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Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg 1. Teil

Der Weg in die Katastrophe

dies ist kein Kriegstagebuch, sondern der Versuch einer etwas anderen Chronik, die hier ohne jegliche Emotionen in zwei bis 3 Folgen geschrieben werden soll, verbunden mit einer Frage.

als "offizieller" Beginn des Krieges gilt der 3/4. August 1914
unmittelbar davor ist folgendes passiert:

versuchen Sie sich vorzustellen, diese Tage seien heute, und das Folgende wäre jetzt passiert, oder würde noch passieren:

28. Juni
bei einem Besuch In Sarajevo, der Hauptstadt Bosniens, den er trotz vielfacher Warnungen vor einem Attentat antritt, werden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, von Gavrilo Princip, einem Mitglied der serbisch-nationalistischen Bewegung Mlada Bosna, in ihrem langsam fahrendem Auto auf offener Straße erschossen.
Sogar der serbische Premierminister Nikola Pašić soll ihn auf diplomatischen Wegen dringend abgeraten haben, an diesem Tag nach Sarajewo zu kommen.
Als Begründung für die Mordanschläge werden der Kampf um die Befreiung Bosnien-Herzegowinas von der Österreich-Ungarischen Herrschaft mit dem Ziel einer Einigung der Südslawen unter Führung Serbiens genannt.

Dieser 28. Juni des Jahres 1914 war der 525. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, der Veitstag, ein geschichtsträchtiges Datum für die Serben und dient dem Gedenken an den bei der Schlacht gefallenen Fürst Lazar, einem der wichtigsten Heiligen der serbisch - orthodoxen Kirche, ob dieser Tag bewusst gewählt wurde, wird allerdings von Historikern bezweifelt, sie gehen davon aus, das dieses Datum reiner Zufall war, das Attentat war danach schon lange vorher geplant und sollte bei der "nächstbesten Gelegenheit" ausgeführt werden, und diese Gelegenheit kam eben an diesem Tag, Anschlagsziel sollte gezielt ein hohes Mitglied der Habsburger Monarchie sein.

Anmerkung: Die Schlacht auf dem Amselfeld
Im Jahr 1389 standen sich Osmanen und Christen in der Nähe von Priština am Flusslauf des Lab im heutigen Kosovo gegenüber, um ihren Einfluss auszudehnen, der Ausgang der Schlacht wird unterschiedlich bewertet, nachdem auf beiden Seiten die Anführer gefallen waren, zogen auch beide Seiten ihre Truppen zurück, lt. Chronik konnte jedoch verhindert werden, das zwei serbische Fürstentümer unter den Einfluss der Osmanen gerieten.

Ein paar Tage später, im Juli eskalieren alle und von Anfang an halbherzig geführten "diplomatischen Aktivitäten zur Beilegung der "Sarajewo-Krise", es wird schnell ein Fall der europäischen Großmächte, die aus Eigennutz ihre Chance sehen, sich daraus Vorteile zu verschaffen, alte Wunden brechen wieder auf, und führen schnell zu gegenseitigen Schuldzuweisungen und Drohungen, es kommt zur "Juli-Krise", in der der Krieg als einzige denkbare Folge daraus bereits als unvermeidbar bei allen feststeht und gewollt ist, man brauchte dafür nur einen Anlass, und der war nun da, das Attentat selbst ist zur Nebensache geworden.
5. Juli
als erste Handlung in dieser "Krise" sichert Deutschland Österreich-Ungarn "mit sofortiger Wirkung" die bedingungslose Bündnistreue im Kriegsfall durch den sogenannten "Blankoscheck" zu.

22. Juli
Im Gegenzug besucht der französische Staatspräsident Russland, und beide Länder sichern sich die gegenseitige Unterstützung im Kriegsfall zu.

23. Juli
Österreich-Ungarn stellt Serbien ein Ultimatum mit von vorn herein ganz bewusst unannehmbaren Forderungen, bis hin zum totalen Souveränitätsverlust Serbiens.

25. Juli
die serbische Regierung versucht, auch um den Eindruck zu verhindern, als Kriegstreiber da zustehen, das schlimmste zu verhindern und kommt Österreich-Ungarn entgegen, indem sie alle Forderungen akzeptiert, soweit sie nicht die serbische Souveränität einschränken, wohl wissend, dass genau dies die Hauptforderung ist, und Österreich an Verhandlungen gar nicht interessiert ist, und so kommt es auch, Österreich bricht alle diplomatischen Beziehungen zu Serbien ab.
Unmittelbar danach versichert sich Serbien offiziell der längst zugesagten russischen Unterstützung in einem Krieg und macht mobil.

