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Wolfsziegel

Ein Ziegelstein als Warnsirene

das war und ist eine Ziegelsteinkonstruktion die, oft einfach, aber auch skurril geformt, auf den Hausdächern der Bergdörfer angebracht war,
als Warninstrument vor der bevorstehenden Kälte.

Immer war er so gestaltet, dass er durch den einfallenden Wind in die Hohlräume im Stein oder durch unterschiedlich breite Löcher oder Schlitze zu "singen" begann, und so die Funktion einer Warnsirene besaß.

Der Windeinfang war nach Osten oder Nordosten gerichtet, und die einfache aber zuverlässige Technik war so ausgelegt, dass er nur reagierte, wenn aus dieser Schlechtwetterrichtung ein kalter und starker Wind wehte, der die bittere Kälte und den Schneefall ankündigte,
an warmen Sommertagen sang der Wolfsziegel trotz Wind nicht.

Doch im Winter, und besonders im Januar und Februar kündigte er Gefahr an, die einsam gelegenen Dörfer drohten durch den Schnee von der Außenwelt abgeschnitten zu werden, und was noch schlimmer war, die Wölfe aus den Bergen kamen, um Nahrung zu finden, bis in die Dörfer und vor die Häuser der Menschen.

Nun ging es aber nicht darum, sich darauf vorzubereiten, die Wölfe zu verjagen, was ohnehin erfolglos bleiben würde, man konnte nicht Tag und Nacht, und über Monate hinweg, das Dorf wolfsfrei halten, die Warnung diente dazu, nun bislang frei laufende Haustiere, in den Stall oder ins Haus zu holen, damit sie nicht Beute der hungrigen Wölfe wurden.

Wolfsziegel sind historisch hauptsächlich belegt in den Pyrenäen und im Alpengebiet.

In Niedersachsen hat es wohl nie Wolfsziegel gegeben, denn das einsam gelegene Dörfer durch Eis und Schneestürme von der Außenwelt abgeschnitten wurden, ist zwar schon passiert, allerdings nicht über Monate hinweg, und Wölfe gab es auch lange nicht, doch das hat sich geändert, denn der Wolf ist zurückgekehrt, und macht negative Schlagzeilen, die alte Furcht vor dem bösen Wolf ist wieder da, und wenn ich so an frühere Wanderungen durch den Harz denke, der ja damals noch wolfsfrei war, weiß ich nicht, ob ich das heute noch machen würde.

"Das ist alles Quatsch", sagte man mir, "der Wolf greift keine Menschen an, es sei denn, er hat Tollwut" (also der Wolf)

So richtig beruhigt hat mich das nicht.

Die Meinungen gehen auseinander, das ist normal, aber die Diskussion ist nötig, denn inzwischen sollen etwa 30 Wölfe sich ins schöne Niedersachsen verliebt haben, und möchten hier wohnen bleiben, was zweifellos beweist, das sie einen guten Geschmack haben, und den haben blutrünstige Bestien eigentlich nicht.
"Es ist gut, dass der Wolf wieder in unseren Wäldern ist", sagen die Förster, "sie verhindern, dass einige Menschen nicht mehr die Wege verlassen, und somit alle Waldtiere ungestört bleiben".

Sie setzen also auf die Angst der Menschen, nicht besonders geschickt, wie ich meine.

Niedersachsen war immer Wolfsland, sie gehören dazu, hört man, dem wird entgegen gehalten, das sei zwar richtig, aber so wie es sich heute darstellt, mit modernen Verkehrswegen durch Straße und Schiene, und durch die Lebensgewohnheiten der Menschen ist es eben kein Land mehr für Wölfe.
Dazu kommen Meldungen von gerissenen Schafen und Rindern, berechtigte Entschädigungsansprüche von Landwirten liegen vor, Sätze wie:
"Heute Schafe und Rinder, und morgen unsere Kinder" sind zu hören,

heißt das: in der Mehrzahl keine Lobby für den Wolf?

Also mir wäre auch nicht ganz wohl, wenn mir plötzlich mitten im Wald ein Wolf gegenüberstände, oder womöglich gleich ein ganzes Rudel, aber das ginge mir bei Wildschweinen auch so, doch das ist mir noch nie passiert.

Davon abgesehen werden wir die Wölfe nicht mehr zurückdrängen können, und der Gedanke, sie einfach abzuschießen, bloß weil sie Wölfe sind, ist unerträglich, doch wie wird die Entwicklung weiter gehen, auch Bären gab es hier früher, und wenn ich an den Fortschritt in der Gentechnik denke, auch das Mammut war hier mal zu Hause, noch früher die Saurier, aber das gehört nicht hierher.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass eine Tierart zurück kommen will, wir werden genau wie der Wolf auch, lernen müssen, miteinander zu leben, und irgendwie ist es doch schön, wenn jemand nach langer Zeit wieder nach Haus kommt, und das gilt nicht nur für den Wolf, wenn ich das hinzufügen darf.

Und was den Wolfsziegel betrifft, den brauchen wir auch nicht, was brächte es uns ein, wenn der tatsächlich mitten in der kalten Nacht loslegen würde, vermutlich eine Vorladung zum Schiedsmann am nächsten Tag.

Nein, den lass ich auch weg

Gerd Szallies

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9 Kommentare

> "klar hast du Recht, doch noch ist ja nicht gesagt, dass ein Wolf so bedrohlich ist"

Die Angst reicht doch.
Ein entlaufener Tiger frisst auch nicht stündlich dutzende von Menschen, sondern ab und an mal einen Happen... und er kann auch nur immer an einer Stelle sein und nicht überall... aber den will man ja auch nicht ;)

> "und Raubsaurier wird es hoffentlich nicht geben"

Die gabs aber auch mal. Nach der Logik der Fans der künstlichen Wolfsansiedlung müsste man die Raubsaurier auch wieder ansiedeln...

> "und außerdem halte ich im Moment Zecken für viel bedrohlicher"

Ratten auch ;)
Und holst du sie dir freiwillig wieder zurück in den garten, nachdem du sie erfolgreich vertrieben hast, weil die "ja mal da waren"? ;)

Vielleicht ist ja manche Angst im Land übertrieben... aber der Bohei mit der Wiedereinführung des Wolfes erst recht... (wie so viele Hypes um den krampfartigen Erhalt mancher Lieblingsarten ;))

Hallo Irene

schwer zu beantworten, aber du hast Recht, gute Ideen brauchen wir jetzt

denn richtig ist natürlich auch, dass es niemals zu Zwischenfällen kommen darf,
bei denen Menschen in Gefahr sind,

aber gilt ja für alle Situationen im Leben

by the way............der Account bleibt?

> "In Afrika (gibt es zwar keine Wölfe) aber Löwen und co bedrohen auch dort die Nutztiere und es sind Mittel und Wege gefunden um das zu verhindern."

Ja, die Jagd.
Der Kontinent ist auch nicht mehr wild, sondern zersiedelt.
Und wo Menschen siedeln, wollen sie nicht gefressen werden und nicht ihre Nahrung verlieren durch Schädlinge (egal, ob da Käfer Getreide oder Raubtiere Nutztiere bedrohen).

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