Für alles ist ein Kraut gewachsen …
… und die Kräuterhexe Traudl Manka kennt es! Und weil das Wissen darüber in die Welt soll, hat sie kürzlich zur Kräuterwanderung eingeladen. Teilnehmerin Carmen Kraus aus Landsberg berichtet von ihren Erfahrungen.
Doch wer nun meint, man würde mit ihr nur durch Feld und Flur streifen, Kräuter bestimmen, darüber reden und dann nach Hause gehen, der kennt die Traudl nicht!Und auch nicht Gottfried Blätz, den Koch und Inhaber der Gaststätte „Landhaus Blätz“ in Asch. Bei Letzterem wurden die Teilnehmer des Kräuterseminars am späten Vormittag erwartet – zu ihrer Überraschung im Garten, bei einer Holzlaube, in der ein alter Sparherd stand, in dem bereits fröhlich ein Feuer züngelte. Davor luden ein paar Bänke zum Sitzen ein. Auf den Tischen rundum lagen bereits Kräuter, Tinkturen, Öle, Salben …
Und dann erzählte die Traudl mit dem ihr eigenen Humor von ihrer Kindheit auf dem Bauernhof, davon, dass nicht nur Ehrenamt, sondern auch Kräuterwissen in ihrer Familie Tradition hat. Zum lebenden Beweis dafür stand ihr Sohn Josef uns an diesem Tag als weiterer Eingeweihter, aber auch als Grillmeister zur Verfügung. Die kompetente Runde ergänzte ein Freund, Bernd Taryne, ein Pilzkenner, der im Herbst eigene Seminare gibt.
Nach einem kurzen einführenden Teil bewegte man sich ein paar Schritte durch den Garten und hinaus aufs Feld. Was vorher wie ein schlichter grüner Rasen aussah, entpuppte sich für die Augen der Aufgeklärten als reich gedeckter Tisch: Vogelmiere, Gänseblümchen, Bärlauch, Labkraut, Gundelrebe, Günsel, Giersch, Sauerampfer, Fingerkraut, Rotklee, Kuckucksnelke, Schafgarbe, Gundermann, Brennnessel und viele mehr wurden vorgestellt, ihre Heilwirkung, die richtige Verwendung, auf Gefahren hingewiesen – immer mit einer Prise Humor gewürzt.
Die Teilnehmer sammelten sogleich Essbares in ihre Papiertüten und brachten es anschließend zum Koch. Hier wurde es nochmal mit Kennerblick begutachtet, Unbrauchbares aussortiert, und schließlich machte man sich gemeinschaftlich ans Zubereiten. Kräuter wurden gehackt, größere Blätter kleingezupft, Gurken gewürfelt, Tomaten zerteilt. Denn auch das gemeinsame Zubereiten und Verkosten war Teil des Seminars.
Traudl bereitete unter den interessierten Blicken im Handumdrehen eine schmackhafte kalte Gurkensuppe mit Kräutern und Creme fraîche und dekorierte sie gewitzt mit Löwenzahn-, Gänseblümchen- und Rotkleeblüten sowie einem Streifen Räucherlachs. Dazu gab es frisches Baguette. Köstlich!
Inzwischen hatte Gottfried Blätz Bärlauchblätter durch Pfannkuchenteig gezogen und die knusprigen spindelförmigen Streifen auf die Salatteller verteilt, die Bernd mit Kräutersaucen und Vinaigrette verfeinerte. Für den nächsten Gang wurden zahlreiche frische Eier aufgeschlagen. Vor unseren Augen bereitete der Koch eine Sauce Hollandaise mit Wein und Kräutern zu. Sie schmeckte vorzüglich zum Grillfleisch und den Kräuter-Bratkartoffeln des Josef Manka.
Gottfried Blätz legt Wert darauf, dass in seiner Küche keine Fertigprodukte und keine gekauften Kräutermischungen mit dubiosen Zutaten verwendet werden. Alles kocht er selbst aus frischen Zutaten, denn nur so kommt ein gesundes, vitales Essen auf den Tisch. Noch einmal wurden Eier bemüht, als die Nachspeise bereitet wurde: eine Zabaione mit Zitronenmelisse und Orangensaft. Die Ohs und Ahs der Verkoster zauberten ein zufriedenes Lächeln auf die Gesichter der Veranstalter.
Währenddessen gab Traudl Manka ihr Wissen über den Wirkungskreis von Gundermanntinkturen und Brennnesselbrühe, Ringelblumensalbe und Rosmarin- und Johanniskrautöl preis, und erklärte, wie man selbst Tinkturen, Öle und Salben herstellt. Schließlich bot sich noch die Möglichkeit, solche zu erwerben, ebenso wie einige besondere Teemischungen.
Einige Teilnehmer schrieben eifrig mit, andere begnügten sich mit dem Kauf des Büchleins „1 x 1 für Kräuterhexen“ mit Tipps aus Traudls Kräuterhut. Nächstes Jahr wird es wieder ein Kräuterseminar geben, dann aber einen Monat später, im Juni, wenn andere Kräuter wachsen. So kann man von Jahr zu Jahr sein Wissen erweitern. Traudl sprach’s und lächelte dazu: „Ich hoffe, ihr kommt wieder!“ Die rund 26 Teilnehmer konnten sich gar nichts anderes vorstellen. Hochmotiviert verließen sie den grünen Garten. Einen Rasen sehen sie von nun an nicht mehr, und der Speisezettel wird gewiss zunehmend grüner …
Wer selbst Mittelchen gegen Hexenschuss, unreine Haut oder Magengrimmen herstellen will, wird auf Traudls Homepage fündig: http://rengtengteng.de.tl