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Johannistag, ein Tag im Juni

"An Johanni verändern sich die Menschen"

ein Satz, den ich als Kind gehört hatte, und der irgendwie hängen geblieben ist

und er könnte stimmen, denn der 24. Juni hat so einiges zu bieten, so markiert er das Ende der Schafskälte, und den inzwischen wohl eher symbolischen Beginn der jährlichen Ernteperiode, vom Spargel mal abgesehen, dessen Ernte oder stechen geht an diesem Tag zu Ende, und es ist der längste Tag des Jahres, das genau 6 Monate später Heiligabend ist, kommt noch dazu, und es ist das Geburtsdatum von Johannes dem Täufer, der als Vorläufer und Wegbereiter Jesu dargestellt wird, er kündigt das Kommen eines Heilands an, Jesus lässt sich von ihm taufen, und dadurch öffnet sich ihm der Himmel,

Grund genug, ein wenig nachzudenken an diesem Tag, der in die Zeit der Sommersonnenwende fällt, mit Brauchtum aus heidnischer Vorzeit, das bis heute erhalten ist, am bekanntesten ist das Sonnenwendfeuer, das man im Verlauf der Christianisierung kurzerhand übernahm und es Johannisfeuer nannte, und obwohl es Europaweit bekannt und angefacht wird, hab ich noch niemals eines gesehen, das Osterfeuer, das die Wintergeister vertreiben soll ist sicher die bekanntere Variante,

Sinn des Johannisfeuers oder auch Sonnenwendfeuer ist es Dämonen auszutreiben, also böse Geister, die lt. der Dämonologie, einer kirchlichten Theorie, den Menschen auf jede nur denkbare Art böses, oder gehässiges antun wollen, zumindest bis Johanni, wo sie dann, wie gesagt, durch Feuer vernichtet werden,

sind die Menschen also nach dem 24. Juni nicht mehr gefährdet, doch heißt es da von Fachleuten, wenn nämlich vorher das dämonische die Menschen erreicht hat, so dass diese nun selbst bösartig werden, ist weiter Vorsicht geboten,

und an dieser Theorie könnte was dran sein, und ich meine hier nicht die schlimmen Dinge, die auf der Welt passieren, nein ich meine die kleinen zwischenmenschlichen Bosheiten, denen wir ausgesetzt sind, und die wir (oder zumindest ich - also manchmal) austeilen, und das vor und nach Johanni,
wie sieht es also damit aus, und wenn ich, ohne von mir abzulenken zu wollen, meinen Freund Bernd wieder vorschicken darf, der sich mit kleinen und letztlich harmlosen Bosheiten ganz gut auskennt,

seine Schwiegermutter heißt Marianne, genannt Mary, liebt Rudi Schuricke und die "Flippers"und ihr Lied "Caprifischer"

dort heißt es u.a.im Text

"Bella, bella, bella Marie,
bleib' mir treu,
ich komm' zurück morgen früh"

diesen Text hat er verändert, wenn Schwiegermutter naht

dann heißt es

"Bella, bella, bella Marie,
häng dich auf,
ich schneid dich ab morgen früh"

Schwiegermutter kennt diese Textvariante wahrscheinlich, aber sie kennt auch Bernd, und verzeiht sie ihm,

und wenn sie heute "myheimat" liest, und das macht sie, nimmt sie mir diesen Text sicher nicht übel

er hatte auch mal, rein theoretisch, die Idee 3 Oliven mit Stein in eine Stachelbeertorte zu mischen, es blieb bei der Theorie, selbstverständlich
vermutlich hatte er ohnehin nur schwarze Oliven im Kühlschrank,

wobei meine Schlussfolgerung auch etwas boshaftes in sich hat,

auch jemanden über die Wahrheit ganz egoistisch im unklaren zu lassen, kann schon leicht boshaft sein,

vor einigen Jahren klingelte es mittags öfter bei uns, wenn wir öffneten war außer ein paar Jungs, die vorüber gingen, niemand da, dann klebten Zettel an der Tür mit der Aufschrift "Ich liebe dich" und ähnlichen Worten, nach einigem Nachdenken kam die schmerzliche Erkenntnis, nicht wir waren gemeint, sondern Sonja, die damals 13jährige hübsche Tochter unserer Nachbarn, und Täter waren die Jungs, die unschuldig guckend in der Nähe waren,

ich klärte den Irrtum auf, erstens aus männlichem Mitgefühl, und zweitens um auch den Papa von Sonja in den Genuss dauernder Bimmelei kommen zu lassen,

nun hatten wir also Ruhe, glaubten wir, doch das Klingeln samt Liebesschwüren ging weiter, dann stellte sich heraus, es gab eine zweite Gruppe von Verehrern, die von der falschen Haustür nichts wussten, und die erste Gruppe, obwohl sie sich bestens kannten, dachte gar nicht daran, die anderen zu informieren,

soviel dazu

kleine und hoffentlich als harmlos aufgefasste Bosheiten sind Teil unseres Lebens,

so kann man beispielsweise im Büro einen Kaffeautomaten so umprogrammieren, das erst der Kaffee kommt, und dann der Becher, das sollte man allerdings schnell wieder rückgängig machen, und zwar aus Kostengründen, da man den Betroffenen natürlich ihre 50 Cent erstatten muss

Aprilscherze können boshaft sein, wie folgender:

"ich bin mit dem Auto, das du mir geliehen hast, liegen geblieben"

"Wieso, was ist damit"

"jemand sagte, ich hätte Wasser im Vergaser"

"das ist nicht weiter schlimm, wo steht denn der Wagen"

"Im Maschsee"

Aprilscherze bieten jedoch die Möglichkeit, sie so zu formulieren, dass jemand, der verklappst wird, mit lachen kann, und diese Variante sollte man immer wählen

bleibt noch die Schadenfreude, sie ist etwas ganz anderes, und niemals wirklich harmlos, Freude zu empfinden, wenn ein anderer Schaden erleidet oder verzweifelt ist, ist widerlich, und da das Sonnenwendfeuer ja nur die Dämonen erreicht, sind wir selbst gefordert, sollten wir derartige Ambitionen haben, uns zu verändern,

an Johanni oder an irgend einem anderen Tag,

das könnte die Botschaft sein von Johannes dem Täufer an seinem Ehrentag,
den es seit dem 5. Jahrhundert gibt.

Gerd Szallies

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Johannes der TäuferJohannistagdie Menschen verändern sichSonnenwendfeuer

8 Kommentare

ja natürlich.........auf dem Flohmarkt:-)))))

> "ja natürlich.........auf dem Flohmarkt:"

Achsooo... nee, schaff ich nie ;)

Andreas, das ist sehr schade:))

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