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Das neue Jahr und der Salzfraß

Als ich vor ein paar Tagen etwas verspätet die Sonntagszeitung aufschlug, die uns wie immer pünktlich um halb sieben in den Briefkasten gesteckt wurde, wurde ich auf der ersten Seite durch eine Reklame mit der Frage überrascht, „Was haben Sie bislang gegen Salzfraß unternommen“, ich fühlte mich irgendwie angesprochen, quasi ertappt, und dachte nach, denn die Zeit zwischen den Jahren ist die Zeit dafür.

Nein, dagegen hatte ich nichts unternommen, eigentlich noch nie , und die Frage traf mich völlig unvorbereitet, ich wollte grad weiter lesen, weil jetzt ja ein kluger Rat samt Allheilmittel kommen musste, als das Telefon klingelte, ein ehemaliger Kollege war am Apparat und wollte wissen, ob wir Silvester schon was vor hatten, und ob ich meine guten Vorsätze für das neue Jahr schon zusammengestellt hätte.

„Bisschen viel auf einmal“ meinte ich, „vielleicht nicht mehr über dumme Witze lachen“, „So wie den? „fragte er:
“ Wenn ein Polizist zu mir sagt - Papiere - und ich sag - Schere -, hab ich dann gewonnen?“

Ich seufzte, „ok ok“ sagte er, „ich sehe, du hast zu tun, also bis später“, es war völlig klar, er wollte nur seinen Witz los werden.

Ich dachte weiter nach, jetzt unter Einbeziehung des Telefongesprächs.
Also, ich musste das Salzfraßproblem lösen, ich wusste nicht, was wir Silvester machten, und gute Vorsätze hatte ich auch nicht.

Ich holte Rat bei meiner Frau wegen Silvester und den guten Vorsätzen, den Salzfraß erwähnte ich nicht, und sie sagte Silvester kommen doch Ines und Bernd, ich nickte, das wäre also geklärt, blieben die guten Vorsätze, die es so in sich haben, denn erstens durften es nicht zu viele sein, und zweitens sollte man sie einhalten, wenigstens eine Zeit lang.

Auch hier half mir meine Frau, „Was würdest du denn anders machen“ fragte sie, und das war die Lösung, denn da fiel mir Nadine Stair aus Louisville, Kentucky ein, über die ich neulich etwas gelesen hatte, eine Frau von der ich nicht weiß, ob es sie wirklich gegeben hat, oder ob sie nur eine literarische Figur ist, und man ihr die folgenden wunderbaren Worte in den Mund gelegt hat, mal im Alter von 85 Jahren, mal mit 87 Jahren, aber das ist eigentlich auch egal, hier sind sie: (in etwa)

„Wenn ich mein Leben noch einmal leben dürfte“

Wenn ich mein Leben noch einmal leben dürfte, würde ich viel verrückter sein, und ich würde nur die sehr wichtigen Dinge richtig ernst nehmen und würde den Mut haben, dazu zu stehen.
Ich würde mehr Risiken eingehen,
ich würde mehr Berge besteigen, und viel öfter in eiskalten Flüssen schwimmen
Ich würde wohl mehr echte Schwierigkeiten haben und nicht so viele, die ich mir nur eingebildet habe, die es in Wirklichkeit gar nicht gab
Ja, ich hatte wunderbare Momente – und wenn ich mein Leben noch einmal zu leben hätte, würde ich sie genießen, und aufpassen, dass sie nicht zerstört werden, und vor allem, ich würde sie nicht selbst zerstören.
Ich würde darauf achten, dass kein schöner Traum zerplatzt
Ich würde die einfachen schönen Momente lieben und ich würde mir wünschen, dass es mehr davon gibt.
Wenn ich mein Leben noch einmal zu leben hätte, würde ich vom ersten Frühlingstag bis in den Herbst hinein barfuß gehen.
Ich würde mehr Karussell fahren,
ich würde viel mehr Sonnenuntergänge bestaunen,
und
ich würde unendlich viele Gänseblümchen pflücken.

Soweit Nadine Stair ( in etwa )

Das alles oder zumindest einiges könnte man doch schon nächstes Jahr machen, das wären dann wirklich schöne Vorsätze, und der Salzfraß?, ja da müsste man sich auch mal drum kümmern, vielleicht auch im nächsten Jahr, oder so, mal sehen

Ein schönes 2013 Ihnen allen

Gerd Szallies

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2013Gänseblümchen pflückenNadine Stairder SalzfraßDas neue Jahr

2 Kommentare

Gerd, ich kann nicht anders, wenn ich etwas ganz genau weiß, muß ich es einfach schreiben, der Borges, das ist eines meiner Lieblingsgedichte – und mitnichten hat das irgendeine Nadine geschrieben !!!!!!!

AUGENBLICKE

JORGE LUIS BORGES (1899-1986)

Kurz vor seinem Tod hat der große
argentinische Dichter Jorge Luis Borges
das Wesentliche in wenigen Worten zusammengefasst:

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte...

Im nächsten Leben würde ich versuchen,
mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen.
Ich würde mehr entspannen.
Ich wäre ein bißchen verrückter, als ich es gewesen bin.
Ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren, mehr reisen,
mehr Sonnenuntergänge betrachten,
mehr Bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen.
Ich war einer dieser klugen Menschen,
die jede Minute Ihres Lebens fruchtbar verbrachten.
Aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,
würde ich versuchen, mehr gute Augenblicke zu haben.

Falls du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben!
Nur aus Augenblicken:
Vergiss nicht den jetzigen!!!

Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an
bis in den Spätherbst hinein barfuss gehen.
Ich würde mehr mit Kindern spielen...

...wenn ich das Leben noch vor mir hätte.

Aber sehen Sie, ich bin 85 Jahre alt und weiß,
dass ich bald sterben werde.

liebe Romi

vielen Dank für deinen Text,

ich sagte ja auch, ich weiß nicht ob es Nadine wirklich gegeben hat, sie ist offenbar eine literarische Figur,

und ich hab ihre Worte ja auch ein wenig abgewandelt

auf jeden Fall hab ich mich über deine Nachricht sehr gefreut

liebe Grüße

Gerd

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