Managergehälter und die „soziale Schere“
Managergehälter sind in jüngster Zeit sehr stark ins Gerede geraten, nicht nur, weil es einigen von ihnen an Gefühl für die gesamtgesellschaftliche Situation sehr mangelte, sondern auch, weil sie in keiner Relation stehen zu der erbrachten Leistung. Für wenige Jahre Tätigkeit Summen zu kassieren, die andere bei täglichem Arbeitsstress im Laufe ihres gesamten Arbeitslebens nie erreichen könnten, schafft Verbitterung. Doch sind diese Summen im Vergleich zu den Transferzahlungen von Fußballstars – z.B. bei sog. „Wunderkindern“ aus Brasilien – oder bei „Schlagersternchen“, die einmal im Leben ein Erfolgsliedchen trällern und ein Leben lang daran verdienen, immerhin „erarbeitet“ bzw. „verdient“, zumindest, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Die lohnt es zu betrachten.
Als „gut“ und erfolgreich wird ein Manager heute angesehen, wenn seine Firma schwarze Zahlen schreibt und wenn auch die Zukunfts-Prognose in diese Richtung geht. Der sogenannte „Shareholder-Value“ steigt bei börsennotierten Unternehmen – Ziel erreicht. Der klassische Fall ist, dass dies mit einem Stellenabbau einhergeht, mit der Schließung von Filialen oder Segmenten einer Firma. Die Deutsche Bank, aktuell BMW mit Superergebnis im vergangenen Jahr (+9,5% Umsatz) – sie alle verkünden „sozialverträgliche“ Massenentlassungen. Für die Übrigen sind oft die Kürzung von Lohnnebenleistungen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld die Folge oder eine höhere Arbeitszeit bei gleicher Entlohnung. Der Chef des Unternehmens bekommt dafür oft sog. „Aktienoptionen“, die er dann, bei günstigen Kursen, gewinnbringend abstoßen kann (Post).
Daher müsste ein Ansatzpunkt lauten: Gute Managergehälter ja, Aktienoptionen ja, wenn ein Manager wirklich „gute“ Arbeit für sein Unternehmen leistet. „Gut“ könnte sein, dass er
+ für jeden Arbeitsplatz, den er in der Firma neu schafft, bestimmte Zuwendungen bekommt – und nicht für deren Abbau,
+ die Zufriedenheit der Mitarbeiter(innen) erhöht - statt durch immer mehr Leistungsdruck für Demotivation im Betrieb zu sorgen,
+ bei gutem Geschäftserfolg die Arbeitsplätze nicht um kurzfristiger Erfolge willen ins Ausland verlagert (AEG, Nokia),
+ durch sein Know-How die Produktpalette konkurrenzfähig gestaltet und nicht „das Rad neu erfindet“, also Dinge (weiter-) produziert, die andere längst besser und billiger herstellen.
Für den Staat bleibt dann nur noch die legale Aufgabe, exorbitant hohe Gehälter auch so vernünftig zu besteuern, dass auch Spitzen-Manager noch gerne in Deutschland arbeiten. Denn gebraucht werden sie.
Doch auch diese müssen sich ihrer Verpflichtung aus Artikel 14,2 unseres Grundgesetzes bewusst sein: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Im Klartext:
Wer mehr hat, muss mehr für jene aufbringen, die (unverschuldet) weniger haben. Nur so kann die „soziale Schere“ wieder etwas entschärft werden. Dies hat nichts mit "Sozialismus" zu tun, mit dem bereits wieder Wahlkampfängste geschürt werden, sondern mit einem funktionierenden Sozialstaat laut Grundgesetz. Nur so kann verhindert werden, dass 82 Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, bei ihnen käme vom Aufschwung nichts an.
Unzählige Mittelstandsbetriebe führen vorbildlich vor, dass dies funktioniert. Sie sind die wahren Arbeitsplatz-Beschaffer. Sie verdienen es, dass unsinnige bürokratische Hürden aller Art, z.B. aus Brüssel, massiv abgebaut werden.
Lieber Roland, du sprichst mir aus der Seele. Wenn wir unsere Mittelstandsbetriebe nicht hätten, wäre unser Arbeitsmarkt eine einzige Katastrophe. Diese Betriebe, Gott sei Dank noch mehrheitlich in privater Hand, werden von Menschen geführt, die sich in der Verantwortung sehen für das Unternehmen und dessen Mitarbeiter.
Eigentum verpflichtet: Wen sollte denn das Eigentum einer Siemens- oder Telekom-Aktie verpflichten? Die Anteile sind fast alle im Streubesitz. Und wenn es größere Pakete gibt, werden sie von Hedge-Fonds (Heuschrecken) gehalten, die nur den schnellen Profit im Auge haben. Ansätze der Politik, die Einflussmöglichkeit zu begrenzen, z. B. in Heiligendamm, sind bisher an den Interessenvertretern der angelsächsischen Länder gescheitert. Nachhaltige Lösungen müssen über alle Grenzen hinweg erarbeitet werden.