Noch ein Tag…..Buß- und Bettag
Ein Nachruf auf einen Tag, der in diesem Jahr, wie ich finde, häufiger als sonst im Gespräch ist.
„Den Buß- und Bettag gibt’s nicht mehr“ erhält man meist als Antwort, wenn man Menschen auf den Tag 11 Tage vor dem 1. Advent anspricht, was natürlich nicht stimmt, und das wissen auch alle, er ist lediglich kein gesetzlicher Feiertag mehr, stimmt auch nicht, denn in Sachsen gibt es ihn noch so wie früher in ganz Deutschland, stimmt auch nicht, in der DDR wurde er bereits 1966 abgeschafft, aber vor Bundesrepublik und DDR war er doch immer ein Feiertag, nein, stimmt auch nicht, während der 2. Weltkriegs wurde er zunächst auf einen Sonntag gelegt, und dann ganz abgeschafft, „um alle Kräfte der großen Sache“ nämlich der Kriegsführung zur Verfügung zu haben, nach dem Krieg wurde er in der Bundesrepublik wieder eingeführt, in der DDR war er bis 1966 ein arbeitsfreier Feiertag.
Im Rahmen des Einigungsvertrages wurde der Buß- und Bettag 1990 gesetzlicher (arbeitsfreier) Feiertag in Deutschland, aber nicht lange, im Jahr 1994 war schon wieder Schluss, da beschloss die amtierende Regierung, diesen gesetzlichen Feiertag ab 1995 wieder abzuschaffen, weil man diesen Tag als Arbeitstag brauchte, um die große Sache Pflegeversicherung zu finanzieren.
Irgendwie kommt mir diese Begründung bekannt vor.
Wie dem auch sei, nun ist er weg, aber welchen Sinn hatte und hat dieser Tag überhaupt, um innezuhalten? zur Besinnung zu kommen? über das Leben nachzudenken? und da er als kirchlicher Feiertag entstanden ist, in die Kirche zu gehen?
Braucht man dazu einen eigenen gesetzlich verordneten Tag?
Ja, sagen die einen, weil Menschen erinnert werden wollen oder erinnert werden müssen, und weil dazu ein Tag der Ruhe nötig ist, und nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch draußen.
Nein, sagen die anderen, das alles kann man auch so haben, dazu bedarf es keiner gesetzlichen Vorschrift, und in die Kirche kann man auch abends gehen, und für sich selbst zu entscheiden, ob und wie man diesem Tag Rechnung trägt, sei viel wertvoller, und würde diesem Tag eher gerecht, ähnlich dem Muttertag, aber da wird auch gesagt, „Brauchen Sie einen Muttertag um Ihrer Mutter Blumen zu schenken“.
In Frage stellen kann man alles, Antworten finden ist viel schwieriger.
Jüngere Menschen kennen Buß- und Bettag, so wie er früher war gar nicht mehr, wie sollten sie ihn denn vermissen, und wir älteren, die einen sind im Rentenalter und die anderen, die nun bis zum 67. Lebensjahr arbeiten sollen ( genau wie die jetzt jüngeren auch) würden es sicherlich begrüßen, wenn er wieder eingeführt würde - und es gibt durchaus Bestrebungen in dieser Richtung - doch das Argument „Wir wollen unseren Feiertag wieder haben“ wird nicht greifen, weil da ja die schrecklichen Lohnnebenkosten sind, und die Menschen in Sachsen müssen für ihren Tag schwer bezahlen, allerdings nicht alle, nur die Arbeitnehmer, 0,5% vom Bruttoarbeitslohn zusätzlich zahlen sie in die Pflegeversicherung ein, mehr als dieser Tag kostet, und rechtens ist das auch, denn das Bundesverfassungsgericht stufte das als zumutbar ein.
Aber auch In anderen Bundesländern können sich Arbeitnehmer, sofern gedeckt durch ein entsprechendes Feiertagsgesetz , Buß- und Bettag frei nehmen, allerdings nicht umsonst, für diesen Tag müssten sie einen Gehaltsverzicht akzeptieren, und zwar vom Bruttogehalt, was eine geringere Bemessungsgrundlage für die Sozialversicherungsabgaben bedeutet kann, mit Auswirkungen auf ihre Rente.
Zustehende Rechte auch wahrnehmen muss man sich eben leisten können.
Ein Tag der Besinnung war dieser Tag wohl nie so ganz, kein anderer Feiertag wurde und wird so kontrovers beurteilt wie der Buß- und Bettag, und so sehr gebeutelt, es wird ihn wohl in alter Form nicht mehr geben, und was ist mit dem Grünkohlesen?
das könnte die Werkskantine auch an diesem Tag anbieten, sonst müssen wir es wohl auf einen anderen Tag verschieben, so wie nach „Abschaffung des 17.Juni“, dem Tag der deutschen Einheit, (bundesdeutscher Ausflugstag)
da musste ich mir dann auch einen anderen Tag aussuchen, um schwimmen zu gehen.
Also Ade Buß- und Bettag, wie er früher war, es wird ihn nicht mehr geben, obwohl…...man soll niemals nie sagen, denn schön war er, dieser Tag der den November mit geprägt hat, auf jeden Fall.
Gerd Szallies
> "Ich gehe davon aus, dass die (zukünftige) aktuelle Regierung schon in den Koalitionsverhandlungen darüber berät, wie sie den (selbstverständlich überwiegend gläubigen) Arbeitnehmern einen zusätzlichen freien Tag bescheren kann, ohne deren Einkommen zu schmälern."
Ja, klar - und im Himmel ist Jahrmarkt ;)
Nee, nee, da muss der Bürger (egal, ob als Gläubiger für rel. Tage oder als Staatsbürger für nationale Tage) schon den Mund aufmachen und sowas einfach mal wünschen ohne gleich verschämt im Boden zu versinken oder buckelnd "Gegenfinanzierungsgeschenke" anzubieten.