28. Juli
Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg.

29. Juli
der österreichische Kaiser Franz Joseph wendet sich in einem Manifest an seine Untertanen, die in einer Sonderausgabe des „Amtsblattes der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien“ abgedruckt wird und in der er um Verständnis dafür bittet, dass er jetzt "zum Schwert gegriffen" hat.
Titel des Manifestes: "An meine Völker"

30. Juli
Russland macht mobil

1. August
Deutschland erklärt Russland den Krieg

3. August
Deutschland erklärt Frankreich den Krieg und Kaiser Wilhelm sagt zu seinem Volk:
"Ich kenne jetzt keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche"

4. August
Deutsche Truppen marschieren in Belgien ein
(nachdem Belgien ein von Deutschland gefordertes Durchmarschrecht nach Frankreich verweigert hat)

4. August
Großbritannien stellt sich auf die Seite der russisch-französischen Entente und tritt in den Krieg ein

1914 gab es ca. 50 souveräne Staaten auf der Welt
21 Staaten kämpften auf Seiten der Entente
4 auf Seiten der Mittelmächte
9 weitere Staaten brachen die Beziehungen zu Deutschland ab
16 Staaten verhielten sich neutral
in Europa waren das:
Schweden
Schweiz
Niederlande
Dänemark
Norwegen
Spanien

Die Aufzählung der Staaten kann geringfügig anders sein, so genau war das nicht zu recherchieren, an der Aussage selbst würde das nichts ändern

alle kriegführenden Staaten werden bis Kriegsende etwa 70 Millionen Männer in den Krieg schicken, der in Europa, dem nahen Osten, in Afrika, in Ostasien und auf allen Weltmeeren geführt wird.
17 Millionen Menschen werden ihn nicht überleben.

Ende Juli ist der Krieg noch nicht "ausgebrochen", doch aufzuhalten ist er nicht mehr, weil keiner der europäischen Großmächte das will, und nicht alle, aber die meisten Menschen in fast allen Teilen Europas jubeln:

" Es wird Krieg geben, endlich"

Ende des ersten Teils

Nachsatz:

das ist wirklich kein Artikel für die Sommerzeit, und nach so viel schönen Fußballerlebnissen, und es gibt sicherlich akut wichtigere Probleme, doch vor 100 Jahren in genau so einer schönen Zeit ist das alles passiert

und jetzt meine Frage

an die klugen unter uns
an Frauen und Männer
an Mütter und Väter
an die Psychologen
und an Menschen wie du und ich

zur Erinnerung

zwei Menschen werden umgebracht, und dieser Mord löst, wie auch immer, die bis dato größte von Menschen gemachte Katastrophe seit dem Urknall aus.

Wie war das möglich?

ich weiß es nicht

Gerd Szallies

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25 Kommentare

> "Wie weit "Konkurrenz" oder "Kooperation" die dominanten Charaktereigenschaften von Menschen werden liegt wohl eher an den gesellschaftlichen Gegebenheiten und der Prägung im Kindesalter"

Das liegt beides dem Menschen in den Genen.
Das Umfeld bietet die Bedingungen dafür, wie das real ausgelebt wird, werden kann, werden muss...

> "Einspruch Euer Ehren. Was Du hier zeichnest ist ein Zerrbild des Christentums. Ja, es hat diese Gräuel gegeben. Ja, die Täter haben sich auf ihren Gott berufen. Aber Mord und Totschlag als "typisch christlich" zu bezeichnen, wird der Sache in keiner Weise gerecht."

Warum nicht? Das waren 2000 Jahre reales Christentum.
Und Mord und Totschlag gibt es sogar in der Bibel - gewünscht von Gott.

> "Als atheistischer Agnostiker (um mal eine Schublade zu gebrauchen) bin ich der Ansicht, dass die christlichen Ideale Glaube, Liebe und Hoffnung nicht dadurch diskreditiert werden, dass in ihrem Namen unsägliche Verbrechen begangen wurden. Genausowenig wie ich der Ansicht bin, dass die Ideale der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Solidarität) durch die Blutorgein der Jacobiner diskreditiert sind."

Das mit der Revolution stimmt. Aber das Beispiel hinkt.
Wo sind denn "Glaube, Liebe und Hoffnung" christliche Ideale?
Glaube ist Glaube - das ist nichts typisch christliches sondern eben Glaube ;)
Und Liebe und Hoffnung sind ja nun auch nichts typisch christliches, sondern einfach nur menschliche Empfindungen...

> "Mein Menschbild ist stark geprägt von den Vorstellungen, die Erich Fromm entwickelt hat"

Klingt zumindest interessant.

> "Auf dieser Website"

Hab den ersten Absatz gelesen... schade, sehr technikfeindlich... und das in einem Vortrag der sich angeblich FÜR mehr Utopien einsetzt... schon widersprüchlich ;)

»Hab den ersten Absatz gelesen... schade, sehr technikfeindlich... und das in einem Vortrag der sich angeblich FÜR mehr Utopien einsetzt... schon widersprüchlich«

Naja, Utopien beziehen sich ja nicht nur auf Technik, sondern auch auf gesellschaftliche und menschliche Aspekte.

Hier ein Video zum Thema "Krieg", das man nicht oft genug anschauen kann.

> "Naja, Utopien beziehen sich ja nicht nur auf Technik, sondern auch auf gesellschaftliche und menschliche Aspekte."

Ja, aber dazu gehört auch der Umgang mit Technik & Co... mit einer Steinaxt kann man den Nachbarn erschlagen oder schicke Totempfähle schnitzen... darüber kann man "utopieren"... aber die Steinaxt zu verachten und verbannen, macht dagegen wenig Sinn ;)

Der Mensch will seine Spielzeuge, Werkzeuge, medizinische Versorgung, usw. - also gehört das zu Utopien...

Und viele Utopien kann man auch auf Technik & Co basieren lassen...

> "Hier ein Video zum Thema "Krieg", das man nicht oft genug anschauen kann"

Ja, nett... aber eine Binse... ;)

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