissenswerte über den Lauf des Flusses vermittelt. Der Lech kommt aus Vorarlberg und betritt bei Füssen deutschen Boden. In einem weiten Flussbett mit sandigen und kiesigen Uferflächen fließt er breit in Richtung Füssen. Kurz vor Erreichen der Stadt stürzt er 12 Meter tief, spektaku-lär über den im 18. Jahrhundert errichteten Lechfall. Von dort geht es mitten durch den im Jahre 1954 künstlich angelegten Forggensee mit der Staustufe Roßhaupten. Insgesamt 23 solcher Staustufen reihen sich flussabwärts aneinander. Eine davon, die Staustufe und das Lechmuseum Langweid, war Ziel des Ausflugs. Eine besondere Attraktion ist die trocken gelegte histori-sche Schauturbine, die in zwei Ebenen begehbar ist. Ein Lehrpfad zum Thema Wasserkraft im Außengelände des Kraftwerks und der Nachbau eines historischen Lechfloßes runden die Ausstellung ab. Im zweiten Highlight der Fahrt, im Klostermühlenmuseum in Thierhaupten, ging es heiß her. Je höher sich die Führung im Gebäude erstreckte, desto anstrengender wurde es für die 60Plusler. Bei einer Temperatur, die weit über der im Freien lag, schaffte es nicht jeder bis unter das Dach des dreistöckigen Gebäudes. Einst war das ehrwürdige Benediktinerkloster jahrhundertelang das beherrschende Zentrum des Ortes. Zur Selbstversorgung errichteten die Benediktiner im Laufe der Zeit vier Mühlen: eine Sägemühle, eine Ölmühle, eine Papiermühle und eine Getreidemühle. Seit mehr als 450 Jahren befindet sich die ehemalige Getreidemühle am Ufer der Friedberger Ach. In der Abteilung Mahlmühle für Getreide wird ein altdeutscher Steinmahlgang der Technik des 20. Jahrhunderts gegenübergestellt. Mit einem nachgebauten Hadernstampfwerk, einer Bütte und einem Holländer - eine messerbesetzte Walze - wird die Papierherstellung aus alten Lumpen erklärt. Als Rohstoff für die Papierherstellung dienten Leinen-hadern, die Lumpensammler aus dem Bezirk zusammentrugen. Die Hadernmasse wurde ge-nässt und die durchfeuchteten Lumpenhaufen entwickelten Wärme. Nach einigen Tagen wurden sie gewendet, um erneut für ein paar Wochen zu faulen. Danach kamen sie in ein Stampfwerk. In der Bütte wurde der Stoff aus den gestampften Fasern mit Wasser auf die entsprechende Menge verdünnt. Beim anschließenden Gautschen wurde das nasse Blatt auf einen Filz gelegt, darauf kam wieder Filz und Blatt usw., um weitere Bögen abzugautschen. Das anschließende Trocknen erfolgte durch Aufhängen der Blätter, unter dem hohen, steilen Dach. Eine weitere Abteilung dokumentiert die Technik der alten Ölmühlen mitsamt den heimischen Ölfrüchten. Zu sehen ist eine nachgebaute Ölstampfe, eine Presse und ein Wärmeofen. Mit einem Funktionsmodell wird die Mechanik einer Deutschen Sägemühle des 18. Jahrhunderts aufgezeigt. Der Besucher kann sich auf Knopfdruck einen Eindruck von einer wassergetriebenen sogenannten „Deutschen Sägemühle“, mit nur einem Sägeblatt, verschaffen. Dieses war in das Gatter, einen festen Rahmen, einge-spannt und glitt damit zwischen den Gattersäulen auf und ab. Ein Teil des Museums ist ein wasserkraftbetriebenes Pumphaus, das zur Trinkwasserversorgung des Benediktiner Klosters, im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Die Funktionsweise des Wasserhauses mit seinen wasserkraftgetriebenen Pumpen wird im Klostermühlenmuseum in einem Modell erklärt. Geplant war ein Be-such der Klostergaststätte, die unerwartet geschlossen war. Die Museumsleiterin wusste Ersatz: den 14 km entfernten Biergarten des Schlossbräustüberl Scherneck in Rehlingen. Steil und in Serpentinen ging es zum Schloss bergauf. Nach einer derart schweißtreibenden Exkursion wur-de die Gruppe dann doch noch mit einem deftigen Abendessen und einem frischen Glas Bier im Biergarten für einen geschichtsträchtigen Ausflug belohnt. Kurz nach Ausfahrt aus dem Parkplatz bedauerten die Seniorinnen und Senioren einen Pkw-Fahrer, der auf der engen, steilen Straße ein gutes Stück bergab rückwärtsfahren musste, bis ihn der Bus – kein üblicher Reise-bus, sondern ein Linienbus - passieren konnte.